Die Piloten von der Hagelabwehr Rosenheim fliegen mitten in Gewitterzellen und impfen die Wolken mit Silberjodid. Für die einen sind sie Helden, für die anderen Spinner. Aber ob sie Hagelschäden wirklich verhindern, ist vielleicht gar nicht so wichtig.
Hannelore und Käthi sind bereit. Die beiden Flugzeuge stehen im Hangar, das Blech an vielen Stellen verbeult, sie warten auf ihren nächsten Einsatz. Am Himmel Wolken, ein warmer Tag im Hochsommer, Unwetter jederzeit möglich. Ein Geländewagen nähert sich dem kleinen Flugplatz in Vogtareuth, ein paar Kilometer hinter Rosenheim. Aus dem Auto steigt Georg Vogl, bald 57 Jahre alt, Kommandant der Hagelflieger.
Hier in Oberbayern, zwischen Allgäu und Chiemgau, glauben sie daran, das Wetter beeinflussen zu können. Deshalb gibt es seit gut vierzig Jahren die Hagelabwehr. Landwirte, Autobesitzer und Kommunalpolitiker schwören auf die Piloten und die Wirkung ihrer Lösung, mit der sie die Gewitterwolken impfen. Die sechs Hagelflieger leben alle in der Umgebung von Rosenheim. Wenn Hagel angekündigt wird, müssen zwei von ihnen innerhalb einer halben Stunde einsatzbereit sein. Die Naturgewalt wartet nicht auf zwei italienische Hochdecker-Maschinen.
Ein leichter Wind kommt auf am Flugplatz, der umhüllt von Bäumen schwer zu finden ist. Georg Vogl schiebt das Tor zum Hangar auf, sein Gesicht ist braungebrannt, er war gerade im Urlaub. Vogl strahlt eine große Ruhe aus und hat die gleiche Frisur wie der Fußballtrainer Jupp Heynckes. Fester Händedruck, ein Machertyp, wenn das nicht so abgedroschen klänge. Aber können Vogl und seine Kollegen wirklich die noch immer nicht gänzlich erforschten Abläufe eines Unwetters verändern?(...)