Porträt | Februar 2014 | Ausgabe 125 - Kunst
Schauspieler sein - davon träumen viele. Doch was braucht man neben Talent, um als Schauspieler zu überleben? Und wie wird man überhaupt Schauspieler? Mark Pohl lebt diesen Traum. Er hat sich den Fragen von Schekker- Autor Marcus gestellt.
Es ist kalt. Der Wind peitscht mir ins Gesicht und verteilt mal Regen, mal Schnee. Ich bin gerade auf dem Weg zu Schauspieler Mark Pohl. Die Tür öffnet sich und ein junger Mann mit dunklem Bart und braunen Augen steht vor mir. Die Begrüßung ist herzlich, die erste Frage kommt von Mark: „Willst du einen heißen Kaffee?"
Wie alles begann
Mark Pohl ist 37 Jahre alt und seit fast zehn Jahren ein gefragter Theater- und Filmschauspieler. Begonnen hat alles an der Loreley. In einer kleinen Stadt in Rheinland-Pfalz, deren berühmteste Sehenswürdigkeit die langhaarige Nixe ist, die von ihrem Felsen aus die Schiffer in ihren Bann zieht - dort ist Mark geboren. Schon als Kind spielte er auf Dorffesten Theater. Er schrieb selbst die Stücke, spielte die Hauptrollen, inszenierte die Geschichten. Sein erstes selbstgeschriebenes Stück trug den Namen „Veras Perlenkette" - ein ein Krimi inklusive Todesopfer. „Es war nie mein expliziter Wunsch, Schauspieler zu werden", erzählt mir Mark aus seinen Kindertagen. „Ich fand es zwar immer sehr spannend, auf der Bühne zu stehen und eine Rolle zu spielen. Aber mir wäre nie im Traum eingefallen, auf eine Schauspielschule zu gehen."
Wie wird man Schauspieler?
Die Leiterin seiner Theatergruppe war eine professionelle Schauspielerin, die bald schon seine besondere Begabung entdeckte. „Mark, du hast Talent", verkündete sie kurz und bündig. „Ich helfe dir bei den Vorbereitungen für die Schauspielschule und du meldest dich dort an." Eine Weile zögerte Mark noch, wagte dann aber 1999 den Schritt und stellte sich der Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig.
Mark konnte sich bei der Aufnahmeprüfung gegen 2000 Mitbewerber durchsetzen.
„Neben Talent braucht man dafür vor allem Mut und Ausdauer", sagt er. Und weil es sich um ein Hochschulstudium handelt, braucht man auch Abitur. Die Prüfung hatte es in sich, erinnert sich Mark: „Fünf Tage lang wurden 2000 Kandidaten getestet: Szenenvorspiel, Monolog, Gesang, Tanz, Rhythmusgefühl, Improvisation." Anspruchsvoll und kräftezehrend für die Bewerber, aber eine gute Vorbereitung für den späteren Arbeitsmarkt.
Mark hat es geschafft. Er gehörte zu den ausgewählten 18 Nachwuchstalenten und konnte das 8-semestrige Studium beginnen. „Der Tag beginnt recht früh und dauert mindestens 10 Stunden." Mark wurde nicht nur in Schauspiel ausgebildet: auf dem Unterrichtsplan standen auch Reiten, Fechten und Fremdsprachen. Nach dem harten Studium durfte er sich Diplom-Schauspieler nennen und stürzte sich in das Berufsleben.
Der Arbeitsmarkt, ein ständiger Wettbewerb
Man liegt falsch, wenn man glaubt, dass einem die Rollenangebote nach dem Abschluss zufliegen. Es gibt in Deutschland mehr als 200.000 Schauspieler und wenn man bedenkt, dass im Jahr etwa 200 Spielfilme gedreht werden, kann man sich ausrechnen, wie hoch die Chancen stehen, einen Job in der Filmbranche zu ergattern. Seinen Erfolg wollte Marc aber nie dem Zufall überlassen. „Man muss sich zeigen. Auf Festivals gehen, Premierenfeiern besuchen und sich bei Castingdirektoren oder Theatern vorstellen. Wenn man nur zu Hause rumsitzt und auf den Anruf aus Hollywood wartet, hat man verloren. Nur mit Fleiß und harter Arbeit kommt man voran."
Alltag?!„Flexibilität ist ein Muss", erklärt Mark. Er selbst ist breit aufgestellt, neben Film und Fernsehen, arbeitet er auch am Theater, sowie als Synchronsprecher und in der Werbung. Auf die Frage nach seiner täglichen Arbeitsroutine lacht er: „Alltag? Schauspieler ist ein sehr unsteter Beruf. Man hat Phasen, in denen man kein Projekt hat und sehen muss, wie man über die Runden kommt. Dann gibt es aber wieder die tollen Momente, in denen man an einem Tag in München und am nächsten Tag in Kapstadt ist."
Ihr wollt über Mark und seine Arbeit wissen? Dann klickt euch doch mal auf seiner Homepage oder auf Facebook rein.
Am ehesten kommt Routine auf, wenn er an einer Theaterproduktion beteiligt ist. „Von 10 bis 14 Uhr wird geprobt, dann haben wir eine Pause zum Textlernen. Von 18 bis 22 Uhr findet entweder die Abendprobe statt oder eine Vorstellung." Film wiederum ist ganz anders: Je nach Rolle sind die Drehzeiten oft häppchenweise über den ganzen Tag verteilt, manchmal hat man ein paar Stunden Pause, manchmal sogar zwei drehfreie Tage hintereinander.
Mark ist oft unterwegs, manchmal über mehrere Monate. Das ist nicht immer leicht mit der Familie und dem Freundeskreis zu vereinbaren. Dabei hilft es, die Schauspielerei trotz aller Faszination als Beruf anzusehen. „Die Figur bleibt bei der Probe", erklärt er die Wichtigkeit, eine Grenze zwischen sich selbst und den Charakteren aus dem Drehbuch zu ziehen.
Was kommt als Nächstes?
In ein paar Tagen beginnt Mark mit den Proben am Theater Erfurt zu der Oper „Joseph Süß" von Detlev Glanert. Einen Drehtag in Warschau für einen Werbespot muss er dazwischen schieben. Eine der Herausforderungen die Mark meistern wird.
Und so geht ein spannendes Treffen mit zwei Tassen Kaffee und drei Stunden intensiver Gespräche zu Ende. Ich laufe zum Bahnhof, steige in meinen Zug und lasse das Gespräch Revue passieren. Gedankenversunken über dieses spannende, schwierige Berufsfeld, das so faszinierende Menschen wie Mark Pohl hervorbringt, verpasse ich beinahe meinen Ausstieg.