SV Wehen Wiesbaden
Von Max Sprick
WIESBADEN - Wer weiß, vielleicht hätte der SV Wehen Wiesbaden gegen die U 23 des FSV Mainz 05 ja gewonnen, wenn Manuel Neuer anders zum Ball gesprungen wäre. Ja, der deutsche Nationaltorwart. Was der mit einem Drittliga-Spiel zu tun hat? Im WM-Finale räumte Neuer den argentinischen Stürmer Gonzalo Higuain um. Neuer boxte einen hohen Ball weg, traf aber auch voll Higuain.
Der Unparteiische entschied auf Stürmerfoul, was nur wenige objektive Beobachter nachvollziehen konnten. Die deutsche Schiri-Gilde bescheinigte Neuer im Nachhinein „viel Glück" gehabt zu haben, ließ verlauten, es hätte Elfmeter und Gelb gegen den Torwart geben müssen. Gab es aber nicht, das Ende ist bekannt, Deutschland wurde Weltmeister.
„Seit der Szene von Neuer wollen die Schiedsrichter Torwart-Aktionen mehr ahnden", sagt Steffen Vogler, Torwart-Trainer des SVWW. Das ist für ihn die Erklärung, warum Steffen Mix auf Elfmeter entschied, als Schlussmann Markus Kolke 05-Stürmer Lucas Höler ansprang. Nach einer langen Flanke waren beide zum Ball gegangen. „Und ich zuerst dran. Danach können weder er noch ich mich in Luft auflösen", sagt Kolke. Der Strafstoß für ihn: „Eine klare Fehlentscheidung." Höler verwandelte nach 34 Minuten zum Ausgleich, das Spiel des SVWW erlebte einen Bruch.
Zu passiv nach vorneDebütant Niklas Dams hatte die Heimelf nach gerade mal acht Minuten in Führung gebracht. Eine Ecke von Kapitän Patrick Funk köpfte Dams ins Mainzer Tor. Es war der erste Saisontreffer des SVWW überhaupt, gab der Mannschaft Sicherheit – zumindest defensiv. Sie ließ die technisch starken Mainzer nicht ins Spiel kommen, unterband mögliche Kombinationen frühzeitig. Spielte selbst aber nach vorne zu passiv, suchte kaum Eins-gegen-Eins-Situationen. Aus dem Nichts kam dann der Elfmeter. „Durch den Ausgleich kam die Verunsicherung zurück", sagte Trainer Sven Demandt. „Das 1:1 war ein Bruch", pflichtete Funk ihm bei.
Das 1:1 war dann auch der Endstand. In den nachfolgenden 56 Spielminuten entwickelte der SVWW aus dem Spiel heraus kaum noch Gefahr. Luca Schnellbacher hatte noch die beste Chance, trat fünf Meter vor dem Mainzer Tor aber über den Ball (20.). Nach dem Seitenwechsel agierte die Demandt-Elf zu passiv. „Im Vergleich zu den vorherigen Spielen war aber eine Steigerung zu erkennen", sagte der Trainer dennoch und lobte das Defensiv-Verhalten seiner Elf, die im zweiten Durchgang nur eine Mainzer Chance zuließ. Doch Kolke hielt den Schuss von Devante Parker (61.) stark.
Kurz vor Schluss wurde es nochmals hektisch. Erst köpfte Michael Vitzthum und ein Mainzer Verteidiger kratzte den Ball von der Linie (90.), in der Nachspielzeit wehrte ein anderer den Schuss von Soufian Benyamina mit dem Oberkörper ab. Das SVWW-Lager protestierte, wollte einen Hand-Elfmeter gesehen haben, bekam ihn aber nicht.
Warten auf ersten Sieg„Die Zweikampfbewertung der Schiedsrichter habe ich in meinen bisher drei Drittliga-Spielen als nicht so besonders erlebt", sagte Demandt. Was er in dieser Zeit auch nicht erlebt hat, ist ein Sieg. Seine Spieler sollten ihrem Trainer dieses Erlebnis möglichst bald bescheren, wenn der Saisonstart kein Fehlstart werden soll. „Im Training funktionieren unsere offensiven Automatismen gut, wir schaffen es nur noch nicht, sie auf den Platz zu bringen", meinte Dams. „Unser einziges Gegentor resultierte aus einem Elfmeter." Einem, über den man sicher noch lange diskutieren kann.
SVWW: Kolke – Wein, Dams, Geyer, Vitzthum – Blacha, Funk, Mende (70. Mrowca), Lorenz – Schnellbacher (84. Benyamina), Mayer (70. Lindner).
Mainz 05 II: Huth – Schilk, Kalig, Hack, Wachs – Saller, Bohl – Pflücke (67. Costly), Ede (86. Ihrig), Derstroff (46. Parker) – Höler.
Tore: 1:0 Dams (8.), 1:1 Höler (34./Foulelfmeter). – Schiedsrichter: Mix (Abtswind). – Zuschauer: 2185.
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