Von Max Sprick
FRANKFURT - „Wir müssen uns bei Lukas bedanken", sagte Kapitän Marco Russ. „Mit seinen super Paraden hat er uns vor einer Niederlage bewahrt." Und Trainer Armin Veh meinte: „Ich bin froh, dass wir so lange auf ihn gewartet haben. Lukas hat gezeigt, dass sich unsere Geduld gelohnt hat, er hat richtig gut gespielt."
Wenn nach einem Fußball-Spiel der einzige Spieler in den Vordergrund rückt, dessen Aufgabe es ist, den Ball mit der Hand zu spielen, hat das eigentlich immer den gleichen Hintergrund: dass seine Vorderleute nicht richtig gut gespielt haben. Dem Gegner Chancen ermöglicht haben, die dann der letzte Mann ausbaden musste. So wie Lukas Hradecky beim 1:1 gegen den FC Augsburg am Samstag. Der neue Torhüter der Frankfurter Eintracht bewies in seinem ersten Heimspiel, dass er seinen nach Paris gewechselten Vorgänger Kevin Trapp ersetzen kann.
Doch der Reihe nach. Die Eintracht startete schwungvoll ins Spiel, verlor diesen Schwung aber nach zehn Minuten wieder. „Unser Fußball war ziemlich bieder", sagte Veh. Er hatte von seinen Spielern Ballsicherheit gefordert – und wurde enttäuscht. „Statt den Ball zu behaupten, liefen wir ihm hinterher", sagte Veh. „So viele Fehlpässe habe ich in acht Wochen Vorbereitung nicht gesehen." Und er sah noch etwas, das ihn verwunderte. Wie schlecht die Frankfurter Spieler mit den Augsburger Angriffen klar kamen. Bis auf Hradecky eben.
Nach 24 Minuten sah sich der 25-Jährige erstmals mit einer dieser undankbaren, auszubadenden Situationen konfrontiert. Makoto Hasebe ermöglichte mit seinem Fehlpass am Mittelkreis einen Augsburger Konter. Halil Altintop schaltete so schnell um, wie Veh es gerne von seiner Eintracht gesehen hätte, bediente Caiuby, der frei auf Hradecky zulief und dem finnischen Nationaltorwart keine Chance ließ.
Hradecky reagiert glänzendIn der zweiten Hälfte ermöglichte die Frankfurter Abwehr zwei weitere große Chancen. Erst lief Dong-Won Ji alleine auf Hradecky zu (80.), dann Werner (85.). „Beide müssen treffen", sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Beide scheiterten aber am glänzend reagierenden Hradecky. „Ich habe einfach die Augen zugemacht und gehofft, dass sie mich anschießen", meinte der später und lachte laut. Hradecky ist von Grund auf ein positiver, heiterer Mensch, das hat er in seinen ersten Eintracht-Tagen schon angedeutet. Nur zur Halbzeit, als sein Team mit 0:1 zurücklag und er außer Caiubys Schuss keinen Ball auf sein Tor bekommen hatte, da sei er etwas verstimmt gewesen. „Ich dachte zu dem Zeitpunkt, ich bin der Torwart mit den schlechtesten Fang-Werten der Bundesliga."
Dass er, ganz unironisch, seine Laune nach Abpfiff wieder gefunden hatte, war in Hradeckys Paraden und Russ' Ausgleich vier Minuten vor Schluss begründet. „Das Ergebnis ist ok, aber ich hätte zu Hause natürlich lieber gewonnen", sagte Hradecky.
Situationen durch schlechte Bälle versautDoch das zeigten seine Vorderleute nur in Ansätzen. Neben den Fehlpässen schaffte die Eintracht es nicht, in ihr Spiel zu kommen. Schaffte es nicht, Kombinationen aufzuziehen, Marc Stendera als spielerisches Element im Mittelfeld fehlte deutlich. „Situationen, wo wir in Überzahl kommen konnten, haben wir durch schlechte Bälle versaut", meinte Russ. „Ich dachte, wir wären schon weiter", sagte Veh. Der Trainer fordert vor dem nächsten Spiel beim VfB Stuttgart kommenden Samstag: „Wir müssen vieles besser machen."
Neben Hradecky gab es immerhin noch eine positive Entdeckung in diesem biederen Unentschieden: Luca Waldschmidt. Der 19-Jährige kam in der 74. Minute, bereitete stark den Ausgleich vor und zeigte weitere vielversprechende Ansätze. „Der kleine Luca hat das richtig gut gemacht", lobte Veh. Noch sieht er Waldschmidts Qualitäten als Einwechselspieler. Macht er aber so weiter, dürfte auch der Angreifer bald in den Vordergrund rücken.
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