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Römische Geschichte hautnah erleben

Bereits im Kindergarten wird die Geschichte vom heiligen Sankt Martin erzählt. Traditionell finden am Martinstag Laternenumzüge statt. Aber wer war dieser heilige Martin wirklich? Dies konnten die Besucher am Sonntag beim Martinsspiel von der Römergruppe Numerus Brittonum am Ostkastell und dem anschließenden Aktionstag rund ums Museum Welzheim erfahren.

Wer am Sonntag in den Museumshof eintrat, fand sich in einem anderen Zeitalter wieder. Am Eingang begrüßten zwei römische Soldaten die Besucher. Überall auf dem Hof liefen römisch gekleidete Leute umher – von Köchinnen über Händler, Mediziner, Schnitzer, Schuhmacher und Nagler waren alle möglichen Berufsgruppen anzutreffen. Die Besucher konnten dabei zusehen, wie ein Schuhmacher selbst Schuhe herstellte oder wie ein Mediziner eine Salbe aus Bienenwachs und Olivenöl anrührte. Auch alte Schriftzeichen und eine Wachstafel, auf der die Römer früher das Schreiben lernten gab es zu sehen, sowie aus dem Lateinischen übersetzte Schriftrolle. Im Laufe des Nachmittags führte die Römergruppe eine Weihezeremonie sowie eine römische Gerichtsverhandlung auf, die den Zuschauern echte Eindrücke der römischen Antike vermittelte. Außerdem gab es eine Führung durch die römische Dauerausstellung im Museum.

Geschichte für die Menschen erlebbar machen

Die Vereinsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Römer praktisch zu vermitteln: „Wir wollen die Geschichte nicht nur erzählen, wir wollen sie für die Menschen erlebbar machen“ erklärt der Leiter der Gruppe Marcus Schaaf. Sein Ziel ist es, dass die Geschichte der Römer in den Köpfen wieder mehr präsent ist. Numerus Brittonum ist eine Untergruppe des Historischen Vereins Welzheimer Wald. Gegründet wurde sie von Religions- und Lateinlehrer Marcus Schaaf im Jahr 2006, als der Limes zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Einmal im Monat treffen sich die zwanzig Mitglieder, Männer und Frauen allen Alters, zur Besprechung.  In der Hauptsaison von Mai bis September hat die Gruppe Einsätze auf Römermärkten, Römertagen und Aktionstagen. „Ein besonderes Highlight dieses Jahr war die Römerwoche in Welzheim“ berichtet Robin Rechkemmer, der seit über einem Jahr Mitglied der Gruppe ist. Eine Woche lang besetzten sie im Sommer das Welzheimer Ostkastell und ging römischen Traditionen wie Kampftraining und Bogenschießen nach. An der Römergruppe gefalle ihm besonders der gute Zusammenhalt unter den Mitgliedern, so Rechkemmer.

Hintergründe des heiligen Martins

Bei dem Martinsspiel am Ostkastell spielte die Römergruppe mehrere Szenen aus dem Leben des heiligen Martins nach. Die Zuschauer erfuhren, dass Martin zum Soldatendienst gezwungen wurde. Sein Beruf bescherte ihm immer wieder Gewissenskonflikte, dennoch lebte er im Alltag seine christlichen Werte. Nach der legendären Szene, bei der Martin seinen Mantel mit einem Bettler teilte, schied er aus dem Soldatendienst aus und wurde Mönch. „Die Szenen zeigten eine Seite vom heiligen Martin, die man bisher noch nicht kannte“, meint Besucherin Gertrud Cerny. Auch für die Kinder sei das Anspiel sehr anschaulich gewesen, fügt sie hinzu.

„Die Resonanz auf den Aktionstag war trotz des kalten Wetters überraschend gut“, berichtet Marcus Schaaf am Ende der Veranstaltung. Nachdem die Besucher den Aktionstag gut angenommen haben, könne er sich vorstellen, diesen im nächsten Jahr wieder zu veranstalten. Genaue Planungen hat die Römergruppe für das kommende Jahr aber noch nicht.

Museum Welzheim

  • In der römischen Dauerausstellung können Besucher über 300 Funde aus dem römischen Welzheim betrachten.  
  • Ein virtuelles Animationsmodell bietet den Besuchern die Möglichkeit, ein Militärlager digital zu erkunden.
  • Das Museum hat an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Auf Anfrage werden auch unter der Woche Führungen gemacht.