03.09.2019 - Als der Zweite Weltkrieg in Europa längst beendet war, erlebte Lilli Fliess im fernen Shanghai, wie Bomben vom Himmel fielen. Fliess hieß damals noch Hirschberg. „Plötzlich hörte ich ein tiefes Brummen", erinnert sie sich an jenen Tag im Sommer 1945.
Ungefähr 30 Flüchtlinge und mehrere Hundert Chinesen starben, viele wurden verletzt. „Überall lagen Leichen herum. Der Gestank war unerträglich", berichtet Fliess. Es waren Amerikaner, die die tödlichen Bomben abgeworfen hatten. Sie wollten eine Fabrik treffen, doch sie trafen das von den Japanern besetzte Getto, in dem Fliess damals lebte.
Es dauerte noch ein paar Wochen, bis ebenjene Amerikaner am 3. September 1945 das Shanghaier Getto, offiziell „Designated Area for Stateless Refugees" genannt, endgültig befreiten. Fliess ist heute 90 Jahre alt und lebt in einem kleinen Haus nördlich von Tel Aviv in Israel. Die Witwe hat drei Kinder, zehn Enkelkinder und zwei Urenkel. Wer sie besucht, der erfährt von einem Kapitel der jüngeren Geschichte, das viele nicht kennen.
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