Ab
heute starten in Hamburg und Schleswig-Holstein die Prüfungen für das Abitur
und andere Schulabschlüsse. Die restlichen norddeutschen Bundesländer folgen Anfang
Mai. Die Prüfungen sollen unter strengen Infektions-Schutz-Vorkehrungen stattfinden.
Für die Schulen eine große Herausforderung. Marie Löwenstein und Lena Petersen
haben sich im Norden umgehört:
Deutsch und Geografie unterrichtet Jens Finger an einem Gymnasium in Neumünster, Schleswig-Holstein. Seit Ostern laufen die Abitur-Vorbereitungen dort auf Hochtouren:
Die Kolleginnen und Kollegen hatten sehr viel zu tun, also ganz profan mit dem Zollstock durch die Schule zu gehen und Abstandsmessungen vorzunehmen in Zusammenarbeit mit dem Hausmeister. Das geht bis hin zu Abkleben auf dem Fußboden, dass es nur durch den einen Eingang reingeht und durch den anderen raus, dass man sich möglichst wenig begegnet.
Zudem würden die Schüler in kleine Gruppen eingeteilt, die in separaten Räumen schreiben und zeitlich gestaffelt in der Schule kommen. Auch in Hamburg wird es ab heute für viele Schüler ernst. Besonders gefordert sind jetzt die Stadtteilschulen. Denn dort werden nicht nur die Abiturjahrgänge, sondern auch die 9. Und 10. Klassen geprüft. Matthias Morgenroth, Leiter der Stadtteilschule Blankenese:
Wir machen das so, dass wir den einzelnen Prüfgruppen sagen, dass sie nur zum Prüfungszeitpunkt und nur auf diesem oder jenem kurzen Weg zu ihrem Raum die Schule betreten und auch wieder verlassen sollen. Sie kriegen eine Einweisung vorab, was sie wegen der Corona-Krise zu beachten haben.
Schüler, die wegen einer Vorerkrankungen besonders gefährdet seien, dürften ihre Prüfungen in Einzelräumen schreiben, sagt Morgenroth. Zudem würden die Räume alle 15 Minuten durchgelüftet. All das sei nicht ausreichend, sagt Horst Audritz, Vorsitzender des
Philologenverbandes in Niedersachsen. Alle Schüler und Lehrer sollten Masken tragen, die Schule sei schließlich eine öffentliche Institution. Auch Maik Walm von der Lehrergewerkschaft GEW in Mecklenburg-Vorpommern könnte sich mit einem solchen Gebot anfreunden.
Aus meiner Sicht muss man jedenfalls darüber nachdenken, ob man Mundschutz da einführt und vor allem auch absichern kann materiell, weil klar ist, dann müssen Mundschütze auch vorhanden sein vor Ort und zwar beständig.
Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen beginnen die Examen erst Anfang Mai. Entsprechend mehr Zeit bleibt den Lehrkräften dort, die Corona-Maßnahmen vorzubereiten – und auch, um mit den Schülern noch einmal in den persönlichen Kontakt zu treten. In beiden Bundesländern dürfen die Prüflinge ihre Fachlehrer vorab noch mal treffen. Eine Möglichkeit, die sich auch Deutsch-Lehrer Jens Finger aus Schleswig-Holstein gewünscht hätte:
Hier geht’s nicht so sehr um Wissensvermittlung, sondern einfach aufbauende Worte, um Kraft und Mut spenden in so einer außergewöhnlichen Situation. Das ist jetzt nicht so vorgesehen und man sieht sich in der Tat erst am Tag der Prüfung selbst.
Auch Maik Walm von der Lehrergewerkschaft in Mecklenburg-Vorpommern befürchtet, dass die widrigen Umstände der Corona-Pandemie die Prüfungs-Leistungen der Schüler beeinflussen könnten. Die Gewerkschaft habe sich gegen die Prüfungen ausgesprochen. Denn die aktuelle Mehr-Belastung schade gerade Jugendlichen, in deren Familie ein höherer Schulabschluss nicht selbstverständlich sei:
Man kann in der Corona-Krise sagen, dass gerade die Schüler, die aus bildungsfernen Familien kommen, große Probleme haben werden, in Ruhe ihre Leistung abzurufen und damit auch für die Zukunft ein gutes Ticket zu lösen.
Das Abitur zu Corona-Zeiten: Es stellt Lehrer und Schüler vor besondere Herausforderungen. Was den Infektions-Schutz angeht kommt die wirklich große Prüfung aber erst danach, sagen Experten- Nämlich dann, wenn die Schulen wieder für alle Klassen geöffnet werden.
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