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Alkoholfreier Wein, Gin und Sekt: Gute Alternativen?

Quelle: Seventyfour / Adobe Stock

Die Gefahr durch Alkohol wird in der Gesellschaft oft unterschätzt. Dabei ist jeder siebte Todesfall bei Männern auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Doch langsam zeichnet sich ein neuer Trend ab: Der Verkauf von alkoholfreiem Wein und Sekt zieht an. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um alkoholfreie Alternativen


Das gute alte Feierabendbier, der Wein beim Essen oder der Aperol am sonnigen Nachmittag - Alkohol ist in unserer Gesellschaft so präsent, dass er als normal wahrgenommen wird. Wer Nein dazu sagt, gilt oft als Spaßbremse. Dabei ist Alkohol ein Zellgift und somit schädlich für den Körper.


Laut Bundesministerium für Gesundheit konsumieren in Deutschland 7,9 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren Alkohol in einer gesundheitlich riskanten Form. Riskant meint bei Frauen einen durchschnittlichen Konsum von mehr als 12 Gramm Reinalkohol pro Tag bzw. mehr als 0,125 l Wein, bei Männern von 24 Gramm bzw. 0,3 l Bier. Die Initiative " Kenn dein Limit" empfiehlt, an mindestens zwei Tagen pro Woche ganz auf Alkohol zu verzichten. "Eine alarmierende Zahl ist, dass in Deutschland circa 74.000 Menschen pro Jahr in Folge von Alkoholmissbrauch sterben. Jeder siebte Todesfall bei Männern ist auf Alkoholkonsum zurückzuführen", sagt Prof. Dr. Falk Kiefer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin in Mannheim.


Wie schädlich ist Alkohol für den Körper?

"Alkohol wirkt auf alle Organe toxisch", sagt Kiefer. Wesentliche Folgeschäden seien Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzschwäche, Bluthochdruck und ein erhöhtes Schlaganfallrisiko ebenso wie Krebserkrankungen, insbesondere Rachen-, Speiseröhren- oder Brustkrebs. Es könne außerdem zu Leberschäden, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Nervenschädigungen oder langfristig gar zu einer Alkoholdemenz kommen.


Das Problem: Alkohol sei als gesellschaftliches Suchtmittel anerkannt. "Alkohol ist bei uns leicht zu beschaffen und immer verfügbar. Öffentliche Alkoholwerbung ist überall zu finden", so Kiefer. Wer nicht trinkt, wird oft zum Außenseiter. Immer mehr Menschen möchten jedoch ohne schlechtes Gewissen einen guten Wein genießen. Bei alkoholfreien Alternativen zeichnet sich daher langsam ein Trend ab. Laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) beträgt der Anteil alkoholfreier Weine am gesamten Weinkonsum bislang zwar nicht mal ein Prozent, die Tendenz ist jedoch steigend. So gab es 2022 einen Absatzzuwachs von 18 Prozent. Von alkoholfreiem Sekt wurden 2021 rund 23 Millionen Flaschen verkauft, Tendenz ebenfalls steigend. Immer mehr Weingüter bieten nun entalkoholisierten Wein und Sekt an und auch Online-Shops sind auf den Trend aufgesprungen.


Wie entsteht alkoholfreier Wein?

Bei alkoholfreiem Wein und Sekt handelt es sich um Getränke, bei denen der Alkohol nach Ende des Gärprozesses entfernt wird. Dafür gibt es verschiedene Verfahren. Wein, der durch ein Vakuumierverfahren entalkoholisiert wurde, soll dabei dem Original in puncto Geschmack am ähnlichsten sein. Durch das Vakuum verdampft der Alkohol schon bei 27 Grad statt bei den sonst üblichen 78 Grad. Durch dieses schonende Verfahren kann ein Großteil des typischen Weinaromas erhalten bleiben. In der Regel wird dennoch nachgesüßt, um den Geschmack des Originals besser zu treffen.


Eine Alternative zur Vakuumdestillation ist die Umkehrosmose, auch als Dialyse bekannt. Der Wein fließt dabei durch eine feinporige Membran - und zwar über viele Stunden. So werden Alkoholmoleküle und Moleküle der anderen Flüssigkeiten getrennt. Eine dritte Möglichkeit, um den Getränken Alkohol zu entziehen, ist die Dünnschichtverdampfung. Bei 78 Grad verdampfen hier allerdings nicht nur der Alkohol, sondern auch die Aromen. Deshalb wird auch hier mit Traubensaft nachgesüßt und teilweise noch Kohlensäure hinzugefügt.


Wie schmecken alkoholfreie Alternativen?

In den letzten Jahren haben sich Qualität und Geschmack alkoholfreier Alternativen stark verbessert. Einige Produkte sind kaum noch von der Original-Variante zu unterscheiden oder werden gar als angenehmer und süßer empfunden. Die Auswahl reicht dabei von alkoholfreiem Wein über Sekt, Bier und Alternativen zu beliebten Aperitiven wie Aperol. Ein Überblick über den Geschmack der einzelnen Getränke:


Alkoholfreies Bier: Häufig heißt es, dass alkoholfreies Bier dem "echten" Bier sehr ähnlich schmeckt, insbesondere bei den hochwertigeren Marken. Es kann allerdings manchmal etwas süßer sein oder weniger „Biss" haben. Einige Menschen bemerken auch einen leicht metallischen oder künstlichen Nachgeschmack. Es gibt viele verschiedene Stile zur Auswahl, von alkoholfreien Lagers über Weizenbiere bis hin zu IPAs, sodass unterschiedliche Geschmacksrichtungen abgedeckt werden.


Alkoholfreier Wein: Alkoholfreier Wein kann einen ähnlichen Geschmack wie Traubensaft haben. Das empfindet aber nicht jeder so. Häufig gilt er auch als gutes Pendant zu traditionellem Wein. Er kann jedoch oft weniger komplex und weniger vollmundig sein als alkoholhaltiger Wein.


Alkoholfreier Sekt: Die Variante ohne Promille ist tendenziell etwas süßer als das Original, da der Zucker nicht vollständig zu Alkohol fermentiert wird. Doch auch hier gibt es je nach Anbieter Unterschiede im Geschmack. Einen ausführlichen Test alkoholfreier Sekte gibt es übrigens bei Oekotest.


Alkoholfreie Spirituosen: Diese zählen zu den neueren Entwicklungen und bieten Alternativen zu alkoholhaltigen Getränken wie Gin, Rum oder Whiskey. Einige Produkte treffen den Geschmack gut, andere schmecken dennoch ganz anders. Ebenso wie bei den anderen Alternativen lohnt es sich, sich durchzuprobieren.


Alkoholfreie Aperitive: Besonders beliebt - gerade im Sommer - ist Aperol. Mittlerweile gibt es einige alkoholfreie Alternativen, die das bittersüße Trendgetränk nachahmen. Tendenziell sind die Alternativen - ebenso wie beim Sekt - ein wenig süßer als das Original.


Welche Richtlinien gelten für alkoholfreie Alternativen?

Ähnlich wie alkoholfreies Bier dürfen auch alkoholfreier Sekt und Wein nach geltendem Lebensmittelrecht nur als solche bezeichnet werden, wenn sie unter 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten. Dass noch ein geringer Restanteil an Alkohol vorhanden ist, liegt daran, dass die Herstellungsverfahren nicht alles gänzlich entfernen können. Auf den Flaschen alkoholfreier Alternativen müssen zudem immer die Zutaten und ein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben sein.


Ist alkoholfreier Wein gesünder?

Je weniger Alkohol getrunken wird, desto besser ist es für den Körper. Insofern sind alkoholfreier Wein, Sekt oder auch Bier schon mal eine gute Alternative. Zudem werden Kalorien eingespart. Ein Beispiel: Ein Glas alkoholfreier Weißwein hat 20 statt der sonst üblichen 80 Kalorien. Bei alkoholfreien Rotwein sind es 25 Kalorien, mit Alkohol 75. Und auch alkoholfreier Sekt hat nur ein Drittel so viel Kalorien wie die Promille-Variante.


Dürfen Schwangere alkoholfreien Wein trinken?

Da alkoholfreie Alternativen immer einen Anteil an Restalkohol enthalten, sollten sie von Schwangeren mit Vorsicht genossen werden. Ein Glas alkoholfreier Wein zu einem besonderen Anlass ist ab und zu in Ordnung, dennoch gilt: Je weniger, desto besser. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, greift besser zu Getränken, in denen sich auch keine Restprozente an Alkohol befinden.


Achtung: Nicht für alkoholkranke Menschen geeignet

Für alkoholkranke Menschen sind auch die alkoholfreien Alternativen nicht geeignet. Die darin enthaltenen Restmengen an Alkohol könnten den Wunsch nach mehr Alkohol auslösen. Außerdem triggern sie womöglich schon dadurch, dass sie in Optik und Geschmack dem Original-Wein nachempfunden sind. Das könnte wiederum die Lust auf richtigen Alkohol steigern.


Sie leiden unter Alkoholsucht? Dann finden Sie zum Beispiel bei den Anonymen Alkoholikern eine Anlaufstelle. Die Hotline ist täglich von 8 bis 21 Uhr erreichbar, Tel. 08731 32573-12. Mehr Informationen gibt es hier.


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