Laleh Pourkarim: Im Iran wurde ich geboren, habe aber mein ganzes Leben in verschiedenen Ländern verbracht. Unter anderem habe ich ein Jahr in Berlin gelebt. Natürlich beeinflusst mich meine Herkunft - aber eher als Persönlichkeit. Inwiefern es meine Musik beeinflusst, kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, ob man ihr anhört, dass ich multikulturell aufgewachsen bin. Ich möchte mich deswegen auch gar nicht auf ein bestimmtes Herkunftsland festlegen.
GQ: Wie groß ist der deutsche Einfluss auf Sie?L.P.: Wenn ich hier bin, fällt mir auf, dass ich mich quasi wieder wie ein Kind fühle. Ich habe hier gelebt, als ich sieben Jahre alt war. Mit Deutschland verbinde ich daher vor allem den Geschmack von Kinderschokolade. Mein Cousin lebt noch immer hier, er versucht, mir Deutsch beizubringen. Bisher kann ich aber nur sagen: „Hallo, wie geht's", oder „Ich liebe dich". Der deutsche Einfluss auf mich ist also gering.
GQ: „Some die young" ist Ihre erste Single, die in Deutschland erscheint - in Skandinavien ist sie schon länger ein Hit.L.P.: So alt ist sie noch nicht. In Skandinavien erschien der Song vor ein, zwei Jahren. Und es macht mir immer noch Spaß es zu spielen.
GQ: Wobei der Song in Skandinavien aus keinem spaßigen Grund berühmt wurde.L.P.: Ja, das stimmt. „Some die young" wurde oft im Fernsehen gespielt, wenn über den Breivik-Anschlag berichtet wurde. Aber das macht mir nichts aus, denn es ist kein trauriger Song. Ich wollte einen Text über den Tod schreiben, hatte da so eine Vision. Dann habe ich erst einmal das Drumherum produziert, habe eine Melodie komponiert. In meiner Vision klang der Song kontrastvoll. Zur gleichen Zeit traurig, aber voller positiver Energie.
GQ: Also macht es Ihnen nichts aus, dass die Menschen Ihren Namen vor allem mit einem Terror-Anschlag verbinden?L.P.: Nein. Der Song gibt den Menschen ja Hoffnung. Und positive Gedanken.
GQ: Gab es einen persönlichen Bezug zum Text?L.P.: Nein, nicht wirklich. Es ist auch niemand aus meinem Umfeld gestorben. Ich schreibe keine Texte über mein Privatleben. Ich schreibe einfach auf, was mir so im Kopf herum schwirrt und entwickelt sich meine Musik so, wie sie soll. Darum schreibe und produziere ich alles alleine - dann muss ich weder jemand um Erlaubnis fragen, noch irgendwem erklären, was ich mit meinem Text meine.
GQ: Es gibt also keinen persönlichen Einfluss in Ihren Liedern?L.P.: Nicht wirklich. Nur in der Form, wie ich die Lieder als Künstler interpretiere und performe. Beim Schreiben denke ich aber vorher nicht darüber nach, was ich aus meinem bisherigen Leben verarbeiten könnte. Ich bin kein Fan davon, beim Schreiben einem bestimmten Thema zu folgen.
GQ: Das Schreiben ohne Ziel hat scheinbar Erfolg. Gleich Ihr erster Song wurde in Schweden ein Chart-Hit.L.P.: Ja, vor etwa acht Jahren. „Life for tomorrow" - Ich habe eigentlich keine Chartbreaking-Strategie. Ich schreibe, ich produziere. Und dann wird es einfach erfolgreich.
GQ: Haben Sie einen bestimmten Plan, wenn Sie ein Album machen?L.P.: Beim ersten Album hatte ich keinen Plan. Ich habe einfach meine Lieder geschrieben und dann zehn oder elf veröffentlicht. Aber jetzt beim neuen Album bin ich erwachsener geworden. Ich hatte eine Vorstellung, wo es hingehen sollte. Es gab einen Song, „Speaking of truth", nachdem ich den geschrieben hatte, wusste ich, das wird so etwas wie ein Rahmen für mein Album.
GQ: Das Album heißt „Colors". Worum geht es?L.P.: „Colors" ist der Name eines anderen Songs und ich halte ihn textlich, als auch melodisch für einen guten repräsentativen Eindruck. Der Text geht um meinen sinnbildlichen Kampf mit Licht und Schatten. Wer in meinem Album nur Liebeslieder sucht, ist auf der falschen Spur. Liebeslieder langweilen mich. Deswegen habe ich nur einen gemacht.
GQ: Gibt es einen Grund für Ihre Lovesong-Langeweile?L.P.: Ich höre gerne Liebeslieder, wenn andere Leute sie schreiben. Mir selbst macht das keinen Spaß. Ich finde das abgedroschen. Es gibt schon so viele gute Lovesongs, da brauche ich nicht auch noch welche schreiben.
GQ: Sie machen alles selbst - schreiben, produzieren. Was sind Ihre Einflüsse?L.P.: Ich mag Cat Stevens, er inspiriert mich sehr. Er ist wie ein leuchtender Stern, an dem ich mich orientiere. Die mentale Richtung seiner Songs gefällt mir sehr. Außerdem Stevie Wonder und Prince. Genau wie sie spiele ich auch selbst Instrumente. Sie sind daher Rolemodels für mich. Ich arbeite wie die beiden, eher oldschool. Generell bin ich auch eher in der Vergangenheit angesiedelt.
GQ: Sie arbeiten auch als Schauspielerin. Ist das auch eine Option für die Zukunft oder konzentrieren Sie sich auf die Musik?L.P.: Ich habe mal geschauspielert, aber hauptsächlich als Summerjob - weil ich ein Saxophon kaufen wollte, um Musik zu machen. Die Schauspielerei macht schon Spaß, aber im Movie-Business würde ich lieber Regie führen, eher hinter der Kamera agieren. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Vielleicht kommt ein Film-Angebot, das mir Spaß macht, dann könnte ich mir das schon vorstellen.