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Ich wollte euch keine Last sein

Psychische Krankheiten in der Familie sind oft ein Tabu. Dabei werden Kinder psychisch kranker Eltern selbst häufig psychisch krank. Eine Familie erzählt, wie Mutter und Tochter mit ihren Depressionen umgehen.

An einem späten Nachmittag im Oktober kommt eine Familie in ihrem Wohnzimmer in Dortmund zusammen, um über Depressionen zu sprechen: Mutter Zeynep, 60, Vater Rainer, 60, und Tochter Stella, 29. Sie möchten offen über das Thema sprechen, aber ihre Namen für sich behalten, deshalb sind sie geändert. Die Krankheit zieht sich durch ihre Familie wie ein roter Faden. Zeynep, Stella und ihre jüngere Schwester Jasmin haben alle depressive Phasen erlebt. Wie prägt das eine Familie?


ZEIT Campus: Stella, wann hast du bemerkt, dass mit dir etwas nicht stimmt?


Stella: Ich war gerade 24 Jahre alt geworden, hatte mein Studium als Medienmanagerin abgeschlossen, habe zum ersten Mal allein gewohnt und Vollzeit in der Marketingabteilung eines Unternehmens gearbeitet. Im Herbst 2019 fühlte ich mich auf einmal antriebslos, konnte nachts nicht einschlafen, wachte unzählige Male auf und bin morgens nicht mehr aus dem Bett gekommen.


Zeynep: Ich habe in der Zeit auch bemerkt, dass sich Stella anders verhalten hat als sonst. Früher lachte sie viel, plötzlich suchte sie ständig Streit und zog sich zurück. Sie erzählte uns nichts mehr von sich und war mit allem unzufrieden. Dabei arbeitete Stella in ihrem Traumjob, hatte viele Freund:innen und eine schöne, helle Wohnung, die sie liebevoll eingerichtet hatte. Sie hatte eigentlich alles, was man braucht, um glücklich zu sein. Es tat weh, sie trotzdem so kraftlos und traurig zu sehen.


Rainer: Von außen habe ich Stella aber nicht direkt angesehen, dass es ihr schlecht ging.

Stella: Das war der Haken. Ich habe trotzdem funktioniert, bin weiterhin jeden Tag zur Arbeit gegangen und habe Freund:innen getroffen. Ich kenne Depressionen ja schon von meiner Mutter und meiner kleinen Schwester. Bei mir habe ich sie trotzdem fast zwei Jahre lang nicht erkannt.


[...] Zu lesen in ZEIT Campus Mental Health Ratgeber (auch als kostenloses PDF erhältlich)