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Immer mehr "KIeine Waffenscheine" in Lahr

Die Ereignisse in der Silvesternacht in Köln scheinen viele Menschen nachhaltig verunsichert zu haben. Zu diesem Schluss könnte man zumindest kommen, wenn man sich die Entwicklung in einigen Bereichen anschaut.


Etwa beim Blick auf die Anträge für einen "Kleinen Waffenschein": Wie das Ordnungsamt auf Anfrage des Lahrer Anzeigers sagt, gab es 2014 insgesamt sieben solcher Anträge, 2015 waren es sogar nur vier. In diesem Jahr erreichten das Ordnungsamt bereits 35 Anträge für den "Kleinen Waffenschein". Als Begründung nennen die Antragsteller zumeist den Eigenschutz. 90 Prozent der Menschen, die diesen Waffenschein haben wollen, sind laut Ordnungsamt männlich und zwischen 30 und 50 Jahren alt.


Selbstverteidigung

Laut Stephan Dilger, dem Vorsitzende des Budo- und Freizeitsportvereins in Lahr, ist die Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen gestiegen. "Es gibt eine gewisse Verunsicherung in der Bevölkerung", meint er. Als Auslöser sieht er ganz klar die Ereignisse in Köln. Direkt nach Silvester hätten 200 bis 300 Prozent mehr Leute wegen Selbstverteidigungskursen nachgefragt.


"Wegen der hohen Nachfrage bieten wir am 20. und 27. Februar jeweils von 9 bis 16.30 Uhr derartige Kurse für Mädchen und Frauen an", sagt Dilger. Im Anschluss könne das Erlernte viermal im Training kostenlos vertieft werden.


Der Vorsitzender weist aber darauf hin, dass niemand, der lediglich zwei Kurse besucht hat, die Selbstverteidigung beherrscht. "Dafür braucht man mindestens ein Jahr", sagt Dilger. Sein Team und er versuchen die Menschen zu beruhigen, die jetzt auf die Schnelle die Kunst der Selbstverteidigung erlenen wollen. Er findet es schade, dass viele Menschen nach einem Vorfall sofort Flüchtlinge beschuldigen würden.


Anders sieht die Situation beim Karate-Do-Verein in Lahr aus. Laut dem Vorsitzenden Helmut Spitznagel gibt es "keine riesigen Nachfragen". "Ich möchte auch kein Schnellausbilder sein", sagt er weiter. Die Kampfkunst Karate zu erlernen dauere Jahre. Außerdem wäre es Spitznagel auch gar nicht recht, wenn jemand auf die Schnelle Karate lernen wollte.


Polizei warnt

Das sieht auch die Polizei so. Auf Nachfrage des Lahrer Anzeigers sagt sie: "Bei der Teilnahme an einem Selbstverteidigungskurs sollte man sich im Klaren sein, dass kurzfristig keine brauchbaren Ergebnisse zu erzielen sind."


Generell sei es nach Polizeiangaben aber so, dass der Erwerb von Waffen das Gefühl von Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit geben soll. Allerdings gibt die Polizei zu bedenken, dass die Gegenstände im Fall einer tatsächlichen Gefahr vom "Aggressor" selbst gegen einen zum Einsatz gebracht werden können. Zudem gebe es aus polizeilicher Sicht keine Waffen und Geräte, die für eine Abwehr generell und bedingungslos zu empfehlen sind.

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