"Der Einzige, der mehr als zwei Kinder hat, ist mein deutscher Chef", sagt Fatou Faye und grinst. Die 30-jährige Mitarbeiterin der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) in der senegalesischen Hauptstadt Dakar ist alle Bekannten und Verwandten in ihrem Alter durchgegangen. Hat Namen vor sich hingemurmelt, überlegt und dann noch einmal an einer Hand abgezählt, um sicherzugehen. Nein, niemand von ihnen hat mehr als zwei Kinder. "Auch nicht meine Kollegen, die im Eheschein ›Polygamie‹ angekreuzt haben."
Die Koordinatorin des Programms für soziale Gerechtigkeit sitzt an einem Besprechungstisch im Erdgeschoss des Westafrika-Büros der RLS. Der geflieste Saal ist abgedunkelt, draußen sticht die Mittagsonne vom Himmel. Ab und zu hört man das Dröhnen von Flugzeugen oder ein Truck fährt vorbei. "Hierzulande ist der Mann ›Chef der Familie‹", erklärt Faye und fügt sofort hinzu: "Wirklich. Das steht in Artikel 152 des ›Code de la Famille‹". Dieses Gese...
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