Internet-Hype oder echtes Rap-Talent? Benjamin Goldberg alias Token mag zwar durch Rap-Contests auf YouTube berühmt geworden sein, doch der inzwischen 23-Jährige rappt seit dem elften Lebensjahr, veröffentlichte von 2014 bis 2018 drei Mixtapes und präsentiert nun, nach dem Distributionsdeal mit Atlantic Records, sein lange erwartetes Debütalbum. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der kräftige Flow inklusive Tokens Fähigkeit zu spontanen Tempowechseln beim Reimen die wahrscheinlich größten Stäken seiner Musik sind. Das kommt am besten bei "Struck gold" rüber, lyrisch hingegen wäre gerade hier leider mehr möglich gewesen.
Instrumental wurde offensichtlich ein großer Wert auf Vielfalt gelegt: Manche der 808-Bässe eskalieren völlig, andere Basslines verlaufen ins Nirgendwo und leiten oft ein neues Sample ein. "A little different" ist ein elektrisierender Start, getragen von einem sich langsam entfaltenden Beat, einer nervös machenden Geräuschkulisse inklusive deftiger E-Gitarre und einer simplen, doch gefälligen Reimstruktur. Ungefähr dieser Vibe ist es, der sich bis zum letzten Track "Thank God" durchzieht und hier auch einen spektakulären Höhepunkt findet. Ebenso positiv fallen die Gastbeiträge auf: Rico Nastys Part in "High heels" bestätigt das riesige Talent der experimentellen Rapperin, Benny The Butcher rappt in "Amsterdam" mühelos mehr auf einer Bassline als auf einem Beat. Ein krasser Gegensatz zum Autotune-Gesang mit Rap-Elementen beim Lil-Skies-Feature "IOD", doch beides ist qualitativ gut und passt auf diese abwechslungsreiche Platte.
Allerdings ist "Pink is better" kein durchweg herausragendes Album. So klingt "Hot!" etwa zunächst angenehm dreckig, ist inhaltlich aber leider langweilig. Andere Tracks verfehlen das insgesamt relativ hohe Gesamtniveau deutlicher, wie das anstrengende "Caught on camera" oder das schwächste Stück "Round of applause". Teilweise wirken Stimme und die instrumentale Produktion wahllos, beinahe gewollt chaotisch abgemischt, die zahlreichen Samples überlaufen sich an manchen Stellen und nur wenige Songs sind eingängig oder melodisch. Diese stechen dementsprechend positiv hervor, wie der langsamer gerappte Lo-fi-Lovesong "Sip" oder das quasi titelgebende "Pink", welches an melancholischen Samples und Klavier-Einsatz nicht spart. Mag der Einstieg noch lyrisch plump wirken, wird Token im Laufe seines leidenschaftlichen Rap-Parts ohne Hook immer ehrlicher und persönlicher, bis hin zu einer sehr intimen Offenbarung eines Jugendtraumas im bereits erwähnten Outro-Song. Spätestens nach diesem Album ist Token ein ernstzunehmender Rapper, weder mangelt es ihm am Skill, noch an der Realness. Die Zweifel sollten beseitigt sein.
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