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Alumni-Clubs dringen nach Norden - WELT

Vor ein paar Wochen in der Gaststätte am Schwarzenberg in Harburg: In einer Ecke der Kneipe sitzen um die zehn Absolventen der Technischen Universität Harburg. Sie unterhalten sich angeregt über ihren Beruf, die schlechten Aussichten der Bauingenieure und plaudern über ihre Studienzeit. Die meisten haben sich soeben erst kennen gelernt. Es ist der erste Stammtisch für ehemalige Studenten der Hochschule. Angestoßen hat die Plattform für Hochschulabsolventen die Gesellschaft zur Förderung der Technischen Universität Hamburg-Harburg.

Alumni-Vereine (von lateinisch alumnus = der Zögling) boomen in Deutschland - so nach und nach auch in Hamburg. Die ehrenamtliche Initiative alumni-clubs.de aus Frankfurt am Main schätzt, dass es bundesweit etwa 150 bis 200 solcher Vereine gibt. Manchmal mit festen Strukturen als eingetragener Verein, manchmal lediglich von einzelnen Instituten verwaltet. "Allein in einem Quartal werden heute so viele Vereinigungen von ehemaligen Studenten ins Leben gerufen wie in den achtziger Jahren in fünf bis sechs Jahren", sagt Oliver Figur, Initiator der Internet-Initiative, die Clubs beim Aufbau der Strukturen unterstützen will. Es sind viele, die Unterstützung brauchen: Am vergangenen Freitag lud die Universität Hamburg Absolventen des Studiengangs Journalistik zum ersten Alumni-Treffen ein. 80 ehemalige Studenten wurden angeschrieben. "Der Aufbau eines Kreises von Ehemaligen ist mühsam", meint Mitgründer Thomas Neukirchen. "Wir müssen jetzt erst einmal sehen, ob überhaupt Interesse an so etwas besteht." Nach dem Schneeballsystem sollen Absolventen, die über das Treffen informiert worden sind, Kommilitonen ansprechen. Denn für die Organisatoren ist es schwierig, an Adressen ehemaliger Studenten zu gelangen.

Neukirchen plant, jährlich eine Abschlussfeier im Rahmen der Initiative zu organisieren, den Kontakt zwischen Professoren und Praktikern aus der Wirtschaft zu stärken sowie Absolventen per E-Mail mit Neuigkeiten aus dem Institut auf dem Laufenden zu halten. Einen Verein hingegen wie etwa in Mannheim mit rund 2400 oder in Nürnberg mit über 1000 Mitgliedern will er nicht gründen: "Wozu sollen wir feste Strukturen entwickeln, wenn sie keiner haben will. Wenn wir keine Institution sind, nehmen wir vielen die Hemmschwelle, mitzumachen."

Neben dem Institut für Journalistik bauen derzeit lediglich die Soziologen an der Universität Hamburg eine Ehemaligen-Vereinigung auf. Oliver Figur von alumni-clubs.de spricht zwar davon, dass auch ein fächerübergreifender Verein für die gesamte Hochschule geplant sei, doch die Pressestelle wisse davon noch nichts. Der Fachbereich Naturwissenschaftliche Technik der Fachhochschule Hamburg veranstaltet regelmäßige Absolvententreffen - allerdings ohne feste Strukturen.

Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Uni Hamburg hat es bis vor einigen Jahren ein Absolventenbuch gegeben. "Im Moment bieten wir für ehemalige Studenten aber nichts an", sagt Jürgen Steinke, der Leiter des Fachbereichs. In anderen Städten hingegen boomen gerade die Ehemaligen-Vereinigungen von Diplom-Betriebswirten oder Diplom-Kaufleuten. "Wirtschaftwissenschaftler sind offener dafür", meint Figur. "Sie sitzen nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft." Außerdem waren es Wirtschaftswissenschaftler, die nach einem Auslandssemester in den Vereinigten Staaten die Idee von Alumni-Clubs Mitte der achtziger Jahre nach Deutschland transportiert hatten. "Wenn Betriebswirte erfolgreich sein wollen, müssen sie Beziehungen pflegen", ergänzt Oliver Figur, selbst Wirtschaftsingenieur.

Ein Netzwerk-Gedanke, der immer mehr in Mode kommt, meint Figur. "Wir sind trotz des riesigen Aufschwungs in den vergangenen Jahren erst am Anfang einer ganz großen Entwicklung."

Alumni-Vereine im Internet:

www.alumni-clubs.de

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