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Nie zuvor hatte ein Juso-Chef so viel Macht

Zuschauer mit Tränen in den Augen, Schlachtrufe, Jubel – Kevin Kühnert tourt durchs Land, um eine große Koalition zu verhindern. Der Vorsitzende der Jusos bürdet sich eine große Verantwortung auf.


In Darmstadt angekommen, muss Kevin Kühnert vor seinem Auftritt noch schnell eine rauchen. Einer der Jungsozialisten, der am Sonntagabend wartend vor der Seniorenbegegnungsstätte steht, begrüßt ihn mit Umarmung. Er hat Kühnerts Auftritt am Nachmittag im 50 Kilometer entfernten Oberursel gesehen. „Haste vorhin richtig gut gemacht, Digger. Vor allem deine Erwiderungen haben gesessen." - „War eine der kontroversesten Diskussionen bisher", antwortet Kühnert, zertritt die Zigarette und muss auch schon rein.


Oberursel, vorhin, die Stadthalle war bis auf den letzten Platz besetzt, da saß eine grauhaarige Frau in der vorletzten Reihe, die sagte: Diesen Kevin Kühnert, den würde sie sich ja gerne mal vorknöpfen. Er blöke herum wie ein Marktschreier und habe doch keine Ahnung. Keine Vorstellung davon, was eine Partei ausmache. „Der Kühnert ist schlecht für die SPD", sagte sie. Auch ihre Nachbarin schüttelte missbilligend den Kopf.


„Digger" oder „Marktschreier", Applaus oder Argwohn - das sind die Pole, zwischen denen der Juso-Vorsitzende Kühnert in diesen Tagen unterwegs ist, auf seiner NoGroko-Tour genannten Überzeugungsreise quer durch das Land. Im Taunusstädtchen Oberursel ruft er: „Ein Nein zur Groko ist ein Ja zu einem Politikwechsel!" und „Wir können doch nicht immer wieder gegen dieselbe Mauer laufen!"


Seit jeher waren die Jusos aufmüpfig, doch jetzt bringen sie die Parteispitze zum ersten Mal wirklich in Bedrängnis. Sie haben eine Welle ausgelöst. Beim Sonderparteitag in Bonn waren es 43 Prozent der Delegierten, die gegen Koalitionsgespräche mit der Union stimmten. Seit Anfang Januar sind mehr als 24 000 Neumitglieder in die SPD eingetreten. Und Kühnert, dieser oft wegen seines Alters belächelte junge Mann, hat plötzlich Macht.


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