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Erik Durm: Auch als Verteidiger ein Begriff

MAINZ - „Durm oder sowas, gibt's den?". Thomas Müller antwortete mit einer Gegenfrage, als er vor dem Gastspiel seines FC Bayern bei Borussia Dortmund gefragt wurde, wen er wohl in der BVB-Abwehr erwarten würde. Müller lachte dabei sein typisches Spitzbuben-Lachen. Wie ernst der Nationalspieler seine Gegenfrage meinte, lässt sich schwer erahnen. Vielleicht sollte sie auch nur ausdrücken, dass es ihm egal sei, wer gegen ihn verteidigen würde.

„Durm oder sowas?", dürften sich aber auch die Fans von Borussia Dortmund gefragt haben, ganz ernsthaft. Als Erik Durm im Sommer 2012 zu den Schwarz-Gelben wechselte, kam er aus der Reserve von Mainz 05, war für die Drittliga-Mannschaft des BVB eingeplant. Als Stürmer. Mit Perspektive. „Ich wollte die Gewissheit haben, dauerhaft bei den Profis zu trainieren", begründet der 21-Jährige seinen Wechsel aus Rheinhessen ins Ruhrgebiet. „Das wurde mir in Mainz nicht in dem Maße zugesichert, wie ich mir das erhofft hatte."

Beim seinerzeit aktuellen Deutschen Meister schon. „Da war zwar im Unterschied zu Mainz mehr oder weniger klar, dass ich bei den Amateuren zum Einsatz kommen würde, aber die Strahlkraft des BVB hat letztlich den Ausschlag gegeben."

Durm war von sich überzeugt. Für ihn gehörte das einfach dazu, sonst wäre er nicht zur großen Borussia gewechselt. „Aber dieser Wechsel hatte weniger mit Selbstbewusstsein zu tun", schränkt er ein. „Mehr damit, dass ich mit Mainz nicht wirklich auf einen Nenner gekommen bin."

13 Tore in der Regionalliga

In seinem ersten Senioren-Jahr hatte er sich in der Regionalliga-Mannschaft der 05er auf Anhieb durchgesetzt. 32 Mal stand Durm im rot-weißen Trikot auf dem Platz, traf 13 Mal. Eine typische Torjäger-Quote. Nach der Saison „hätte ich einen Vierjahresvertrag unterschreiben können", sagt er. Tat er aber nicht. Besagter gemeinsamer Nenner und die fehlende Sicherheit fürs Profi-Training fehlten.

Dann kam Jürgen Klopp auf ihn zu, überzeugte ihn vom BVB. „Ich habe das in Mainz ganz offen und ehrlich gesagt", berichtet Durm. Nach anfänglich kleinen Problemen gebe es nun aber keine negative Stimmung mehr im alten Verein ihm gegenüber. „Weil man sich immer zweimal im Leben sieht, war mir das wichtig." Für Durm zählt sowieso: „Jetzt bin ich glücklich und bereue nichts."

Auch nicht, dass seine erste Saison in Schwarz-Gelb nicht gleich den Durchbruch brachte. Nicht mal in der dritten Liga. In 28 Spielen traf er zwei Mal – keine typische Torjäger-Quote. Doch diese Rolle sollte er in der BVB-Zweiten auch nicht ausfüllen. Kurz nach seinem Dienstantritt hatte sich der gebürtige Pirmasenser verletzt, fiel für vier Monate aus. Wieder fit, kam er meistens im linken Mittelfeld zum Einsatz. „Da ging es also schon einen Schritt nach hinten", sagt er. „Und dann kam eben der Trainer und meinte, durch Parameter wie Ausdauer und Schnelligkeit wäre ich wie geschaffen für die rechte oder linke Seite der Viererkette."

Zwei Schritte nach hinten

Noch einen Schritt nach hinten also. In die Abwehr. Doch dadurch auch einen gewaltigen Schritt nach vorne. Zu den Profis, in die Bundesliga, in die Champions League. Am ersten Spieltag dieser Saison debütierte Durm im Oberhaus, im Oktober in der Königsklasse. Meist als Vertreter für Marcel Schmelzer – als linker Verteidiger. Für manchen Beobachter überraschend, für Durm nicht. Wo er auf dem Feld steht, ist ihm egal. Hauptsache, er darf Bundesliga spielen. „Ich sehe mich jetzt grundsätzlich als Abwehrspieler auf der Außenposition", sagt der U 21-Nationalspieler. Die Metamorphose vom Angreifer zum Verteidiger hat er beeindruckend schnell abgeschlossen. Statt selbst Tore zu schießen, verhindert Durm sie jetzt. „Mittlerweile macht mir das richtig Spaß."

„Auf dem Zettel der Fans"

Vor dem medial viel diskutierten Spiel gegen Bayern München war Durms Name in aller Munde. Nicht nur in Müllers, auch bei den Fans. Angesichts der Ausfälle der gesamten BVB-Viererkette hofften die schwarz-gelben Anhänger, dass wenigstens Durm nach Knieproblemen rechtzeitig zurückkehren wurde. „Ich stehe jetzt auf dem Zettel der Fans", sagt er. „Das zeigt, dass man bisher schon etwas geleistet hat."

Den Durm in Dortmunds Abwehr gibt es wirklich.

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