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Review

Spontangig der Beatsteaks im Magnet Club


Der 1. Mai ist in Berlin ja immer ein ganz spezielles Ereignis. Am Kampftag der Arbeiterbewegung herrscht hier nämlich totaler Ausnahmezustand. Um den traditionellen Krawallen zu entgehen, führt mich mein Weg meistens erstmal raus aus Kreuzberg. Als ich mich schon auf dem Nachhauseweg befand, bekam ich mehrere Nachrichten auf mein Handy. Eine davon: „Beatsteaks heute Abend im Magnet.“ Bitte was? Da bin ich doch grade noch vorbei gelaufen. Also Kehrtwende, wenige Hundert Meter zurück zum Magnet. Und tatsächlich, mittlerweile tummeln sich hier schon gut 20 Menschen die auf Einlass warten.

23 Uhr, die Türen gehen endlich auf. Noch weist nichts auf ein Beatsteaks Konzert hin. Angekündigt ist hier heute Abend eine Indie-Disko. Der Eintritt kostet 7€. Im Club weist bis auf die auf der Bühne aufgebauten Instrumente auch nichts auf das gleich stattfindende Konzert hin. Der DJ legt feinstes Indie-Liedgut von Arctic Monkeys bis Johnossi auf und die immer größer Werdende Meute im Club dreht immer mehr auf. Der DJ macht einen guten Job, irgendwie hat man grade tatsächlich den Eindruck, dass hier einfach eine gute Party stattfindet. Doch um 1Uhr verstummt die Musik plötzlich. Auf der Bühne platzieren sich einige Schatten, die bei näherer Betrachtung doch durchaus bekannt vorkommen. Und dann tatsächlich, aus den Boxen dröhnen die ersten Töne von Ain’t Complaining. Ein riesiger Jubelschrei und die sowieso schon durch den DJ aufgepeitschte Menge dreht völlig am Rad. „20 Jahre Beatsteaks, das hier ist der Anfang der Party!“ brüllt Sänger Arnim ins Mikro und die Band legt gleich den nächsten Song nach. Setlist? Gibt’s nicht. Auf der Bühne liegt lediglich ein Zettel mit vielen Songs aus dem Repertoire. Doch darauf wird zwischendurch nur mal geschaut, wenn die Ideen ausgehen. Ansonsten werfen sich die Musiker die Vorlagen auf der Bühne selber zu. Auch Zurufe aus dem Publikum werden gerne angenommen. Kracher wie E-G-O oder das seit Jahren nicht mehr live gespielte Kings Of Metal finden so ihren Weg ins Set. Auch wenn bei letzterem der Text nicht mehr so wirklich sitzt, im Refrain ists dann doch wieder klar: „Other bands play, Manowar kill!“.

Und killen, das tun die Beatsteaks heute auch. Und zwar die Stimmen der wenigen glücklichen Fans, die an diesem absolut besonderen Abend Teil haben dürfen. Die Temperatur steigt von Song zu Song und die Körper werden immer Nasser. Kein Grund, der Sänger Arnim davon abhalten könnte auf Tuchfühlung zu gehen. Also springt er ins Publikum und schaut sich seine eigene Band an, während sie DNA, einen Song vom aktuellen Album spielt. Und weils so schön war, gibt es den gleichen Song direkt nochmal. Diesmal mit Arnim auf der Bühne. Der heutige Abend ist sowieso pure Anarchie. Crowdsurfer fallen auf die Bühne, mangels fehlender Absperrung müssen sich die ersten Reihen an den Monitorboxen auf der Bühne abstützen und die Bühne selbst wird gerne mal als Glasflaschenpfandlager genutzt. Das Konzert hier heute Abend ist ein ordentliches Stückchen Punkrock. Und um das zu unterstreichen covern die Beatsteaks noch mal eben einen Song der besten Punkband des Universums: NOFX. Lori Meyers können wohl nur die wenigsten mitsingen, aber die, die es tun, freuen sich besonders. Autoren von Artikeln über Beatsteaks Geheimkonzerte gehören übrigens auch dazu.

Was soll man da noch sagen? Die Beatsteaks überraschen Berlin. Das ist mehr als geglückt. Wohl eine der verrücktesten und intensivsten Beatsteaks Shows der letzten Jahre. Auf dass das Jubiläumsjahr genau so weiter geht.