WILL MULLANE langt sich mit der Hand an den Hintern und zieht eine Gerte aus dem Hosenbund. Er ist vielleicht 20 Jahre alt, Sommersprossen sprenkeln seine Wangen, der Bauch klemmt zwischen Jeans und Unterhemd. So hockt er auf dem Sitz eines einachsigen Pferderennwagens. In dem Zaumzeug, dessen Zügel er fest in einer Faust hält, windet sich eine gescheckte Stute. Die Gerte surrt durch die Luft, knallt auf den Pferderücken. „Go!“ Der Körper des Pferdes zuckt, doch die Hufe tänzeln bloß. Wieder hebt Mullane die Gerte. Wieder knallt es. „Come on!“
Rechts und links des Feldweges, auf dem das Gespann steht, treten Zuschauer die Äcker platt. Kinder, viele mit rotem Haar, Mädchen mit falschen Wimpern, Männer mit dicken Bäuchen lehnen ihre Oberkörper über die wacklige Holzabsperrung und gaffen. Es ist Pferdemarkt in Appleby, und auf der „Flashing Lane“, der Rennstrecke, muss Mullane zeigen, was sein Pferd kann. Er hat die Stute erst vor wenigen Minuten gekauft. Aber er hat kein Interesse daran, sie zu behalten. Er will an dem Tier verdienen, und die Rechnung ist leicht: Je schneller das Pferd, desto höher die Marge. Aber die Stute verharrt bockig an ihrem Platz, und mit jedem Schritt, den sie nicht geht, verhärtet die Verzweiflung Mullanes Gesicht. Die Zuschauer wenden ihre Blicke ab, widmen sie anderen Sprintern. Alle, außer einem.
Ein Mann wie Mullane, Unterhemd und Sommersprossen, löst sich aus der Menge. Es ist sein Onkel Terry.
„Junge, ist das dein Ernst?“, ruft er seinem Neffen zu.
Er packt die Stute an der Trense und greift ihr ins Fell, durch das die Rippen schimmern.
„Was haste bezahlt?“, fragt der Onkel.
Es ist kaum eine halbe Stunde her, da waren Will M ullane und der Pferdeverkäufer umeinandergeschlichen wie Ringer, hatten sich angebrüllt, die Worte verschluckt von ihrem Slang.
„Viereinhalb!“
„Vierhundert!“
„Du verarschst mich!“
„Ich sag vier!“
So ging es eine Weile, bis sie sich in die Handfläche spuckten und einschlugen. Mullane hatte gehandelt wie ein Mann, jetzt schämt er sich wie ein Kind. Er steigt von seinem Sulky und senkt den Kopf.
„Weiß nicht“, murmelt er.
„Gehst du so mit meinem Geld um?“, fragt Terry Mullane, hebt die rechte Hand, formt sie zu einer Faust und stößt sie, ohne eine weitere Antwort abzuwarten, mit voller Wucht in das Gesicht seines Neffen.
Alles weitere über Blendle.