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Ein Chatbot hilft Opfern von Gewalt

Die Polizeibeamtin Ana Rosa Campos hielt die Gewalt an Frauen in ihrem Heimatdorf nicht mehr aus – und kreierte einen Chatbot, der heute tausenden Frauen in mittlerweile zwölf weiteren Städten in Brasilien hilft, Gewalttaten bei der Polizei zu melden. Ihre preisgekrönte Initiative wird kommende Woche auf dem Creative Bureaucracy Festival vorgestellt.


Was ist der Kern des Projekts?

Alle sechs Stunden wird in Brasilien eine Frau getötet. Minas Gerais gehört zu den Bundesstaaten mit der höchsten Anzahl an Frauenmorden im Land. Das konnte die Polizeibeamtin Ana Rosa Campos nicht länger mit ansehen und rief in ihrem kleinen Dorf Manhuacu im Jahr 2020 den Chatbot „Call Frida“ ins Leben, der Opfern per Whatsapp sofortige polizeiliche Unterstützung bietet und die Kommunikation mit dieser erleichtert. 


Für die Nutzung von Call Frida braucht man sich nicht zu registrieren. Es reicht, einfach die Nummer des Chatbots abzuspeichern. Der Chatbot kommuniziert in einfacher Sprache. Die Frauen können anschließend entweder Textnachrichten schicken, aber auch Videobotschaften oder Sprachnachrichten aufnehmen. Der barrierearme Zugang eignet sich auch für Frauen, die zum Beispiel eine körperliche Behinderung haben. Auch Kinder, die Zeugen von Gewalt gegen die eigene Mutter oder Frauen in ihrem Haushalt werden, können um Hilfe bitten. Es besteht auch die Option, telefonisch direkt mit einem oder einer Polizeibeamt:in verbunden zu werden, falls gewünscht. Die Nachrichten der Frauen werden auf die Handys und Computer der Mitarbeitenden der Polizeistation gesendet. Ihre Daten bleiben anonym, bis sie einwilligen, ihren Namen und ihre Adresse mit der Polizei zu teilen. Anschließend wird ein Polizeiauto vorbeigeschickt. Über Call Frida können im Nachzug auch Termine für persönliche Beratungenvereinbart werden.


Call Frida wurde seit der Einführung mehr als 4500 Mal benutzt. Campos erhielt für ihr Engagement zahlreiche Preise. Unter anderem 2020 den Hauptpreis in der Kategorie „Justice and Security“ des Magazins Marie Claire und des Avon Instituts oder den „Inova 2020 Award“ von der Regierung von Minas Gerais.


Wer finanzierte das Projekt?

Das Projekt habe weder die brasilianische Regierung noch den öffentlichen Dienst etwas gekostet, erklärt Campos. Die Programmierung des Chatbots übernahm Campos selbst mithilfe der Anwendung What's Auto, obwohl sie keine Vorerfahrung damit hatte. Das Geld für die Lizenz der Anwendung des Chatbots finanziert Campos aus eigener Tasche. Call Frida sei eine günstige Alternative, um Frauen zu helfen, fügt Campos hinzu. Es sei also eine Win-Win-Situation für beide Seiten.


[...] Vollständiger Text auf Tagesspiegel Background zu lesen.

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