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Duell auf Augenhöhe

Von Max Sprick


FRANKFURT - Sein letztes Spiel gegen den FC Augsburg war sein letztes als Trainer des VfB Stuttgart. Nach der 0:1-Niederlage der Schwaben gegen die bayrischen Schwaben verließ Armin Veh letzten November den VfB. Am Samstag trifft er wieder auf Augsburg.


Auf seinen Heimatclub, für dessen Vorgänger-Verein er 1967 erstmals gegen einen Ball trat. Veh ist jetzt wieder Trainer der Frankfurter Eintracht, wird am Samstag zum ersten Mal seit seiner Rückkehr wieder in einem Bundesliga-Spiel in der Commerzbank-Arena an der Seitenlinie stehen. Ob es vor all diesen Hintergründen für ihn persönlich eine besondere Begegnung ist? „Nein, ist sie nicht“, sagt Veh ganz trocken.


Für seine Mannschaft sei es schon eher von Bedeutung. „Weil wir nach der Niederlage im ersten nicht auch das zweite Spiel verlieren wollen." Und schon gar nicht gegen den FC Augsburg, gegen den die Eintracht in fünf der letzten sechs Duelle das Nachsehen hatte. „Es wird ein Spiel auf Augenhöhe", sagt Veh und schließt sich damit der Erwartung seines Gegenübers an. Auch Augsburgs Trainer Markus Weinzierl prophezeite ein „50:50 Duell."

Ein Spiel, in dem Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage entscheiden werden. Kleinigkeiten, die Armin Veh plant, aber wie immer geheim hält. Zuletzt ließ er zwei Tage ohne Zuschauer trainieren. „Damit nicht immer jemand zuschaut, wenn ich mit einem Spieler unter vier Augen rede." Gesprächsbedarf hat es wohl gegeben, soviel klingt durch. Der 54-Jährige hat seinen Spielern vermittelt, dass er mehr Ballsicherheit von ihnen sehen will. Bei der Auftakt-Niederlage in Wolfsburg hätten sie ordentlich gespielt, aber zu viele Bälle zu leicht her geschenkt.


„Ordentlich reicht aber nicht aus, um zu gewinnen", sagt Veh. „Und Ballbesitz allein auch nicht." Deswegen legt er Wert auf schnelles Umschaltspiel, will lange Bälle nur dann sehen, wenn es Sinn macht sie zu spielen. Viel eher setzt Veh auf kurze Pässe, gutes Kombinationsspiel. Einen eigenen Stil, der die Zuschauer mitnimmt. Er erwartet Augsburg nicht nur auf Augenhöhe, sondern auch zweikampfstark und eingespielt. Immer wieder betont Veh, welch Vorteil den Fuggerstädtern durch ihre Kontinuität erwachsen sei. Sowohl in der Führungsebene, als auch auf dem Platz.


„Zu Hause wollen wir natürlich unser Spiel aufziehen"

Augsburg hat über die letzten Jahre hinweg seine Mannschaft größtenteils zusammengehalten. „Dadurch weiß jeder sehr genau, was er tut. Automatismen funktionieren einfacher", sagt Veh. Bei seiner Mannschaft, in der vier Neue sich noch immer integrieren, sei das schwerer. Trotzdem ist er selbstbewusst genug zu sagen: „Zu Hause wollen wir natürlich unser Spiel aufziehen. Und gewinnen." Wie, das verrät er nicht. Nur soviel: „Wir werden uns nicht 30 Meter vor dem Tor als Mauer aufstellen."

Personell will Veh wenig verändern. Eben weil Stefan Reinartz im defensiven Mittelfeld Lukas Hradecky im Tor, David Abraham in der Abwehr und Luc Castaignos im Sturm sich noch integrieren, will er „nicht jede Woche hin und her wechseln". Die Neuen sollen sich einspielen, jene Automatismen auf den Platz bringen, die beim FC Augsburg eben dank seiner kontinuierlichen Entwicklung längst funktionieren. Nicht umsonst steht der FCA da, wo die Eintracht hin will: In der Euro League. „Jahr für Jahr erwartet man sie in der Tabelle weiter unten und dann können sie doch überraschen."


Anfang Mai 2014 verlor Veh sein letztes Heimspiel als Eintracht-Trainer. 0:2 gegen Bayer Leverkusen. Das Spiel gegen Augsburg wird sein 52. sein an der Seitenlinie der Commerzbank-Arena. „Und doch ist es jedes Mal noch so, wie beim ersten Mal", sagt er. Anspannung, nicht nur reine Freude empfinde er beim Betreten. „Wegen der Verantwortung, die ich als Trainer trage." Zumindest in dieser Hinsicht ist also auch für Veh persönlich das Spiel gegen seinen Heimatverein ein besonderes.

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