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Rap aus München: Straße mit Herz


Rafael Diehl ist in Neuperlach aufgewachsen und nennt sich als Rapper Tayfun089. Er verzichtet dabei auf Proll-Gehabe.

(Foto: Christan Breitenfellner)

Von Lisa Miethke

Ein Bandtext über Tayfun089? Seine Musik soll für sich sprechen, das ist dem Münchner Rapper, der bürgerlich Rafael Diehl heißt, wichtig. Er macht klassischen Rap, verpackt als Straßenvariante mit starken Beats. Seine Stimme legt in Songs wie "Immer wenn die Tränen kommen" oder "Tunnelblick" großflächig Gefühle frei. Aber es sind vor allem seine ehrlichen Texte, die zum Nachdenken anregen. Eben Straße mit Herz, wie er seinen eigenen Stil nennt. Der Punkt ist: Wer hier genau hinhört, weiß am Ende, wer Rafael als Person ist. Und, was der Rapper anderen jungen Menschen über das Leben beibringen möchte: Man sollte nie aufgeben. Selbst dann nicht, wenn es einem die Lebensumstände schwer machen.

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Rafael wuchs in Neuperlach auf, sah Menschen aus seinem Umfeld schon früh an Drogen scheitern. In seiner Musik will er heute zeigen: Es geht auch anders. "Man kann immer rauskommen. Auch die Leute, die nicht so viel Geld oder keinen Background haben, bei denen man später mal studiert und Arzt wird", sagt Rafael.

Schon mit 16 nahm Rafael seinen ersten Song auf, damals im Heimstudio des Münchner Musikproduzenten Beatbaron. In Jugendzentren begann er zu freestylen, durchlief, wie er selbst sagt, die "klassische MC-Schule", nahm weitere Songs auf - bis er vor acht Jahren beinahe den Durchbruch geschafft hätte. Über Nacht erlangte eines seiner Musikvideos mehr als 1,5 Millionen Klicks auf Facebook, erzählt er. Namenhafte Rapper wie RAF Camora erwähnten ihn in Interviews. Damals dachte sich Rafael, jetzt habe er es endlich geschafft. Bis der Tiefpunkt folgte: Als die Polizei das Studio seines früheren Produzenten räumte, gingen an die 100 seiner bereits aufgenommenen Songs verloren, sagt zumindest Rafael. Geld, um die Songs neu zu produzieren, besaß er nicht.

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Der Rapper legte eine Zwangspause ein, veröffentlichte zwar immer wieder vereinzelt Musik, macht aber erst heute wirklich ernst. Und sagt rückblickend dennoch: "Es war gut, dass ich die letzten Jahre nichts rausgebracht habe. Es gab eine Phase, in der musstest du Autotune benutzen, du musstest Ferrari oder Rolex sagen, damit du überhaupt Gehör bekommst." Proll-Gehabe, das für sein Genre dann doch noch immer recht typisch ist? Das soll mit seiner Musik nichts zu tun haben.

Tayfun089 Original