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Die zwei Gesichter des Menschen

Bonobos und Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten. Die einen lösen Konflikte mit Sex, die anderen mit Gewalt. Was bedeutet das für uns? Von Max Rauner

In Afrika trennt Schimpansen und Bonobos ein gewaltiger Fluss, der Kongo. Die Bonobos leben südlich davon, die Schimpansen nördlich, und dort bleiben sie auch, denn sie können nicht schwimmen. In Leipzig trennen Bonobos und Schimpansen zwei Panzerglasscheiben und ein Betonweg. Die Bonobos leben links, die Schimpansen rechts, und dazwischen steht an diesem Tag der Mitteldeutsche Rundfunk. Das Kamerateam dreht einen Film über 15 Jahre Pongoland, so heißt das Affengehege des Zoos. Der Mensch interessiert sich mal wieder für seine nächsten Verwandten.

Auf den ersten Blick beginnt an diesem Dienstag im Februar ein normaler Zootag. Die älteren Affen sitzen auf den Kletterbäumen und frühstücken Chinakohl, auf dem Boden liegen Bälle und Jutedecken, die Kleinen spielen Fangen. Aber heute ist etwas anders: Immer mal wieder geht in der Wand des Innengeheges eine Schiebetür auf, und ein oder zwei Affen schlüpfen hindurch. Durch verborgene Gänge gelangen sie in einen Raum, wo Primatenforscher des Max-Planck-Instituts auf sie warten, getrennt durch eine Glasscheibe und Gitter. Hier nehmen die Affen an Spielchen teil. Es geht in diesen Verhaltensstudien nicht nur um die Affen. Es geht auch um uns, die Menschen. Bonobos und Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten, erst vor ein bis zwei Millionen Jahren trennte die Evolution beide Affenarten. Dabei ist etwas Rätselhaftes geschehen …

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