Im Herzen blau und weiß: Nach 18 Jahren beim FC Ismaning wird sich Xhevat Muriqi nun an neue Vereinsfarben gewöhnen müssen.
(Foto: Johannes Simon)Xhevat Muriqi verabschiedet sich mit einem 4:0-Sieg und dem Klassenerhalt.
Ein kleines Zeichen der Dankbarkeit hätte es schon sein können. Eine Collage aus Bildern der vergangenen Jahre, eine Ansprache vor dem Spiel, ein Blumenstrauß. Oder besser: 18 Blumensträuße. 18 Jahre hatte Xhevat Muriqi dem FC Ismaning gedient, als Spieler, Masseur, Betreuer, Co-Trainer. Und seit 2013 als Trainer. Eine lange Zeit, die auch im Amateurbereich nicht selbstverständlich ist. Und doch gab es keine Blumen für Muriqi vor dem Spiel gegen den TSV Landsberg, dem letzten Heimspiel der Saison, dem letzten Spiel Muriqis im Stadion an der Leuchtenbergstraße. Ob denn gar nichts geplant sei? "Ich weiß nicht, ich glaube, drinnen ist etwas zum Essen aufgebaut", sagte Muriqi nach dem Spiel. "Pizza oder so." Nach 18 Jahren eine Pizza? Nicht gerade ein Zeichen höchster Wertschätzung. "Das ist nicht so wichtig", meinte Muriqi, der nicht so ganz überzeugt von seiner Aussage wirkte. Er dachte kurz nach, er ergänzte: "Das ist kein schönes Gefühl."
Dabei hatte es doch allen Grund zur Freude gegeben: Mit 4:0 hatte Ismaning den TSV Landsberg besiegt, es waren die entscheidenden Punkte zum Vermeiden der Abstiegsrelegation, zum sicheren Ligaverbleib. Was sich am Ende deutlich liest, war am Anfang aber nicht ganz so klar. Ismaning hatte die erste Chance, das schon, als Tobias Killer nach wenigen Sekunden nur das Außennetz traf, doch auch Landsberg wagte sich nach vorne. Im Gegenzug hatte Landsbergs Manuel Detmar FCI-Torwart Florian Preußer bereits umspielt, dann suchte er das Tor, er fand es nicht.
Nach dem 1:0 klatscht er die Spieler so energisch ab, als wolle er sich bald selbst einwechselnFortan war es aber vor allem Ismaning, das Torgefahr entwickelte, Mijo Stijepic verzog knapp, nachdem der Pass von Alexander Buch eigentlich schon von einem Verteidiger abgefangen, und dann doch durchgekommen war (12.). Besser machte es Stijepic sechs Minuten später, als er im Fünfer zum 1:0 traf (18.). Kapitän Maximilian Siebald hatte sich zuvor über rechts durchgesetzt, geflankt, gejubelt, seine achte Vorlage der Saison. Muriqi quittierte es mit einem kleinen Hüpfer, er klatschte die Spieler und Betreuer auf der Bank so energisch ab, als hätte er sich bald selbst einwechseln wollen. Das tat er dann nicht. Und doch kam in der Folge auch Landsberg zu Chancen, die beste vergab Sebastian Bonfert per Kopf (22.). Torwart Preußer klärte zur Ecke. Landsberg attackierte nun früher, es öffneten sich Räume, doch Ismaning nutzte sie nicht. "Nach 30 Minuten haben wir den Faden verloren", meinte Muriqi, "wir haben es nicht geschafft, uns zu befreien."
"Ich übergebe die Mannschaft in einem besseren Zustand, als ich sie übernommen habe."Seine Mannschaft ging dennoch mit der Führung in die Pause, und da wirkte es, als habe sich zumindest der Stadion-DJ von Muriqi verabschieden wollen. "Time of my life" hatte er ausgesucht, in der neuen Version der Black Eyed Peas, vielleicht eine kleine Reminiszenz an den scheidenden Trainer, dessen Fußballzeit bislang fast ausschließlich beim FC Ismaning stattgefunden hat. Ungewiss, ob er seinem neuen Verein, dem FC Moosinning, auch 18 Jahre treu bleiben wird. Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt: Viele hohe Bälle, wenig Chancen, leichte Ballverluste auf beiden Seiten. Und dann kam die 59. Minute, die der Partie jegliches Maß an Spannung raubte: Alexander Buschel sah Gelb-Rot nach wiederholtem Foulspiel, eine umstrittene Entscheidung, so sahen es zumindest die zahlreich angereisten Landsberger Anhänger, und doch war sie vertretbar. Ismaning nutzte die Überzahl flott: Erst traf Manuel Ring den Pfosten, der Ball prallte zu Ring, er traf dann doch das Tor (69.). Es folgte die dreifache Muriqi-Doppel-Faust, quasi eine Weiterentwicklung des ikonischen Jubels Boris Beckers, nur eben mit zwei Fäusten statt einer, sowie das 3:0 von Tobias Killer (71.) und das 4:0, erneut durch Stijepic (73.). "Ich hätte ein schlechtes Gewissen, die Mannschaft in einem schlechten Zustand zu übergeben", so Muriqi nach dem Klassenerhalt, und er fand die Klimax: "Ich übergebe das Team in einem besseren Zustand, als ich es übernommen habe." Blumen wird es auch beim letzten Spiel nicht geben, am Samstag gegen Bogen: Muriqi ist nämlich gar nicht dabei, er ist beruflich verhindert.