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Entschlossenheit und Rufe nach Frieden am Jahrestag des Angriffskriegs

Etwa 2300 Menschen demonstrierten in der Frankfurter Innenstadt gegen die brutalen Aggressionen Russlands. © Rolf Oeser

Tausende Menschen solidarisieren sich in Frankfurt mit der Ukraine. Die Frauen aus dem angegriffenen Land treten unbeugsam auf. Auf der anderen Seite wollen viele Menschen einen Waffenstillstand und keine weitere Eskalation.

Von Steven Micksch und Maren Kaps

Fast alle der nach Polizeiangaben 2300 Menschen auf dem Frankfurter Römerberg knien während der Schweigeminute für die Opfer des Angriffskriegs auf die Ukraine. Eine ältere Frau, der das hinknien schwer gefallen wäre, steht mit gesenktem Kopf inmitten der am Boden hockenden Menschen. Immer wieder muss sie sich die Tränen, die über ihre Wangen rinnen, wegwischen. Ein emotionaler Moment am Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine.

Die Demonstration, zu der der Verein Perspektive Ukraine aufgerufen hatte, beginnt mit einer Kundgebung vor der Alten Oper. Schon da strömen zahlreiche Menschen auf den Platz rund um den Lucae-Brunnen. Die meisten sind Frauen. Ukrainerinnen, viele mit ihren Kindern. Aber auch einige Leute aus Deutschland und anderen Ländern sind dabei.

Sie alle einen die Farben Blau und Gelb, die Farben der ukrainischen Flagge. Man sieht sie auf Fahnen, Schildern, Mützen, Flügeln oder Blumenkränzen. Plakate zeigen Motive wie „Stand with Ukraine", beschimpfen Russland als Terrorstaat oder forderten F-16-Kampfjets. Immer wieder rufen die Anwesenden „Danke Deutschland" und „Danke Frankfurt".

Holger Blasum ist extra aus Bischofsheim in die Mainmetropole gekommen, um Teil der Demo zu sein, die gegen 15.30 Uhr vom Opernplatz zum Römer zieht. „Wir müssen die Ukraine unterstützen. Mit allem, was nötig ist", sagt er. Er vertraue der Regierung in Kiew und darauf, dass sie wisse, was benötigt werde. Auch wenn es Kampfjets sein sollten. Dass manche Menschen Zurückhaltung fordern, könne er verstehen, es sei aber falsch. Er sei auch Teil der Demo, um der deutschen Öffentlichkeit zu zeigen, dass der Krieg in der Ukraine weiter wichtig sei. Er müsse weiterhin im Bewusstsein der Menschen sein.

Auf dem Römerberg spricht eine Rednerin auf Deutsch und Ukrainisch. „Wir werden unser Land mit dem Leben halten, bis es keine Besatzung und keine Bedrohung mehr gibt. Niemand wird unseren Geist brechen." Ein Friedensplan mit neuer Grenzziehung bedeute keinen Frieden. Sie forderte einen Rückzug der russischen Truppen auf die Grenzen von 1991. Ihre Worte lassen erahnen, wie entschlossen das ukrainische Volk ist und wie schwer ein Friedensschluss in diesen Tagen ist.

Am Abend an der Konstablerwache sind sich Demonstrierende hingegen einig, dass der Frieden nur mit Verhandlungen und ohne Waffen herzustellen ist. Ein Bündnis verschiedener Organisationen, darunter pax christi Rhein-Main und die Deutsche Friedensgesellschaft, haben zu einer Kundgebung gegen Waffenlieferungen gerufen. Gemeinsam wollen sie zum Opernplatz gehen. Laut den Angaben der Polizei sind dem zwischen 250 und 300 Menschen gefolgt. Stefanie Haenisch von den Linken Hessen eröffnet die Aktion um 17 Uhr: „Wer den Frieden will, muss den Widerstand gegen den Krieg vorbereiten", sagt die Politikerin. Der Krieg in der Ukraine sei seit April ein Krieg zwischen Russland und der Nato.

Dann machen sich die Demonstrierenden zum ukrainischen und russischen Konsulat auf. Vor letzterem spricht Franz Nadler. Die Verantwortung, den Krieg zu beenden, sieht er bei den deutschen Politiker:innen: „Sich auf eine Seite zu stellen und Waffen zu liefern, ist ein Totalversagen", sagt er. Sein Verein Connection setzt sich für Kriegsdienstverweigerer ein. „Schickt die Soldaten in die Kasernen zurück", ruft er in Richtung des Konsulats. Doch nur wenige ukrainische Flaggen begleiten die Kundgebung bis zum Schluss.

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