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Melissa Hertwig
Ist es heiß hier drin oder ist das Spyro? Der lila Kult-Drache ist zurück und heizt Nostalgikern mächtig ein. Ob das Remake auch Neulinge verzaubert, erfahren Sie im Test!
In den vergangenen Jahren ließ sich Spyro ein wenig treiben. Fans bekamen den kleinen lila Drachen wenn überhaupt nur in der „ Skylanders"-Serie zu Gesicht - und selbst dort spielte er eine eher unscheinbare Rolle. Genau 20 Jahren nach seinem ersten Auftritt traut sich der junge Hüpfer nun wieder ganz alleine auf Ihre Konsole zurück. In „Spyro - Reignited Trilogy" kommen Sie in den Genuss der ersten drei Ableger der Kultreihe: „Spyro the Dragon", „Spyro 2 - Gateway to Glimmer (Ripto's Rage)" und „Spyro 3 - Year of the Dragon" erstrahlen als Dreierpaket im frischen HD-Remake. In der Hand neuer Entwickler soll er also den Sprung in dieses Jahrzehnt schaffen - kann der Drache heutzutage noch neue Spieler ohne die rosarote Nostalgie-Brille begeistern?
Testfazit
Spyro hat nicht nur das Geheimnis ewiger Jugend geknackt, er macht dabei auch eine ziemlich gute Figur: Die aufgehübschte Comic-Welt ist schön anzuschauen und birgt einen ganz eigenen, verspielten Charme. Das Spiele-Trio macht ordentlich Laune durch kurzweilige Hüpfpassagen, knackiges Tempo und jede Menge versteckte Schätze. Insgesamt wirkt die Trilogie tatsächlich wie ein großes Gesamtwerk, das in sich stimmig ist und trotzdem eine Entwicklung aufweist - auch wenn die Vielfalt an Aufgaben im dritten „Spyro"-Ableger zum Teil über das Ziel hinaus schießt. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Auffälliger sind da diverse Kameraprobleme beim Anstürmen, und insbesondere unangenehm ist die Steuerung unter Wasser, die furchtbar sperrig wirkt und einige Level zur Qual werden lässt. Dennoch zeigt der lila Sympathieträger im Ganzen nur wenige Schwächen und präsentiert sich sonst von seiner besten Seite. Bleibt zu hoffen, dass sich der Kultheld für alte und neue Fans nochmals mit frischer Kost zurückmeldet!
Kaum gestartet wird der Spieler von der farbenfrohen Comic-Grafik überwältigt, die Sie in eine wunderbare Fantasiewelt entführt. Der Knuddel-Look sollte Sie aber nicht abschrecken - zwar ist es pures Zucker, wie der violette Drachenjüngling Spyro über den Boden hoppst, die Level sind aber kein Kinderspiel. Mit angemessenem Tempo stürmt der kleine Feuerspucker auf Gegner zu, grillt diese mit seinen Flammen und gleitet auf abgelegene Plateaus der verwinkelten Level. Hier warten schwebende Inseln und versteckte Schächte, die von Ihnen entdeckt werden wollen. So richtig fliegen kann der Kleine nur unter besonderen Bedingungen, weshalb Sie geschickt durch die Luft gleiten müssen. Natürlich steht der Drache auch auf funkelnde Kristalle, die Sie aus Truhen und Vasen zusammenkratzen. Der lila Launemann hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine erwachsenen Artgenossen aus einer Steinstarre zu erretten, er sammelt gestohlene Dracheneier ein oder verdient sich mächtige Talismane für den Kampf gegen Tyrannen. Trotz zahlreicher Verbündeter schlägt sich Spyro größtenteils alleine durch - nur die Libelle Sparx weicht ihm nicht von der Seite und symbolisiert durch ihr Leuchten die Lebensleiste des Spielers. Dennoch ist in die Gestaltung der Charaktere viel Mühe geflossen, die sich durch die Detailliebe vor allem bei den ausgewachsenen Drachen bezahlt macht. Besonders liebenswürdig sind auch die Animationen, in denen Spyro etwa die Gräser verkokelt, oder vom Gegner platt gehauen wird - so entsteht ein rundes und liebenswürdiges Spielerlebnis.
Gute BeschäftigungstherapieUnd was der Jungspund nicht alles sieht: Sie fliegen durch Lava- und Eiswelten, durchqueren Wiesen und Wälder, werden Gast von griechisch und arabisch angehauchten Tierkulturen. Dort helfen Sie bei akuten Problemlösungen und verkloppen fiese Feinde. So sollen Sie in einem Panda-Kloster Geister vertreiben, oder eine Prinzessin vor der Hochzeit mit einem Draufmacher-Prinzen bewahren. Ab davon haben zumindest die ersten beiden „Spyro"-Teile nicht sonderlich viel zu erzählen - Sie im ewigen Kampf gegen die grundlos böswilligen Feinde. Aber das macht nichts, denn die Welt spricht für sich. Der Fokus liegt auf dem Sammeln und Suchen der verborgenen Kostbarkeiten, was Sie hin und wieder grübelnd innehalten lässt. Selbst wenn Spyro immer klein und knuffig bleibt, so erleben Sie seine Entwicklung mit: Im Laufe der drei Teile lernt der Jungdrache schwimmen, klettern und investiert seine Schätze sinnvoll in die Öffnung von Portalen oder zum Passieren von Brücken. Es macht sich bemerkbar, dass die ursprünglichen Entwickler von Insomniac Games sich um Abwechslung bemühten: In „Spyro - Year of the Dragon" steuern Sie unter anderem sogar einen Pinguin oder einen Yeti. So bleibt das Abenteuer des Feuerteufels durchgehend unterhaltsam, selbst wenn die Variation gegen Ende etwas ausartet.
Eben kein KinderspielNach Schätzen und Geheimgängen zu suchen, herauszufinden wie sich diese eine hartnäckige Kiste öffnen lässt, das macht in „Spyro" so richtig Spaß. Meistens stellt Sie das Spiel nicht vor große Herausforderungen, aber hin und wieder wird es richtig knifflig: Die berüchtigten Fluglevel zum Beispiel fordern Spielern auch heute noch einiges ab. Das Feingefühl für die Manöver in der Luft will gelernt sein! Wer nicht gleich den richtigen Weg findet, plumpst schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Aufgaben wie Skateboard oder Rollbrett fahren führen gut und gerne zu kleinen Frust-Momenten, die sich aber schließlich umso schöner wieder auflösen. Manche Gegner sind erstaunlich nervtötend und katapultieren Sie zackig zurück zum letzten Checkpoint. In den HD-Remakes finden sich glücklicherweise genügend Speicherpunkte, um nicht zu viel Unmut aufkommen zu lassen.
Kleine MackenNostalgiker dürften sich über die Möglichkeit freuen, den Originalsound einzuschalten, ansonsten wirkt nichts altbacken: „Spyro" ist schnell, bunt und streckenweise fordernd. Gegen kleinere Macken ist aber auch das süße Fabelweisen nicht gefeit: Schade ist es, dass die Entwickler keine Untertitel für den ersten Teil eingebaut haben, denn so kämen die Tipps und freche Gespräche zwischen Spyro und Kumpanen viel besser zur Geltung. Leider stört zeitweise die Kamera, trotz Einführung eines aktiven Steuerungsmodus. In Boss-Kämpfen kommen die Probleme deutlich zur Geltung, da Sie häufig ohne Treffer am Gegner vorbeirasen. Auch das Fixieren des Feinds hilft da kaum; im Rest des Spiels stört es etwas weniger. Echter Ärger macht sich dann in den Unterwasser-Leveln breit, denn hier ist die Steuerung so sperrig, dass sie den Spielspaß mindert - hier wurde jedenfalls keine gute Lösung für die Neuauflage gefunden.