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Schrot&Korn-Leserwahl: So sehen Sieger aus!

BioHandel, 03/2019, Branche

Bioware im LEH und immer mehr auch beim Discount - die Konkurrenz nimmt zu, der Erfolg der besten Bioläden jedoch nicht ab. Ihr Erfolgsrezept: mehr bieten als nur Biolebensmittel.

Bioprodukte im Supermarkt sind für die „Besten Bio-Läden" kein Problem. Auch Verbandsware im Discounter scheint kein Thema zu sein - zumindest nicht für die vier Goldgewinner. Mit ihren Ladenkonzepten können sie sich in der aktuellen Wettbewerbssituation behaupten.

Einkauf als Erlebnis

Im Vordergrund stehen die Kunden mit ihren Bedürfnissen, die ihren Einkauf nicht als notwendiges Übel, sondern als Erlebnis wahrnehmen sollen. Die „Besten Bio-Läden" schaffen genau das, indem sie mehr bieten als „nur" ein Bio-Sortiment.

Fundiertes Fachwissen, Servicequalität, Verkostungen, persönliche Kundenansprache, Lieferdienste oder funktionierende Pfandsysteme zur Müllvermeidung - um nur einige der Angebote und Kompetenzen erfolgreicher Läden zu nennen.

Fast 48.000 Leserstimmen

Einmal im Jahr haben Bio-Fach­handelskunden die Möglichkeit, „ihren" Laden bei der Schrot&Korn-Leserwahl zu bewerten, Positives hervorzuheben, aber auch Negatives an­zusprechen - selbstverständlich anonym.

Genau 47.703 Menschen waren dem Aufruf gefolgt, fast 6.000 mehr als im Jahr zuvor. Per Postkarte oder online konnten sie ihre Beurteilung in folgenden Kategorien vornehmen: „Gesamteindruck" „Sortiments-Vielfalt", „Fachkundige Beratung", „Preis-Leistungs-­Verhältnis" sowie „Frische, Obst und Gemüse" und „Frische, Mopro, Brot und Fleisch". Die beiden Frische-­Ka­te­gorien ersetzten die frühere Kategorie „Warenqualität" (s. Stimmzettel rechts).

Neu ist auch die Abfrage der Einkaufsgewohnheiten. Demnach kaufen 14 Prozent der Befragten mehr als zehn Mal im Monat im Bioladen ein, 12 Prozent acht Mal und die mit 25 Prozent größte Gruppe vier Mal monatlich. Rund 15 Prozent gaben an, nur in „ihrem" Bioladen einzukaufen, zwei Drittel gehen bis zu vier Mal im Monat „fremd".

Sehr gute bis gute Noten

Alle bewerteten Läden können sich über Noten zwischen 1,0 und 2,5 freuen. Die beste Bewertung 1,0 wurde überall vergeben, die „schlechteren" Noten (2,3 abwärts) gab es in den Bereichen „Fachkundige Beratung", „Preis-Leistungsverhältnis", „Frische, Mopro, Brot und Fleisch" und „Gesamt­eindruck".

Anregungen der Kunden

Neben den Standardfragen zur Noten-Berechnung gab es Platz für Lob, Kritik, Anregungen und Wünsche. Vier von fünf Kunden machten von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Viele bekräftigten in ihren Antworten zwar, dass „alles perfekt" sei und der Laden so noch lange erhalten bleiben solle. Dennoch gab es den ein oder anderen hilfreichen Verbesserungsvorschlag. Sinnvoll wäre beispielsweise ein Schild an der Bedien­theke, mit dem Hinweis, wo man sich für was anstellen muss. Empfohlen wurden außerdem eine Sitzbank vor dem Laden oder eine Preis­auszeichnung aller Waren.

Auch Aspekte, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, wurden des Öfteren bemängelt: Produkte aus dem Angebotszettel seien nicht vorhanden, der Laden unordentlich oder Obst und Gemüse nicht frisch genug. Anstatt braune Bananen, schrumpelige Paprika oder welke Salatköpfe zum selben Preis anzubieten wie Frisch­ware, könnte man einen Rabatt geben (bevor sie ganz aussortiert werden), oder im eigenen Bistro verarbeiten.

Die im Vergleich zu den Vorjahren auffällig häufige Kritik am Obst und Gemüse ist offensichtlich der Tatsache geschuldet, dass es dieses Mal eine eigene Kategorie dafür gab.

Anregungen betrafen auch das Sortiment (mehr Auswahl bis hin zu konkreten Produktwünschen) oder die Ladengestaltung (mehr Platz in den Gängen, Deko nach Jahreszeit). Häufiger kam auch der Wunsch nach weniger Verpackungsmüll sowie Unverpacktprodukten auf.

Außerdem wurde hin und wieder die fachliche Kompetenz sowie die Servicequalitäten einiger Mitarbeiter, die sich offenbar von Kunden gestört fühlten, angezweifelt.

Was läuft gut, was weniger? Die jährliche Kundenumfrage von Schrot&Korn gibt Bioläden ein ehrliches (weil anonymes) und sehr hilfreiches Feedback.

Für eine größere Ansicht bitte auf die Karte oder hier klicken.

Bio-Supermärkte ab 400 m2
ebl-naturkost Laufamholz in Nürnberg, 450 m2 ebl-naturkost, speziell die Filiale Laufamholz, ist vielen Schrot&Korn-Lesern bekannt. Erst 2014 eröffnet, gewann der Laden zum dritten Mal Gold in der Kategorie Bio-Supermarkt.

Das Geheimnis: Der Kunde ist nicht König, sondern Kaiser. Das Team um FilialleitungKristina Stolp kümmert sich freundlich und zuvorkommend um alle Belange der Kunden. An der Bedientheke oder dem Weinregal gibt es immer etwas zu probieren und die Fachverkäufer sind um keinen Rat verlegen.

Die fast familiäre Atmosphäre der Mitarbeiter untereinander und zu den vielen, meist namentlich bekannten Stammkunden wird immer wieder hervorgehoben. Vor allem die „Seele des Ladens", Thekenchefin Jennifer Deinzer, kennt fast alle Kunden und ist sogar per du mit ihnen. „Ihre Babys" sind der Laden und die Bedientheke mit Käse, Wurst, Fleisch, Backwaren und Mittagstisch.

Konkurrenzsituationen wie Biolandware bei Lidl sieht Kristina Stolp entspannt: „Bio ist toll für die Umwelt und soll so groß wie möglich werden. Unsere Kunden werden weiter kommen. Wenn mehr Leute Bio kaufen durch Bioland-Lidl, ist das ok". Mit der Haltung, den Mitarbeitern und dem ebl-Konzept zeigt die Filiale, wie man dem zunehmenden Wettbewerb trotzen kann.

„Wenn mehr Leu­­te Bio kaufen durch Bioland-­Lidl, ist das ok." Kristina Stolp, Filialleiterin ebl Laufamholz
Fachgeschäfte 100 bis 399 m2
Berghofer Biostadl in Halb­­lech/ Ostallgäu, 120 m2

Der Biostadl ist, wie der Name vermuten lässt, ein echter Stadl (Scheune), stilecht renoviert mit niedriger Holzdecke. Der Bauerngarten mit Café im Sommer, die Sitzecke innen mit Ofen im Winter - eine für Stammkunden, Wanderer, Radfahrer und Touristen einladende Atmosphäre.

Der Biostadl ist ein Fachgeschäft mit Hofladencharakter (nur ohne Landwirtschaft), in der Nähe von Schloss Neu­schwanstein. Entsprechend ist das Sortiment auf Touristen ausgerichtet: Kleingebäck für zwischendurch, Snacks und Kuchen, die Inhaber und gelernter Konditor­meister Helmut Fiebig backt.

Wer zum Einkaufen kommt, bekommt außerdem ein Gratisgetränk wie Smoothie oder Punsch. Standort- und kundenbedingt ist der Non-Food-Anteil recht hoch. Es gibt Geschenkartikel wie Kerzen oder Räucherwaren, aber auch Kinderpflaster, Straßenmalkreide und Postkarten. Hinzukommen Naturkosmetik, pflanzliche Heilmittel, Nahrungsergänzungsmittel, entsprechende Bücher sowie Hilde­gard-von-Bingen-Pro­dukte, zu denen Inhaberin ­Petra Neuber als ausgebildete Gesundheitsberaterin kompetent beraten kann.

Trotz der günstigen Lage, der Atmosphäre und intensiver Kundenbeziehungen, macht ein neuer Edeka in der Nähe den Inhabern zu schaffen. Umso erfreulicher ist die Wahl zum besten Fachgeschäft 2019. Verkostungen, Vorträge und Kurse verhinderten einen starken Kundenrückgang.

„Wir haben ­unsere Kunden von Anfang an verwöhnt." Petra Neuber, Inhaberin Berghofer Biostadl in Halb­lech/ Ostallgäu
Kornecke Naturkostladen in Höhr-Grenzhausen/ Rheinland-Pfalz, 50 m2

Kleine Läden leben von und mit ihren Persönlichkeiten, in diesem Fall: Judith Schiesser. Ihr Konzept: Emotionales Verkaufen und die persönliche Beziehung zum Kunden als Schlüsselerlebnis. Sie kommen gern zu ihr: zum Einkaufen, gelegentlich auch nur zum Kaffeeklatsch.

Mit ihrer offenen, liebenswerten Art und gut vernetzt, hat Judith Schiesser es geschafft, die erst im August 2018 übernommene Kornecke zum Besten Bioladen empor­zuheben. Zuvor jobbte die gelernte Buchhändlerin dort als 450-Euro-Kraft, nachdem sie sich 2017 beruflich neu orientierte. Ihr Fachwissen eignete sie sich im Austausch mit ­erfahrenen Kunden und beim Besuch von Weiling-Seminaren an.

Judith Schiesser hat zwar eine Website, aber kein Facebook, Instagram und Co. Ihr Social Network sind Bekannte und Freunde vor Ort. Jeder kannte sie als Buchhändlerin und kennt sie jetzt als Bio­ladnerin. Als einziges Lebens­mittel­geschäft im Ort ist sie außerdem Anlaufpunkt für die ältere Generation, darunter auch viele Nicht-Bio-Kunden.

Dass es im Umkreis von zwei Kilometern die komplette Palette an LEH gibt, sieht die Neu-Bioladnerin gelassen. Die Kunden fühlen sich wohl bei ihr und schätzen die persönliche Atmosphäre. Außerdem finden sie für den täglichen Bedarf alles: Zum Vollsortiment (mit Ausnahme Tiefkühlkost) gehören Frischwaren wie Obst, Gemüse, Käse und Backwaren.

„Viele schätzen es, dass man nicht gleich bei allem mitmacht wie Social Media mit Facebook oder Instagram." Judith Schiesser, Inhaberin Kornecke Naturkostladenin Höhr-Grenzhausen
Hofladen Klostersee in Grömitz/Ostsee, 150 m2

Hofläden entwickeln sich vielerorts zu Flaggschiffen der Bioladen-Szene: Gemeinsames, sinnerfülltes Leben und Wirtschaften nach den Idealen der Biogründerzeit scheinen hier noch gelebte Realität zu sein.

Besonders biodynamisch ausgerichtete Hofläden wie der diesjährige Goldgewinner locken Stammkunden, oder wie hier, auch viele Touristen.

Der Demeterhof Klostersee ist Demonstrationsbetrieb für Ökologischen Landbau. Neben der Land­wirtschaft (Rinder- und Schweinehaltung, Ge­trei­de-Ackerbau) gehört auch eine hofeigene Backstube sowie Käserei dazu.

Die selbst herge­stellten Produkte machen 35 Prozent des Vollsortiments aus, da­runter Brot, Gebäck, Kuchen, Fleisch- und Wurstwaren, Käse und Milchprodukte sowie einige italienische Spezialitäten. Dafür ist Alberto Ariberti (gebürtiger Italiener) zuständig, der zusammen mit seiner Frau Gerlinde den Hofladen führt.

DerHofladen wird ergänzt durch ein Café mit Terrasse. Außerdem gibt es Ferienwohnungen und ein Altenwohnprojekt. Die älteren Menschenhelfen, soweit möglich, an verschiedenen Stellen mit.

Rewe und Aldi, rund zehn Kilometer entfernt, stellen keine Konkurrenz dar. Familie Ariberti ist sich sicher, dass ihr Hof den Kunden ein Einkaufserlebnis bietet, dass sie so im Supermarkt oder Discounter nicht finden.

„Unser Antrieb ist nicht die Gewinn­maximierung. Der Laden dient der Kommunika­tion mit der Außen­welt." Gerlinde Ariberti, Inhaberin Hofladen Klostersee

Für eine größere Ansicht bitte auf die Tabelle oder hier klicken.

Mehr Infos

Das komplette Ranking finden sie unter: www.bioverlag.de/ausgezeichnet

URL: https://biohandel-online.de/Branche/schrot-korn-leserwahl-so-sehen-sieger-aus.html / © bio verlag gmbh

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