Die meisten Menschen, die sexuell aktiv sind, infizieren sich irgendwann mit HPV. Wann kann die Infektion gefährlich werden? Und ist eine Impfung auch im Erwachsenenalter sinnvoll? Die wichtigsten Fragen & Antworten.
Einige von euch wissen vielleicht, dass eine HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs nach sich ziehen kann. Manche werden auch wissen, dass eine Schutzimpfung gerade in jungen Jahren sinnvoll ist. Doch was steckt eigentlich genau dahinter? Hat es noch Sinn, sich impfen zu lassen, wenn man bereits erwachsen ist und schon sexuelle Kontakte hatte? Diese und weitere Fragen hat uns Gynäkologin Univ. Doz. Dr. Katharina Schuchter beantwortet:
WIENERIN: Was genau ist HPV und wofür steht die Abkürzung?
Katharina Schuchter: Die Abkürzung steht für Humane Papillomaviren, von denen es sehr viele verschiedene Virenstämme gibt, insgesamt etwa 200. Davon sind ca. 40 für die Gynäkologie relevant. Man unterscheidet hier zwischen High Risk- und Low Risk-Stämmen. High-Risk-Stämme sind jene Stämme, die Folgeerkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Mittlerweile ist bekannt, dass HPV-Viren der Hauptfaktor für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sind.
Wie kommt man mit HPV in Kontakt?
HPV wird sexuell übertragen. Je höher die Promiskuität (also je aktiver eine Person sexuell ist), desto höher ist das Risiko, sich mit den Viren zu infizieren. Es kann durch Sexualpraktiken, wenn man Pech hat, aber auch durch Gegenstände auf die Haut übertragen werden. Auch eine Übertragung von Mutter auf Kind bei Schwangeren ist möglich.
Woran bemerkt man eine HPV-Infektion? Kann man sie überhaupt selbst erkennen?
Leider nein. Das bemerkt man überhaupt nicht. Man kann die Infektion nur bei der gynäkologischen Untersuchung abnehmen lassen. So wie man zu einem PAP-Abstrich* geht, kann man sich auch auf HPV testen lassen, das wird allerdings nicht von der Kasse gezahlt. Die meisten Gynäkolog*innen bieten das aber mittlerweile an.
In einigen Ländern wird inzwischen nur noch der HPV-Abstrich gemacht, da man der Meinung ist, dass ein PAP-Abstrich bei negativem HPV-Abstrich nicht mehr notwendig sei.
*Der PAP-Abstrich ist ein zuverlässiges Untersuchungsverfahren zur Diagnose von Krebs an den weiblichen Geschlechtsorganen
Was kostet so ein HPV-Abstrich bei uns?
Ca. 80 Euro.
Eine Infektion mit HPV kommt ja gar nicht so selten vor, oder?
Nein, im Gegenteil. Viele wissen nicht, dass das eine ziemlich häufige Infektion ist. Ca. 80% der Frauen infizieren sich zumindest einmal in ihrem Leben mit HPV. Allerdings hat die HPV-Infektion eine sehr hohe Selbstheilungstendenz. Je jünger man ist, desto besser ist das Immunsystem. Aus diesem Grund bekommen junge Mädchen auch nur zwei Impfungen, während die älteren drei bekommen.
Von den Bundesländern gibt es für junge Mädchen (meist im Alter von 11-12 Jahren) Impfaktionen, mit denen sie die Impfungen gratis bekommen.
Für wen ist die HPV-Impfung sinnvoll? Was, wenn man sich nicht bereits im Kindesalter hat impfen lassen?
Idealerweise erfolgt die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Aber auch für ältere, die bereits sexuelle Kontakte hatten, ist eine Impfung durchaus sinnvoll. Mittlerweile rät man sogar dann zur HPV-Impfung, wenn es schon Zellveränderungen gibt, also wenn es beim Abstrich Auffälligkeiten gab, da durch die Impfung das Immunsystem angeregt wird.
Es hängt natürlich auch davon ab, wie sexuell aktiv eine Frau ist. Wenn eine Frau nur einen Sexualpartner hat, beispielsweise verheiratet ist, ist es natürlich etwas weniger relevant, eine Impfung zu machen, als wenn man häufig wechselnde Sexualpartner*innen hat.
Und wie ist es mit Männern und Buben? Sollten die sich auch impfen lassen?
Ja, das wär natürlich das Optimale.
Dahingehend gibt es ja kaum Aufrufe ...
Das ist richtig. Sinnvoll wäre das aber auf jeden Fall!
Was kostet die HPV-Impfung für Erwachsene hierzulande?
Die Kosten belaufen sich auf 200 Euro pro Impfung, insgesamt also 600 Euro.
Wie hoch ist das Risiko einer Krebserkrankung nach einer HPV-Infektion?
Von den 80 Prozent, die sich infizieren, heilen 90 Prozent wieder von selbst aus. Von den 10 Prozent, die übrig bleiben, die also einen 'persistierenden' Virus haben, entwickeln ca. 2 Prozent in einem Zeitraum von ungefähr zehn Jahren ein Zervixkarzinom, also Krebs.
Durch den PAP-Abstrich haben wir aber ein gutes Tool, mit dem wir Zellveränderungen rasch feststellen können. Wenn eine Frau also regelmäßig zur Gynäkologin geht, kann man das Ganze rechtzeitig entdecken, meist noch bevor der Krebs tatsächlich entstanden ist. Als Gynäkologin mache ich die Beobachtung, dass vor allem jene Frauen diese Krebsart bekommen, die lange nicht bei der gynäkologischen Untersuchung waren.
Wie oft sollten Frauen mindestens zur gynäkologischen Untersuchung gehen?
Einmal im Jahr. Wenn es eine Zellveränderung geben sollte, werden sie umgehend verständigt, dann schaut man sich das genauer an.
Abgesehen von Gebärmutterhalskrebs – gibt es noch andere Folgeerkrankungen durch eine Infektion mit HPV-Viren?
Kondylome, also Feigwarzen sind auch eine Folge einer HPV-Virus-Infektion.
Sind die gefährlich oder nur unschön?
Die können schon sehr groß werden bzw. sehr ausgedehnt sein, aber sie sind nicht gefährlich.
Kann man sich noch auf andere Weise gegen HPV schützen? Einige Menschen denken vielleicht "Naja, ich verhüte eh immer mit Kondom – das wird schon reichen". Tut es das wirklich?
Kondom ist auf jeden Fall gut. Allerdings gibt es auch Körperstellen, die nicht vom Kondom bedeckt sind, deswegen kann da trotzdem noch eine HPV-Infektion stattfinden.
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