Außerirdische greifen die Erde an. Mit ihren Raumschiffen rasen sie auf uns zu, feuern Laserstrahlen ab und werfen Bomben. Die Apokalypse der Menschheit beginnt. Was zunächst wie die Handlung eines schlechten Science-Fiction-Films klingt, ist ein Szenario, das selbst führende Wissenschaftler für theoretisch denkbar halten. Zum Beispiel Stephen Hawking. Der berühmte Astrophysiker warnt davor, Kontakt zu möglichem intelligenten Leben im Universum aufzunehmen. Seine Sorge: Eine fremde Spezies könnte viel weiter entwickelt sein als der Mensch und kein Problem damit haben, uns zu vernichten, wenn wir unseren Standort verraten.
Der berühmte Astrophysiker Stephen Hawking rät davon ab, Außerirdischen zu verraten, wo wir sind. Er fürchtet, dass sie uns angreifen könnten.
Hakwings Forscherkollege Douglas Vakoch aus den USA teilt diese Sorge nicht. Er plant, gezielte Nachrichten ins Weltall zu schicken, um Aliens auf die Menschheit aufmerksam zu machen. Er nennt sein Projekt METI. Angelehnt ist der Name an das SETI-Institut, kurz für „Search for Extraterrestrial Intelligence", das seit vielen Jahren ins Universum horcht. Doch Vakoch reicht das reine Zuhören nicht mehr, er will sich bemerkbar machen. Deswegen nun das „M" für „Messaging". Zwar ist er nicht der erste, der das will und es wurden sogar schon Botschaften losgeschickt. Die bisherigen Versuche waren allerdings „völlig nutzlos", urteilen Wissenschaftler wie Gerhard Haerendel, ehemaliger Leiter des Max-Planck-Institus für extraterrestische Physik in München. Zu schwache Singnale, zu komplizierte Botschaften, zu ungenaue Ausrichtung. Und auch den Stimmen, die sagen, dass wir mit unseren Radio- und Fernsehsendungen sowieso schon seit Jahrzehnten eine Art Soundtrack der Menschheit unkontrolliert ins All senden, widerspricht Haerendel. "Das ist so, als wenn Sie irgendwo eine Birne aufhängen, die in alle Richtungen leuchtet. Aber um wirklich weiter zu reichen und auch nur einen kleinen Ausschnitt der Milchstraße mit unseren Signalen zu beleuchten, muss man sehr gebündelte Strahlen haben, mit großen Strahlenteleskopen. Das ist eine Mammutaufgabe."
Wer jetzt immer noch denkt, dass die ganze Diskussion ja sowieso sinnlos ist: Laut einer Yougov-Umfrage glaubt die Mehrheit der Deutschen an intelligentes Leben im All. Und auch Astrophysiker Haerendel hält es, wie die meisten seiner Kollegen, für unwahrscheinlich, dass wir allein im Universum sind. Es sei bei der unendlichen Größe des Universums nicht vorstellbar, dass nur die Erde bewohnt ist. Es konnte allerdings bisher nicht bewiesen werden, dass es außer den Menschen noch andere hoch entwickelte Spezies im All gibt. Vakoch will das ändern. Er geht davon aus, dass außerirdisches Leben die grundlegenden Gesetze aus Physik und Mathematik versteht. Wenn das nicht der Fall wäre, seien alle Versuche der Kontaktaufnahme sinnlos, sagt er. Er will bereits im nächsten Jahr anfangen, einfache mathematische Codes zu senden. Der Unterschied zu bisherigen Versuchen: Er will es dauerhaft und gezielt tun. Ein mögliches Ziel ist der Fixstern Proxima Centauri in unserer Milchstraße, in dessen Umfeld Planten vermutet werden, auf denen Leben theoretisch möglich ist. Ab 2025 könne man mit einer Antwort rechnen, sagt Vakoch. Doch Harendel widerspricht dem Optimismus und dem Tatendrang seines Kollegen. Viel zu viel hänge vom Zufall ab, da man immer nur einen kleinen Teil des Universums absuchen könne. Es ist die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. "Es kann sein, dass irgendwann eine Antwort kommt. Nur werde ich es nicht erleben, meine Kinder nicht und meine Enkel auch nicht. Aber es wird passieren, da bin ich mir sicher. In 20 oder 30 Generationen sind wir vielleicht so weit", sagt Haerendel.
Forscher gehen davon aus, dass es irgendwo in der Milchstraße intelligentes Leben geben könnte.
Die Sorge von Stephen Hawking, dass Aliens uns vernichten könnten, teilt Haerendel nicht. Er hält das für „Fantasterei" und wundert sich, dass solche Aussagen auch von „klugen Leuten" kommen. Schon rein physikalisch hält er das für absolut unmöglich. So viel Energie könne keine Spezies aufbringen, denn allein die Reise durchs All würde Unmengen davon verbrauchen. Dennoch sind viele Fragen ungeklärt. „Wer erlaubt es einem eigentlich, Botschaften ins All zu schicken?", fragt Gerhard Haerendel. Eigentlich müsse die gesamte Menschheit darüber entscheiden. Haerendel schlägt dafür die UN vor. Douglas Vakoch hingegen will sich von seinen Plänen nicht abbringen lassen. Der Weltraum gehöre schließlich niemandem. Er hält eine mögliche Kontaktaufnahme für eine große Chance, von anderen Zivisilationen zu lernen. Andere Forscher, auch Gerhard Haerendel, widersprechen ihm. „Selbst wenn wir etwas finden: Wir werden nicht kommunizieren können, sondern höchstens mitteilen, dass es uns gibt."
Die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, dass die Menschheit sich bemerkbar macht, ist also nicht abschließend zu klären. Haerendel hat darauf eine pragmatische Antwort: „Das kostet ja alles auch viel Geld. Vielleicht sollten wir damit erstmal unsere irdischen Probleme lösen." Trotzdem ist er überzeugt davon, dass es wichtig ist, sich über kurz oder lang mit diesen Fragen auseinander zu setzen. Allein schon, um das Bewusstsein der Menschen für ihren eigenen Planeten und ihre eigene Existenz zu stärken. Gerhard Haerendel: "Wir sind gefangen auf diesem Planeten, so lange wie die Menschheit sich erlaubt zu leben. Dieses Bewusstsein ist ganz wichtig, weil es auch die Erhaltung unseres Planeten schätzen lernt. Außerdem: Ist es nicht wichtig, ein Signal zu senden, dass man nicht alleine ist? Dass die Kreation von Leben, Intelligenz, Wissenschaft und Poesie auch woanders entstehen kann?"