Burgtiefe. Während die einen sich noch von einer langen Nacht erholten und gemütlich vor ihren Bullis frühstückten, fanden vor der Showbühne des Bulli-Festivals auf Fehmarn nur wenige Meter vom Strand entfernt bereits die ersten Preisverleihungen statt.
Langsam vor die Bühne gerollt kam Alex Frank. Sein Bulli der zweiten Generation „mit dem Heck vom 'T2a' und der Front vom 'T2b'", bekam gestern den Preis für das individuellste Fahrzeug. Der Wagen aus brasilianischer Produktion, besetzt mit sieben Kindern, „die meisten von mir", wie der Hannoveraner mit einem Schmunzeln sagte, habe nur zugelassen werden können, weil eine ihm bekannte Person TÜV-Prüfer sei.
Als nächstes fuhr Ronald Krüger aus Hamburg vor: Er drehte den Wagen kurz hoch und stand in Windeseile als nächstes zur Verleihung bereit. Der Preis für das leistungsstärkste Fahrzeug auf dem diesjährigen Treffen war ihm damit sicher: Er verpflanze in mühevoller Kleinarbeit einen 470 PS leistenden 12-Zylinder-Motor - wie er im VW-Topmodell Phaeton eingebaut wurde - in Mittelmorotanordnung in seinen Bus. Dabei hat er weder Geld noch Mühen gescheut. „Der Umbau hat drei Jahre in Anspruch genommen und 70 000 Euro gekostet", gab der Hamburger unumwunden zu.
Bevor sich die 800 Bullis auf den Rückweg machen, stehen jedoch auch am Sonntag Vormittag noch weitere Prämierungen an. Unter den Aspiranten ist auch Christopher Löffelmann, der sich noch Hoffnung auf einen Gewinn in der Kategorie „schönster T5" und „weiteste Anreise"macht. Der 25-Jährige kam mit seiner Freundin Josephine Gasteiger aus Bad Reichenhall an der österreichischen Grenze nach Fehmarn. Sein noch junger Bulli der fünften Generation diente im ersten Leben auf dem Frankfurter Flughafen, bevor er zum „Hoamatbulli" umgebaut wurde. „Das haben wir alles selbst gemacht", sagte der gelernte Rettungssanitäter mit Blick auf die Folierung und die liebevoll genähten Kissen und Vorhänge mit eingearbeiteten Bus-Motiven stolz.
Ebenfalls weit gereist waren Fredric Andersson und Mia Linden Agrell aus Schweden. Sie waren bereits zum zweiten Mal dabei und feierten das Mittsommerfest mit anderen begeisterten Bus-Besitzern in Deutschland. „Mir kommt es weniger auf die Originalität, sondern mehr auf die Funktionalität an. Mein eigentliches Hobby ist aber das Motor-Tuning", so der 48-jährige Schwede, während er die Heckklappe seines Fahrzeugs öffnete. Auf die Frage nach der genauen Leistung des luftgekühlten Boxer-Motors im Heck antwortete er nur „genug". Jörgen Secher, ein Bekannter, konnte dem nur beipflichten: „Das ist wirklich ein schneller Bus, wir konnten auf der Herfahrt kaum mithalten". An der anschließenden Rundfahrt über die Insel wollten die Schweden jedoch nicht teilnehmen, sie hatten es sich gerade wieder in ihrem VW gemütlich gemacht. „Nichts ist romantischer, als ein Gewitter im Bulli" kommentierte er das Wetter der letzten Nacht.
Gemütlicher angehen ließ es auch Felix Braatz aus Lübeck. Er hatte sich auf dem Festival mit Freunden aus Hamburg und Berlin verabredet - allesamt Besitzer des VW Busses der vierten Generation.
Sie relaxten mit Seifenblasen-Pistole, Plüschhund „Egon" und Plastik-Flamingo „Manfred" auf dem Gelände am Burger Südstrand und wussten besonders die freundschaftliche Atmosphäre während des Festivals zu schätzen. „Hier kann man eigentlich in jeden Bulli reinschauen. Außer, er wackelt gerade", sagte der 24-Jährige.
Marc R. Hofmann