"Sex Education", "Bir Başkadır - 8 Menschen in Istanbul", "Elite": Die Streamingdienste zeigen mit Serien wie diesen stolz, wie fortschrittlich und divers sie sind. Aber stimmt das überhaupt? Und wenn ja: Können Netflix, Amazon Prime und Co. wirklich eine globale Jugend verbinden und für mehr Verständnis sorgen?
Von: Lisa Pausch
Stand: 24.09.2021
Netflix hat Einfluss: Mitten in Zeiten des weltweiten Lockdowns veröffentlicht der Streamingdienst die Serie „Damengambit". Sie erzählt die Geschichte eines Waisenmädchens, das die internationale Schachszene auf den Kopf stellt. Der Schach-Hype bricht auch in Deutschland aus und die Preise für Schachbretter verdoppeln sich zeitweise.
Netflix ist nicht das erste US-amerikanische Medium, das versucht, mit einem Kulturangebot global erfolgreich zu werden - wir erinnern uns an Radio Free Europe zur Zeit des Kalten Kriegs und MTV in den 80er und 90er Jahren. Inzwischen haben weltweit über 200 Millionen Haushalte einen Netflix-Zugang, Tendenz steigend.
Wie groß ist der kulturelle und politische Einfluss von Netflix?
Um ein globales Publikum zu erreichen hat sich Netflix Diversität auf die Fahnen geschrieben: In Serien wie „Sex Education" werden nicht nur unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Praktiken, sondern auch Identitäten, Backgrounds und Körper gezeigt als Teil einer Normalität. Ist Netflix damit ein Vorreiter? Können Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon, Disney Plus und Co. eine globale, wohlhabende und urbane Jugend verbinden? Können wir Lebenswelten auf der anderen Seite des Globus besser verstehen, weil wir sie in Streaming-Serien gesehen haben?
Dieser Zündfunk Generator beschäftigt sich anhand aktueller Serien mit dem kulturellen und politischen Einfluss von Netflix und dabei ganz besonders mit der Frage, wie weit die Diversität, die sich die Streamingdienste auf die Fahnen geschrieben haben, wirklich geht - bis hin zu den deutschen Produktionen.
Anja Besand ist Professorin für Didaktik der politischen Bildung an der Technischen Universität Dresden und hat zu Serien wie „Handmaid's Tale", „House of Cards" und „Game of Thrones" geforscht.
Ramon Lobato ist Kommunikationswissenschaftler an der RMIT University in Melbourne, Australien und beschäftigt sich in seinem Buch „Netflix Nations" mit der Frage wie Streamingdienste die globale Film- und Fernsehkultur eigentlich verändert haben.
Skadi Loist ist Professor*in für Produktionskulturen audiovisueller Medienindustrien an der Filmuniversität Babelsberg und hat im Jahr 2020 die Studie „Vielfalt im Film" mit initiiert.
Simo Mikkonen, ist Historiker an der finnischen Universität Jyväskylä und hat sich immer wieder mit der Frage beschäftigt, wie Musik, Radio und Kultur auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs zur Zeit des Kalten Krieges Teil einer Kriegsstrategie waren.
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