Gerade für viele queere Menschen ist das Wichtigste im Leben nicht die Familie, sondern Personen, deren Verbindung sich nicht durch einfache Blutsverwandtschaft erklären lässt. Sie gehen Freundschaften ein, schließen Komplizenschaft, bilden Banden oder gründen eine Wahlfamilie. Auch die einflussreichen französischen Intellektuellen Didier Eribon, Geofrroy de Lagasnerie und Édouard Louis verbindet ein intimer Zusammenschluss – Lagasnerie als Eribons Lebenspartner und Louis als ehemaliger Student Eribons. Die französische Gesellschaft, insbesondere ihre politisch Linke, hat mit ihnen drei starke Stimmen, die sich unter anderem für die Rechte queerer Menschen und soziale Gerechtigkeit stark machen. Dabei ähneln sich auch die Biografien der schwulen Schriftsteller, die sie in ihren Werken verhandeln: Eribon erzählt in seinem autobiografischen Werk "Rückkehr nach Reims" wie er nach dem Tod seines Vaters zum ersten Mal nach Jahrzehnten der Entfremdung von Familie und Herkunft wieder in seine Heimatstadt Reims zu seiner Mutter reist. Louis berichtet in seinem autofiktionalen Romandebüt "Das Ende von Eddy" von seiner unglücklichen Jugend als schwuler Junge einer Arbeiterfamilie in der französischen Provinz.