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Wahlen in Mosambik : Die Jugend fordert Veränderung

Mosambik wählt und viele junge Leute wünschen sich, dass es mit dem Land endlich aufwärts geht. Sie fordern einen leichteren Zugang zu Bildung und mehr Arbeitsplätze.

Der junge Mosambikaner, der sich selbst nur António nennt, schaut auf Maputo. Quelle: Lucia Weiß

Nach zwei Stunden gibt es noch immer dutzende Wortmeldungen. Mehr als hundert Menschen sind zu einer Debatte des mosambikanischen Jugendparlaments in Maputo gekommen. Viele haben keinen freien Plastikstuhl mehr gefunden und drängen sich in der offenen Tür. Thema an diesem Morgen kurz vor den Wahlen: Was haben die Parteien den jungen Leuten in Mosambik anzubieten? Zur Debatte gekommen sind Vertreter folgender Parteien:

MDM (Movimento Democrático de Moçambique - übersetzt: "Demokratische Bewegung") Amusi (Ação do Movimento Unido para a Salvação Integral - übersetzt: "Aktionsbündnis der Bewegung zur umfassenden Rettung") ND (Nova Democracía - übersetzt: "Neue Demokratie") PODEMOS (Partido Optimista para el Desarrollo de Mozambique - übersetzt: "Optimistische Partei für die Entwicklung Mosambiks")

Es fehlen die Platzhirsche der mosambikanischen Politik: Die seit der Unabhängigkeit Mosambiks ununterbrochen regierende, linksgerichtete FRELIMO (Frente de Libertação de Moçambique - übersetzt "mosambikanische Befreiungsfront") und die mit Abstand größte Oppositionspartei, die konservative Renamo (Resistência Nacional Moçambicana - übersetzt "Partei des Nationalen Widerstands"). Beide hätten die Einladung des Jugendparlaments ohne Begründung nicht angenommen, sagt der 26-jährige David Fardo. Er ist Präsident der Organisation, die von der Kirche und von Schweden unterstützt wird. Mosambik wählt heute, am 15. Oktober, nicht nur einen neuen Präsidenten, sondern auch ein neues Nationalparlament und die Provinzversammlungen. Das südostafrikanische Land am Indischen Ozean ist nicht nur eine junge Demokratie, sondern hat auch eine sehr junge Bevölkerung. Drei Viertel der 27 Millionen Menschen in Mosambik sind unter 25 Jahre alt.

Und die Jungen wünschen sich von den Parteien vor allem eins, wie die rege Diskussion im Haus des Jugendparlaments zeigt: konkrete Vorschläge, wie dauerhaft Arbeitsplätze geschaffen werden können, wie sich die Qualität der Bildung verbessern und wie sich ein ganz normales Leben mit Familie und einem Zuhause realisieren lässt. In allen diesen Punkten bleiben die eingeladenen Partei-Vertreter vage.

Umso deutlicher wird Suzana Muiuane. Die 24-Jährige lebt in Maputo und ist Aktivistin einer sozialen Jugendbewegung. Sie fordert, dass auch Ausbildungsberufe eine Perspektive für junge Leute bieten müssen: "Es geht nicht darum, dass gewisse Arbeiten wie Verkäufer oder Gärtner oder Schreiner an sich unwürdig sind. Wir sollten da eher über den Mindestlohn reden. Die Menschen, die in diesen Berufen arbeiten, sollten genug Geld bekommen, um ein Leben in Würde führen zu können."

Für viele Menschen in Mosambik geht es noch immer darum, überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen. Etwa die Hälfte lebt unterhalb der Armutsgrenze. Elmira Limeme versorgt alleine ihre vier Kinder und einen Neffen. Das erste Kind bekam Limeme mit 15 Jahren. "Ich hatte leider nicht die Möglichkeit, lange zur Schule zu gehen", sagt sie. An sechs Tagen arbeitet die 34-Jährige als Haushälterin in Maputo. Eine Wohnung nahe Maputos kann sie sich nicht leisten und fährt jeden Morgen zweieinhalb Stunden mit einem engen Kleinbus in die Stadt.

Mosambik ist zum Großteil von Menschen bewohnt, die jünger als 25 Jahre sind. Sie entscheiden heute über die Zukunft ihres Landes. Quelle: ZDF

"Ich werde wählen, aber es ist schwierig für uns arme Leute. Die Parteien versprechen immer alles, aber nie machen sie etwas." Die Nahrungsmittel müssten billiger sein, sagt Limeme. Außerdem gebe es kaum Arbeit, da Mosambik kaum Industriebetriebe habe. 75 der Arbeitnehmer sind in der Landwirtschaft beschäftigt, rund 22 Prozent im Dienstleistungssektor.

António kommentiert die Gewalt im Wahlkampf und fürchtet: "Auch diese Wahlen werden sehr gewalttätig sein." Der 32-Jährige will seinen richtigen Namen nicht veröffentlichen. Er fürchtet Nachteile, wenn er öffentlich Kritik an der Regierung übt. "Wir brauchen mehr Schulen, mehr Arbeit, mehr Krankenhäuser. Die Regierung macht kaum das Minimum."

Um die Wirtschaft voranzubringen wünscht sich António günstige Kredite, damit die jungen Menschen ihre eigenen Geschäfte gründen können. "Das wäre auch für mich persönlich eine gute Möglichkeit. Und ein eigenes Unternehmen schafft auch neue Arbeitsplätze für andere", sagt António, der als Verkäufer arbeitet und damit ein BWL-Masterstudium finanziert. "Es geht in einer Gesellschaft nicht nur um die Großverdiener, sondern auch die normalen Leute, die ihre Steuern zahlen."

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