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Wie Newcastle United mit dem Skandal-Scheich zur neuen Macht im Weltfußball werden will

Newcastle United wird in ein paar Tagen zu einem der reichsten Vereine der Welt - allerdings muss der Traditions-Klub aus dem Nordosten Englands einen hohen Preis dafür zahlen!

Der Tabellen-13. der Premier League wird für rund 340 Millionen Euro von einem Konsortium, bestehend aus Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF, der britischen Finanzmogulin Amanda Staveley sowie der Investmentgesellschaft Reuben Brothers, übernommen. Premier-League-Boss Richard Masters und der bisherige Newcastle-Besitzer Mike Ashley stimmten dem Deal bereits zu.

Das Ziel: Die „Magpies" (Elstern) sollen mit nahezu unbegrenzten finanziellen Mitteln zur größten Fußball-Macht in Europa werden.

Der Aufschrei: gewaltig!

In England herrscht vor allem wegen der Beteiligung der Investoren aus Saudi-Arabien um Kronprinz Mohammed bin Salman (34) Aufregung. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnt: „Die Premier League könnte zum Handlanger eines diktatorischen Regimes werden, das seine katastrophale Menschenrechtsbilanz durch Sport reinwaschen will."

Der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman (34) soll Besitzer von Newcastle United werden. Der Kronprinz gilt als skrupellos und brutal.

Bin Salman wird für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi († 60) im Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul verantwortlich gemacht. Nach einer Statistik von Amnesty International wurden 2019 in Saudi-Arabien 184 Menschen hingerichtet, ein grausamer Weltrekord.

Um davon abzulenken, betreibt bin Salman seit Jahren „Sportwashing". Durch große Sport-Events und deren Strahlkraft soll von der Verfolgung politischer und sexueller Minderheiten im Wüsten- und Ölstaat abgelenkt werden.

Foto: picture alliance/AP Photo

Schachweltmeister Garry Kasparov (57) schrieb mit seiner Menschenrechtsorganisation Human Rights Foundation einen offenen Brief an die Premier League. Darin heißt es: „Sie sollten sich dringend überlegen, ob Ihre Organisation in gefährliche Verwicklungen mit der brutalen Diktatur von Mohammed bin Salman treten sollte."

Auch der katarische Pay-TV-Sender BeIN SPORTS, der Rechte an der Premier League hält, drohte: „Das künftige wirtschaftliche Modell des Fußballs steht auf dem Spiel."

Doch der Gegenwind - verpufft bisher. Die neuen Besitzer wurden von der Premier League bereits durchleuchtet. Gründe, den Deal platzen zu lassen, wurden nicht gefunden. Der Besitzer-Wechsel wird stattfinden. Mit schwerwiegenden Folgen ...

Ex-Newcastle-Profi und TV-Experte Lee Clark (47) prophezeit: „Sie werden zwei bis drei Jahre brauchen, um eine absolute Top-Adresse zu sein. Der Klub hat ohnehin großes Potenzial. Mit den unglaublichen finanziellen Mitteln gibt es kaum Grenzen. Sie können den europäischen Fußball verändern."

Zunächst soll vor allem in das Vereinsumfeld (Trainingsplätze, Nachwuchszentrum, Scouting-Abteilung, Stadion) investiert werden. Vorbilder dafür sind Bayern München und der FC Barcelona.

Auch für Zugänge stehen viele Millionen zur Verfügung. Auf der Einkaufsliste stehen auch Spieler aus der Bundesliga. U.a. sollen Philippe Coutinho (27/noch von Barça an Bayern verliehen) sowie die Leipziger Dayot Upamecano (21) und Yussuf Poulsen (25) dabei sein. Auch Gareth Bale (30/Real Madrid), Aaron Ramsey (29/Juventus), Kalidou Koulibaly (28/Neapel) oder Edinson Cavani (33/Paris) werden gehandelt. Als Trainer ist Ex-Tottenham Coach Mauricio Pochettino (48) vorgesehen.

Noch-Trainer Steve Bruce (59) hofft zwar noch, dass er seinen Job behalten darf. Er sagte in einer Pressekonferenz: „Mit mir hat bisher keiner gesprochen. Also gehe ich davon aus, dass ich Trainer bleibe." Sein Abgang wird allerdings spätestens zur neuen Saison erwartet.

Vergrößern Steve Bruce ist seit Saisonbeginn Cheftrainer bei Newcastle United

Foto: Peter Nicholls / Reuters

In Newcastle selbst werden die neuen Besitzer wohlwollend empfangen. Die Fans des Traditionsvereins sehnen sich nach großen Erfolgen. Journalist und Newcastle-Experte Lee Ryder (43) sagt: „Die Chemie zwischen Fans und Mannschaft ist etwas Besonderes und kann spektakuläre Früchte tragen."

Zuletzt gewann Newcastle 1969 einen Titel (Messe Cup). Schon der kleinste Aufschwung könnte eine Euphorie auslösen. Ryder: „Man denkt, man ist Teil einer Revolution, wenn man die Fans bei Siegen im Stadion erlebt. Das ist ein emotionaler Verein. Die Leute hier arbeiten hart, haben große Familien und lieben Newcastle United. Fast jedes Kind geht, sobald es laufen kann, regelmäßig in den St. James' Park."

Mit Newcastle, Liverpool, Manchester City, Manchester United, Chelsea, Arsenal und Tottenham könnte es bald sieben Top-Klubs in England geben, die sich um die Champions-League-Plätze streiten. Investoren haben sie alle - allerdings nicht so umstrittene wie Kronprinz Mohammed bin Salman. Original