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Hausbesuch: Zwei im guten Chaos

Kris wohnt noch nicht lange bei Ute, da begegnet sie ihm auf der Straße. Es ist Nacht, er hat die Kapuze über den Kopf gezogen. Weil er sie nicht sieht und sie ihn nicht aus seinen Gedanken reißen will, gehen sie stumm aneinander vorbei. Die beiden leben zusammen und trotzdem sehen sie sich kaum, denn wenn Kris vom Feiern kommt, geht Ute zur Arbeit. Um fünf Uhr morgens sitzt sie auf Kehrmaschinen. Streut Granulat, damit die Menschen nicht fallen, räumt auf, was sie in den Nächten Berlins fallen ließen. Seit fünf Jahren arbeitet sie bei der Straßenreinigung. „Das hat für mich etwas Meditatives“, sagt sie. Wenn sie spricht, tanzt das Piercing unter ihrem Mund.


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