Weitergehen. Der Zukunft, die uns enteilt, folgen. Grenzen austesten - und sie sprengen. Len Peltier hat sich prägnante Slogans überlegt, um die neueste globale Kampagne von Levi's umzusetzen. „Go forth" heißt sie. Und getreu diesem Motto hat Peltier, der Creative Director von Levi's, nun eine besondere Aktion ins Rollen gebracht. Ein Zug, voll mit Künstlern und Kreativen, der von der Ostküste Amerikas quer durch's Land gen Westen fährt.
„All diese Menschen in einem Zug zu versammeln, hat mich angetrieben", sagt Peltier. „Um zu sehen, wie sie interagieren, was sie gemeinsam entwickeln." Was dabei herauskommt, weiß er nicht. Er will es auch gar nicht wissen. „Ein konkretes Ziel kann man bei so einem kreativen Prozess nicht festlegen", sagt Peltier.
Er sieht aus, wie man sich einen modernen Cowboy vorstellt. Akkurat gestutzter Schnauzbart, Karohemd, enge Blue-Jeans und Stiefel. Peltier lacht. Seine Begeisterung für das Projekt steckt an. Nicht nur Doug Aitken, den amerikanischen Multimedia Künstler, der den Zug gestaltete und die Zug-Idee mitverantwortet. Auch die Künstler waren sofort begeistert. Sie kommen von überall her. Global eben.
Aus Deutschland nimmt Tobias Jundt an dem „Nomadic Happening", wie Levi's es nennt, teil. Der Sänger der Berliner Punk-Rockband Bonaparte unterbrach für den Trip die Arbeit an seinem neuen Album. Dabei weiß auch er nicht konkret, was ihn erwartet. Nur eins ist für ihn klar: „Ich will auf jeden Fall auftreten", sagt er. „Eine Reise, auf der ich keine Musik machen darf, ist für mich nicht reisenswert."
Die anderen Künstler sind vom selben Schlag. Musiker wie Beck, Suicide oder No Age treten entlang des Kunst-Projekts auf. Sie kassieren keine Gage, die Erlöse des Projekts gehen ausnahmslos an verschiedene Kunst-Einrichtungen.
Neun Stationen sind Teil des dreiwöchigen „Station to Station" Trips. Er ist angelehnt an Levi Strauss, einen deutschen Einwanderer, der vor 160 Jahren ebenfalls die Reise vom Osten der USA in deren Westen auf sich nahm. Per Zug. Um in San Francisco die Jeans zu erfinden. „Seitdem entwickelte sich die Levi's Jeans zu einem American Idol", sagt Jonathan Kirby, Designer des Labels. Er will die Aufgabe meistern, die Tradition des Unternehmens beizubehalten und gleichzeitig immer neue Inventionen zu entwickeln. Seine neueste Idee: Jeansstoff mit Polyamid vermischen. Dem Stoff, aus dem Kletterseile gemacht werden. „So wird die Jeans quasi unkaputtbar", sagt er.
Auch der Zug selbst ist eine Hommage an die Tradition. Er ist 60 Jahre alt, stammt aus der Zeit, in der die einfachste Form des Reisens der Zug war. Das legendäre „Rat Pack" um Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. Bestieg seinerzeit genau diesen Zug. Daran richtet sich auch sein Design aus. Klassisch, nicht futuristisch. Modern soll nur sein Nutzen sein.
„Man kann das Projekt über das Internet live verfolgen", erklärt Peltier. Per Hashtag #makeyourmark kann jeder Mensch weltweit Teil an der Reise haben. „Die Künstler können somit an Bord Ideen aufgreifen und verarbeiten." Levi's sammelt gehashtagte Fotos und veröffentlicht sie auf einer eigenen Homepage, am Ende der dreiwöchigen Reise gibt es einen Film, der alles Geschehene zusammenfasst.
Denn Peltier ist zwar nicht so wichtig, was inhaltlich am Ende konkret bei seiner Aktion herauskommt. Er verfolgt aber doch ein definiertes Ziel: einen offenen Prozess mit Nachhaltigkeit. „Wir wollen etwas schaffen, das von Dauer ist", sagt er. Ihm schweben sich ergebende Kollaborationen der Künstler vor. Inspirierend soll das Projekt sein. Für die Jeans, für die Künstler und für die Menschen, die weitergehen.