Ich bin gegen das Regime, deshalb wurde ich zur Flucht gezwungen. Ich war im Iran nicht mehr sicher. Ich bin aber nicht in einer politischen Gruppe, es ist eher persönlich und zu traurig für mich, darüber zu reden.
Was denkst du über die Regierung des Iran?Präsident Hassan Rohani ist nur eine Marionette. Der eigentliche Führer des Irans ist Ajatollah Ali Chameini. Ich halte ihn für verrückt. Er ist in seiner Ideologie gefangen, möchte unbedingt ein Reich errichten, vom Iran über den Irak und Syrien bis zum Libanon, und die USA und Israel zerstören. Das ist unglaublich! Die iranischen Terrorgruppen fallen in andere Länder ein, versuchen sie zu okkupieren, bringen Menschen um - und dann wundern sie sich auch noch, dass die USA eingreifen.
Hast du erwartet, dass Qasem Soleimani getötet würde und eine solche Krise ausbricht? Wie bewertest du die Ermordung?Ja, das war erwartbar. Soleimani war der Anführer der sogenannten IRGC Quods (Eliteeinheit der Iranischen Revolutionsgarde "Islamic Revolutionary Guard Corps"), einer von vier Militärgruppen des Iran. Die IRGC sind Terrorgruppen. Unter Ihrer Kontrolle steht auch die Einheit "Hash al Shabi", die die US-Botschaft angegriffen hat. Deshalb musste Soleimani sterben. Wer so etwas tut, zahlt dafür. Ich bin sehr froh über seine Ermordung. Nun hat das islamische Terrorregime ein Riesenproblem, denn Soleimani war eine Schlüsselfigur. Mit der Quods hat er iranisches Geld veruntreut, um Gebiete für sein Reich zu besetzen.
Wie beurteilst du den Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs?Das Regime schoss das Flugzeug ab, um der Welt oder der iranischen Bevölkerung zu sagen: Die USA haben das getan. Um Propaganda zu machen. In derselben Nacht haben die Terrorgruppen US-Stützpunkte im Irak angegriffen. Dann haben sie vier Tage lang die Wahrheit geheim gehalten, bis sie gezwungen waren, den Fehler zuzugeben. Sie haben sich total verschätzt.
Was hältst du von den Interventionen der USA?Die momentane Regierung der USA tut das Richtige. Also nicht Obama, der dem iranischen Regime Milliarden Dollar gegeben hat. Geld, das benutzt wurde, um die Menschen zu unterdrücken, die vor zehn Jahren gegen das Regime protestiert haben - das war offensichtlich. Ich mag Obama nicht. Aber Trumps Politik gegen das iranische Terror-Regime ist fantastisch! Vor allem die US-Sanktionen. Solange der Iran kein Öl verkaufen kann, wird das Regime jeden Tag schwächer. Ich bin sicher, dass genau das zu einem Regime-Wechsel führen wird. Ich hoffe, dass Trump wiedergewählt wird! Warum mögen die Deutschen Trump nicht?
Zum Beispiel wegen seines Umgangs mit mexikanischen Flüchtlingen.Das passiert in deren Land, nicht in meinem, ich habe nichts dazu zu sagen, wie die USA mit Flüchtlingen aus Mexiko umgeht. Menschen aus dem Iran sehen weder die USA noch Israel noch andere Länder als Feinde an. Wir denken ganz anders als unser Regime es gerne hätte. Die USA wollen keinen Krieg beginnen, aber das Regime des Iran schon.
Hast du Angst vor einem Krieg?Ja. Ich würde zwar nicht sagen, dass ein dritter Weltkrieg droht, weil das Regime nicht die richtigen Waffen dafür hat. Aber es hat zuletzt 1.500 seiner eigenen Bürger auf den Straßen getötet, also was wird es Menschen in anderen Ländern anzutun bereit sein? Sie drücken ab: Bumm! Sie sind einfach verrückt! Wenn sie Nuklearwaffen haben, wird es vielleicht doch einen dritten Weltkrieg geben.
Und glaubst du, dass Atomwaffen der nächste Schritt für das Regime sind?Ja. Deswegen ist es für die ganze Welt besser, wenn es im Iran einen Regimewechsel gibt. Das islamische Regime des Iran ist immer noch das gefährlichste von allen. Es gibt noch Kim Jong-Un, aber der ist zurzeit keine Bedrohung. Diese Mullahs des Iran sind wirklich verrückt. Wenn sie Atomwaffen bauen, werden sie die benutzen.
Kennst du Mullahs?Ja, in meiner eigenen Familie. Zwei meiner Cousins sind Mullahs, wenn auch keine mit sehr großer Macht.
Wie ist der Kontakt zwischen euch?Nicht sehr gut. Einer dieser Typen war ein Grund, warum ich fliehen musste. Mehr will ich dazu nicht sagen.
Jetzt demonstrieren die Leute im Iran. Würdest du dich daran beteiligen, wenn du dort wärst?Ja, auf jeden Fall. Jedes Mal, wenn ich in den Medien Leute gegen das Regime protestieren sehe, wünschte ich, ich wäre dabei. Meine Mutter sagte zu mir: "Gott sei Dank bist du nicht hier, sonst würde ich nach deinem toten Körper oder im Gefängnis nach dir suchen müssen." Wenn ich wüsste, dass der Protest zu einem Regimewechsel führen könnte, wäre es nicht wichtig, ob ich dabei stürbe. Aber ich darf nicht zurück in mein Land gehen, denn dann würde ich sicher inhaftiert. Ich bin für das Regime inzwischen keine unbekannte Person mehr. Ich habe schon in Berlin vor der US-Botschaft gesprochen, wurde dabei gefilmt, fotografiert, gehe manchmal zu Demonstrationen.
Hast du keine Angst, deinen Namen und dein Gesicht zu zeigen?Viele Leute aus dem Iran trauen sich das nicht, weil sie denken, dass das Regime ihre Familie inhaftieren oder umbringen wird. Aber ich glaube, das Regime hat gar keine Zeit dafür, normale Zivilisten zu verfolgen. Und selbst bin ich ja nicht mehr im Iran, sondern hier in einem freien Land.
Protestieren Freunde und Familie von dir mit?Ja, meine Freunde und meine Schwester. Meine Mutter ist zu alt. Mein Vater - das ist lustig - er glaubt dem Regime. Er war vor 40 Jahren Teil der Revolution gegen den Schah.
Gibt es da Konflikte in deiner Familie?Ja. Meine Mutter, meine Geschwister und ich sind gegen das Regime. Mein Vater dafür. Aber ich verurteile ihn nicht. Denn es ist sehr schwer für ihn zu akzeptieren oder sich selbst davon zu überzeugen, dass das, was er vor 40 Jahren getan hat, falsch war. Und er weiß, wie viele andere, gar nicht, was unser Regime außerhalb des Irans tut. Solange ich im Iran war, wusste ich auch vieles nicht. Unsere Medien lügen. Wir sind wie in einem Käfig eingesperrt. Die meisten Menschen haben nie mit Syrern, Afghanen oder Irakern gesprochen. Aber ich, seit ich den Iran verlassen habe. Ich habe mit Syrern geredet, die sagten: Dieser Chomeini, dieser Soleimani haben mich heimatlos gemacht. Mein Vater weiß das alles nicht. Er ist ein alter Mann, er hat nicht mal ein Smartphone.
Deine Schwester nimmt an Demonstrationen teil. Dabei ist die rechtliche Situation von Frauen im Iran doch sehr schwierig.Wir haben keine Frauenrechte. Aber momentan führen Frauen den Protest gegen das Regime an. Sie sind mutiger als die Männer. Ich würde nie zu meiner Schwester sagen, dass sie nicht an Demos teilnehmen soll. Auch wenn sie ihr Leben riskieren will - das ist ihre Entscheidung. In religiösen Familien ist die Situation von Frauen noch schlimmer. Meine Familie war auch religiös, wegen meines Vaters, aber als wir Kinder groß wurden, änderte sich das. Ich habe mich dafür entschieden, kein Moslem zu sein. Ich mag den Islam nicht, die Religion des Terrors.
Wie ist es für dich, als Flüchtling hier in Frankfurt (Oder) zu leben?Frankfurt ist ein guter Ort. Aber es wäre viel schöner, wenn ich in den Iran zurückgehen und meine Familie wiedersehen könnte. Deutschland ist ein schönes Land, aber nur für seine eigenen Bürger. Wenn ich zum Studieren hergekommen wäre oder Steuern zahlen würde, wäre es okay. Dann ist das hier die freie Welt. Aber als Flüchtling ist es nicht okay. Du fühlst dich die ganze Zeit nicht gewollt. Du bist hier nicht willkommen. Die andere Sache ist ja: Ich komme aus einem reichen Land. Wir haben Gas, wir haben Öl, wir haben alles, was du dir vorstellen kannst. Warum bin ich gezwungen, Geld von einer anderen Regierung anzunehmen? Ich hoffe, nein eigentlich glaube ich fest, dass es in den nächsten zwei Jahren zu einem Regimewechsel kommen wird und ich endlich wieder nach Hause zu meiner Familie kann.