Am Ende hat sie noch eine Botschaft. Die ist ihr wichtig. Bilkay Öney steht am Rednerpult, die Hände, die sie so gerne zum Gestikulieren benutzt, ausnahmsweise rechts und links abgelegt. Vor ihr sitzen Jusos aus der Oberpfalz - 27 an der Zahl. Zum Abschied ihres langjährigen Bezirkschefs Sebastian Roloff ist am Samstagnachmittag viel Prominenz ins Regensburger Kolpinghaus gekommen - unter ihnen auch Bilkay Öney aus Stuttgart. Die SPD-Ministerin für Integration aus Baden-Württemberg würde am Ende ihres Vortrags am liebsten jeden der jungen SPDler gleichzeitig ansehen. „Bitte macht weiter so. Lasst euch nicht unterkriegen", sagt sie. „Ich setze auf die jungen Wilden."
In Öneys Fall ist das mehr als eine Floskel. Es ist auch ein Rückblick auf ihre eigene bisherige Karriere. Mit ihren 43 Jahren gehört die türkisch-stämmige Berlinerin zwar nicht mehr zu den ganz jungen - aber immer noch zu den „Wilden". Die Süddeutsche Zeitung nannte Öney, die 2009 das grüne gegen das rote Parteibuch getauscht hatte, einmal: „Ministerin für Integration mit dem Hang zur Provokation."
Ein Gesetz für Integration bis 2015
Zwei Stunden zuvor sitzt Bilkay Öney im Hotel Orphée. Aus Termingründen müssen Interview und Mittagessen zusammengelegt werden. Trotzdem nimmt sich die Ministerin Zeit für das Gespräch. Am Ende wird der Salatteller nur um drei Gabeln leerer geworden sein. Geht es um ihr Leib- und Magenthema „Integration", holt sie gerne länger aus. In Baden-Württemberg soll es noch unter der grün-roten Regierung ein Integrationsgesetz geben. Berlin und Nordrhein-Westfalen haben bereits eines, in Bayern tagt im April erstmals eine Zukunftswerkstatt zum Thema. „Ziel ist es, bis 2015 einen Entwurf in die parlamentarische Beratung zu geben", sagt Öney. Den Berliner Vorstoß, Integration per Gesetz zu regeln, hatte sie damals noch kritisch gesehen. Integration könne man nicht von oben verordnet, findet sie immer noch. Trotzdem ist sie nun für ein Gesetz - nicht nur, weil es wegen des Koalitionsvertrags Teil ihrer „Hausaufgaben" als Ministerin sei. „Ziele und Wege zur Integration will sie „verbindlich und transparent" machen, die Bildung für Migranten verbessern. Gesundheit, Mitsprache von Migranten, islamischer Religionsunterricht oder das Kopftuchverbot stehen beispielsweise auf ihrer Agenda. Der aktuelle Stand? „Wir haben nun eine breite Debatte angestoßen und reden mit den betroffenen Akteuren und Bürgern."