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Whisky: Hochprozentig im doppelten Sinn

Briana Pfaffel_Whiskys als Genussmittel oder Investment

Wein und Whisky zählen - wie Uhren oder Oldtimer - zu den „Emotional Assets". Diese Anlageklasse hat zwar mit harten wirtschaftlichen Fakten wenig zu tun, aber auch mit den schönen Dingen des Lebens lassen sich mitunter interessante Wertzuwächse erzielen.


„Zurzeit ist der Wein-Investmentmarkt in einer absoluten Boomphase, denn im Zuge von Finanz- und Eurokrise sind die Preise gefallen", zeigt sich Weinbroker Robin Khanna, Geschäftsführer von „Bordeaux Traders" mit Büros in Wien und Indien, optimistisch. Bis Ende Juni 2011 kletterte der weltweit wichtigste Weinindex „Liv-ex Fine Wine 100" auf sein vorläufiges All-Time-Hoch von 364,69 Punkten. Seitdem büßten die 100 gelisteten Weine - mehr als 93 Prozent davon aus Bordeaux - 29,38 Prozent ein und notierten per Ende November bei 257,55 Punkten.


Renditen bis 20 Prozent


Einige der gefragtesten Bordeauxweine, wie Château Lafite Rothschild, Château Margaux, Château Petrus und Châteaux Cheval Blanc, dümpeln derzeit im negativen Bereich. Ein Grund dafür ist die Konjunkturabkühlung in China; zuvor hatte vor allem die starke Nachfrage aus Asien die Preise auf ein Rekordniveau getrieben. Erholt sich der Markt in China und Indien wieder, sollten die Preise neuerlich deutlich anziehen - auf dieser Annahme fußt Khannas optimistische Einschätzung. Die aktuelle Korrektur hält er für gesund; jetzt sei auch „ein idealer Zeitpunkt, um erstmals in die Welt der Investment-Weine einzusteigen".

Für die flüssige Assetklasse sollte man allerdings mindestens 10.000, oder noch besser 20.000 Euro, in die Hand nehmen und eine Veranlagungsdauer zwischen drei und zehn Jahren einkalkulieren, rät der Experte. Dann dürfe man sich als konservativer Anleger „eine jährliche, steuerfreie Rendite von 15 bis 20 Prozent erhoffen." Und wie würde Khanna 20.000 Euro investieren? Er nennt ein Beispiel: 10.000 Euro für eine Originalkiste Château Lafite Rothschild 2009, bewertet mit 99+ Parker-Punkten (PP). Weitere 9000 Euro für eine Kiste Château Mouton Rothschild 1986 (100 PP) - von diesem Wein sind weltweit nur mehr wenige Kisten verfügbar, der Preis ist zuletzt stark gefallen. Die verbleibenden 1000 Euro könnte man im Frühjahr 2013 für Wein-Futures - die En-Primeurs 2012 - ausgeben. „Weitere Schnäppchen sind derzeit der Lafite 2009 und der Mouton 1986", meint Khanna.


Das „schottische Gold"


Ob die Geburtsstätte des Whiskys in Schottland oder Irland liegt, darüber streiten selbst die Experten. Sein internationaler Siegeszug begann jedenfalls mit einer Katastrophe für die Winzer: Ende des 19.Jahrhunderts verwüstete die Reblaus die Weingärten in Europa, wodurch auch die Weinbrand- und Tresterproduktion zum Erliegen kam.

Als König unter den Whiskys gilt der schottische Single Malt, der ausschließlich aus gemälzter Gerste nach dem Brennblasenverfahren hergestellt wird und immer aus einer einzigen Destillerie stammt. Nicht verwechseln sollte man ihn mit den wesentlich günstigeren „Blends", die unter Markennamen wie Ballantines, Johnnie Walker oder Chivas Regal bekannt sind. Single Malts sind besonders hochwertig, stammen aus den vier klassischen Regionen Lowlands, Islay, Campbeltown und den Highlands und zeichnen sich durch ihre lange Lagerfähigkeit von bis zu 30 Jahren oder mehr aus. Nur zehn Prozent aller verkauften Whiskys fallen in diese Kategorie. Entsprechend hohe Preise werden dafür erzielt: So wurde etwa im September 2012 in einem Duty-free-Shop des Changi Airport in Singapur eine Flasche „Dalmore Single Malt 1962" um 145.000 Euro verkauft. Vor zehn Jahren kostete die Flasche nur ein Fünftel davon. Als teuerster Whisky der Welt gilt ein „Maccallan 1964", der im November 2010 bei einer Sotheby's-Versteigerung 460.000 US-Dollar erzielte. Kein Wunder also, dass Whisky immer mehr in den Fokus von Renditenjägern gerät. Der Wert renommierter Single Malts legte in den vergangenen 30 Jahren um das Fünf- bis Zehnfache zu. „Single Malts werden in Schottland noch in rund 85 Brennereien produziert", erzählt der österreichische Whisky-Experte Mario Prinz. Unter Investmentgesichtspunkten besonders interessant seien die Produkte einiger bereits geschlossener Brennereien. „Wenn keine weiteren Fässer für die Abfüllung zur Verfügung stehen, dann sind bei Whiskys aus Port Ellen, Glenlochy, Banff, Glenury oder North Port Brechin bei aktuellen Flaschenpreisen zwischen 300 und 600 Euro bis zu 1000 Euro in fünf bis zehn Jahren drinnen", meint der Geschäftsführer von „Potstill - Austria's Finest Whisky Store".


Je rarer, desto gefragter


Das Wertsteigerungspotenzial bestehender Brennereien hingegen sei wesentlich schwieriger zu beurteilen. „Da gehören viel Fingerspitzengefühl und Produktkenntnis dazu", warnt Prinz. Produkte mit hohem Steigerungspotenzial seien generell rar, die Zuteilung pro Land betrage oft nur zwölf oder weniger Flaschen. Eine Einzelfassabfüllung umfasse häufig nur etwas mehr als 100 Flaschen, die dann weltweit vermarktet werden, da bekomme selbst ein Sammler mit guten Verbindungen gerade einmal eine Flasche ab. Deshalb gelten limitierte Auflagen oder Sonderabfüllungen als Sammlerstücke mit Potenzial. „Ein weiterer Investmenttipp sind Erstabfüllungen", verrät Prinz. Beispielsweise wurde die Erstabfüllung der Kilchoman Distillery vor drei Jahren um 55 Euro verkauft, mittlerweile zahlen Sammler bereits das Sechsfache dafür.

Allein im Vorjahr wurden auf Auktionen 8500 Single Malts verkauft, vier Jahre zuvor waren es erst 1500 Flaschen. Der Gesamtwert des weltweiten Whisky-Auktionsmarktes betrug im Vorjahr vier Millionen Pfund. Experten erwarten einen Anstieg auf 17 Millionen bis zum Jahr 2020. Wem es gelungen ist, einen der raren Single Malts zu ergattern, sollte das Sammlerstück in Originalverpackung an einem trockenen und kühlen Ort aufbewahren, und zwar im Stehen - im Liegen wird der Korken porös, rät Prinz. „Und den Kaufbeleg sollte man aufheben."


("Die Presse")

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