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Doktern an Symptomen

In Frankfurt geht's heute - mal wieder - „um die Zukunft des Golfsports in Deutschland". Der Deutsche Golf Verband (DGV) hat für diesen 29. November einen außerordentlichen Verbandstag einberaumt und präsentiert seinen Mitgliedern etliche Anträge, um „die Golfentwicklung nachhaltig zu fördern". Im Wesentlichen sind das:

Die Einführung einer sogenannten flexGolfCard, die es erstens schon längst gibt, landläufig als DGV-Ausweis bekannt und sehr flexibel mit mannigfaltigen Angeboten bestückbar, und die - zweitens - das hiesige Golfspiel dank der vom DGV so hübsch propagierten „Trennschärfe" gegenüber dem DGV-Ausweis endgültig zur Zwei-Klassen-Gesellschaft geraten ließe.

Eine crossmediale Werbekampagne im Gesamtwert von 4,9 Millionen Euro brutto, viel Geld auf den ersten Blick, „Peanuts" freilich angesichts der Zielsetzung, mit der die Laufkundschaft per TV-Spots und allerlei sonstiger Werbung von den Vorzügen des Golfspiels umschmeichelt und zu Schnupperkursen verführt werden soll. Der Claim steht schon fest: „Golf. Mitten ins Glück". Klingt wie der Titel einer neuen Telenovela!. Na dann ...

Und damit die schmusigen Sprüche und die hübschen Bilder nicht vor Ort gleich wieder ad absurdum geführt werden, bietet der DGV dem „Local Business" eine - kostenpflichtige - Managementberatung an, denn man hat tatsächlich erkannt, „dass dem Management vor Ort für die zukünftige Golfentwicklung eine große Bedeutung zukommt" und dass „die Veränderung im Golfmarkt das Clubmanagement vor zusätzliche neue Herausforderungen, insbesondere im Marketing, Vertrieb und Kundenmanagement" stellt. Hört, hört!

Garniert ist das Ganze mit flankierenden Maßnahmen: Bei Einführung der „flexGolfCard" wird die Ausweiskennzeichnung mittels Hologramm abgeschafft, stattdessen wird der DGV-Ausweis sonstwie aufgewertet, wegen der „Trennschärfe". Und die ungeliebte VcG wird entweder zum Zentralmanager der „flexGolfCard" umgewidmet oder in den Schatten einer dafür neu gegründeten DGV-Unternehmung verbannt.

Was bedauerlicherweise nicht zur Abstimmung steht, sind die Willkommenskultur und Servicementalität allzu vieler deutscher Golfanlagen, die zeitgemäße Markt- sowie Marketing-Kompetenz und die Beratungsresistenz allzu vieler Anlagenbetreiber und - nicht zuletzt - das Selbstverständnis und die Attitüde allzu vieler Golfer...

Hier krankt der Patient in Wahrheit, alles andere ist doktern an Symptomen!

Aktualisierung: Die Werbekampagne erhielt ein positives Plazet; ab 2016 gibt's überdies noch das Lebenshandicap 18,5, einmal erreicht, für die golferische Ewigkeit zementiert. Wenigstens bei der „flexGolfCard" bewiesen die DGV-Mitglieder einen klaren Kopf und schmetterten den Ausweis-„Homunkulus" mit brachialer Mehrheit ab. Dafür bleiben dem Sport das Hologramm und die VcG erhalten. Fazit des ganzen „Programm 2018"-Theaters mit Arbeitsgruppen und Roadshows: Außer Spesen nichts gewesen...

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