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Je besser das Loch-Ergebnis, desto größer Ihr Vogel

Ostern steht vor der Tür, und obwohl das Jahr schon einige wunderbare Golftage anzubieten hatte, fängt die Saison traditionell in diesen Tagen offiziell an. Bevor's rausgeht auf den Platz, erzählt The FairGreen Magazine, was Golf mit der Börse zu tun hat und warum wir auf der Runde am liebsten einen Vogel haben.

Richtig aufgewärmt oder doch vom Parkplatz direkt an den Abschlag? Dann kann sich der erste Schuss aus dem Haus schon mal verirren. Haus? Ja, Tee leitet sich vom gälischen „tigh" (Haus) ab und meint den Bereich, in der vor Einführung des hilfreichen Stiftchens der Ball von Sandhäufchen abgeschlagen wurde.

Als Erfinder gelten übrigens ausgerechnet zwei amerikanische Zahnärzte. Der eine, Dr. George Franklin Grant, meldete am 01. Juli 1899 in Boston einen hölzernen Pflock mit Gummi-Kopf zum Patent an, macht aber nichts aus seiner Erfindung, so dass die Golfer zumeist vor dem Drive weiterhin mit nasser Hand Sandhäufchen formten. Der andere Dentist, William Lovell aus New Jersey, reüssierte am 5. Mai 1922 (Patent Nr. US 1493687) mit einem rein hölzernen und damit für die Massenproduktion tauglichen Tee. Durch eine aggressive Marketingkampagne und mit dem damaligen Superstar Walter Hagen als Testimonial eroberte das Reddy Tee die Golfplätze.

Künstliche Abschlagshilfen gab's gleichwohl schon vor Lovell und Grant: Am 16. August 1889 ließen sich William Bloxsom und Arthur Douglas in Schottland eine Ballauflage aus Gummi patentieren (GB 12941), so ähnlich wie die Einsätze in den heutigen Abschlagmatten, die als erstes Tee-Patent der Welt gilt.

Aber zurück zum Ab- und einem eventuellen Fehlschlag. In Privatrunden tun dann manche so, als wäre nichts gewesen und legen einfach einen nach. Einen Mulligan, der gern auf den kanadischen Hotelier David Mulligan zurückgeführt wird. Der hat sich in den 1920er-Jahren bei seinen Golfrunden im St. Lambert Country Club von Montreal nämlich mit schöner Regelmäßigkeit „Korrekturschläge" zugestanden und erst angefangen zu zählen, wenn ihm der Drive genehm war.

Unser Schlag freilich landet direkt beim ersten Versuch ordentlich auf dem Fairway, das früher fair green hieß und eben den fair zu spielenden, weil kurz geschnittenen Bereich der Golfbahn benennt.

Par 5, das Grün lockt in der Ferne, Holz drei und los. Aber Übermut tut selten gut und warm sind wir auch noch nicht richtig: Der Ball geht mächtig nach rechts weg, ein Slice, für 90 Prozent aller Golfer das natürliche Handikap. Statt zu fluchen, brüllen wir „Fore"! Die einen sagen, es handele sich um die Verballhornung von „watch out ahead!" („Pass auf auf da vorne!") zum einsilbigen „(be)fore" („vorne"). Andere glauben, das sei der verkürzte Weckruf für den „Forecaddie", der früher stets voraus geschickt wurde und den Ballflug verfolgen musste, damit nicht allzu viele der kostspieligen Featheries verloren gingen.

Alles gut, Ball gefunden. Im sehr kurzen Semi-Rough abseits des Grüns. Ein Pitch („to pitch"/werfen, aber auch „pitch"/Neigung, Schräge) steht an. Bloß keine Angst vor dem Bunker, der rechts von der Spiellinie auf einen versemmelten Schlag lauert. Trotz des martialischen Namens sind das lediglich die Gruben, in denen die alten Schotten zusammen gekehrten Sand „gebunkert", will heißen gelagert, und als Hindernis gestaltet haben. Ein „Bonker" ist im Altschottischen nichts anderes als eine Kiste oder Truhe.

Ganz nebenbei: Das Sand-Wedge fürs Bunkerspiel mit seiner ausgeprägten hinteren Kante an der Schlägersohle haben wir dem siebenfachen Major-Sieger Gene Sarazen zu verdanken, der mit den herkömmlichen Schlägern im Sand nicht mehr zurecht kam. Also tüftelte „The Squire" in Sachen Bounce was aus und führte sein neues Eisen erstmals bei der Open Championship 1932 vor, die er prompt gewann.

Aber jetzt vielleicht doch kein Pitch, besser ein Chip. Den Ball flach halten. Am Bunker vorbei. Statt des Wedges, des Keils, ein Eisen sieben für einen „bump & run". Früher hieß der Schläger Mashie-Niblick. Bis in den 1930er-Jahren der Grand-Slam-Sieger Bobby Jones kam und nach dem Ende seiner formidablen Golfkarriere als Schlägerentwickler für Spalding die Stahlschäfte propagierte und den Eisen in einem Abwasch statt ihrer so klangvollen Namen die noch heute gültigen Nummern verpasste.

Aufs Grün also. Mit dem dritten Schlag. Womöglich tot an die Fahne. Dann zum Birdie verwandeln - das wäre cool! Und ist das gleiche: Im US-Slang war ein „bird" ehedem, was wir heute als „cool" bezeichnen. Ein Mann namens Ab Smith hat's erfunden, 1898 im Atlanta City Country Club nach einer gelungenen Annäherung: „What a bird of shot [(Was für ein cooler Schlag]!" Sprach's und lochte zu Eins unter Par ein. Die Steigerungen Eagle und Albatros sind nur folgerichtig: Je besser Ihr Lochergebnis, desto größer Ihr Vogel.

Zuerst wird die Pitchmarke ausgebessert, die so heißt, weil früher auf den windigen und brettharten Linksplätzen viel flacher gespielt wurde als heute und nur die hohen, die „geworfenen" Bälle Druckstellen im Grün hinterlassen haben. Jetzt das Tap-in. Aber das kennen wir doch alle: Kaum Distanz, trotzdem wird das Loch immer kleiner! Von wegen normierte 10,795 Zentimeter (4,25 Inch) Durchmesser. Wer denkt sich so was aus?

Natürlich der Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews. Weil die Kollegen in Musselburgh schon 1829 das erste Lochschneide-Gerät erfunden haben, hat der R&A 1891 in wirtschaftlicher Steigbügelhilfe genau dessen Maß als Standard bestimmt. Spätestens, als St. Andrews 1897 das erste Regel-Komitee bildete und damit zum Gralshüter des Golfspiels avancierte, war's dann sowieso Gesetz.

Dem R&A ist auch die 18-Loch-Runde zu verdanken. Auf den Links von St. Andrews spielten die Altvorderen schon im 15. Jahrhundert elf Löcher „out" und „in", also eine 22er-Runde. Allmählich wurde es durch den Fortschritt bei Schlägern und Bällen aber hier und da zu kurz (das Problem gab's damals schon). Deshalb vereinte man 1764 einige Bahnen, das ergab zufällig neun Löcher. „Out" und „in" macht zusammen 18: Die Golfrunde war geboren! Und weil St. Andrews nun mal die Golf-Hauptstadt war, folgten alle anderen Clubs dem Beispiel.

Klar fällt auf unserer Runde das Birdie! Andere Ergebnisse passen nicht zu einem imaginären Saison-Auftaktloch. Trotzdem die Erklärungen: Par kommt aus der Börsensprache und bezeichnet den Nennwert einer Aktie. Und auch den Nennwert eines Platzes, seit der Golf-Reporter A. H. Doleman sich 1870 vor der 11. Open Championship in Prestwick bei Professionals nach dem Optimum für den 12-Loch-Kurs erkundigte. 49 Schläge wurde ihm genannt, die er als das „Par" veröffentlichte.

Lange Zeit indes stand Bogey für den „ground score" eines Platzes, weil die britischen Gentleman-Golfer, allen voran Major Charles Wellman aus Norfolk/England, mit einem Gassenhauer auf den Lippen die Vorgabe jagten: „I'm the bogeyman [der schwarze Mann], catch me if you can." Bogey, im Sport auch als Angstgegner umschrieben, war also anfangs sogar erstrebenswert und wurde von Dr. Thomas Browne, dem Sekretär von Wellmans Great Yarmouth Golf Club, denn auch als offizielle Bezeichnung für das Ergebnis eines Amateurs gemäß Lochstandard definiert.

Erst später rückte der Begriff als Maßstab für Freizeit-Golfer um einen Schlag nach hinten, während die Profis von je her mit dem „Nennwert" hantierten. 1911 definierte der US-Verband USGA das Par endgültig als Begriff für ein „perfektes Ergebnis ohne Fehler und bei normalen Wetterbedingungen unter Berücksichtigung von zwei Putts je Grün".

Schönes Spiel!

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