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Hilfesuchende immer jünger

Espelkamp. "Das Frauenhaus ist aus dem Engagement von Frauen für Frauen in Gewaltsituationen entstanden, um diesen Schutz zu bieten", erzählt Miriam Stock, seit etwa zwei Jahren Leiterin dieser Einrichtung. Bereits im Studium hat sich die Diplom-Pädagogin für die Arbeit mit Frauen interessiert.

"Frauen können auch zu uns kommen bevor sie körperliche Übergriffe erleben mussten", betont Miriam Stock. Entscheiden sich Betroffene für den Weg in das Frauenhaus, bleiben sie im Durchschnitt sechs Wochen. In dieser Zeit leben sie weitestgehend selbstständig und werden mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten betreut.

Die bundesweite Finanzierung der Frauenhäuser ist sehr unterschiedlich. Die Unterkunft in Espelkamp kostet einen geringen Tagessatz, der von den Einkünften der Betroffenen abhängig, aber nicht höher als 8,75 Euro ist. "Es wird aber darauf geachtet, dass Geld nicht der entscheidende Faktor ist. Bei ALG II- und SGB XII- Empfängerinnen übernehmen die zuständigen Behörden die Kosten", unterstreicht Miriam Stock. Denn auch wenn sich die Situation von Frauen in den letzten Jahren verbessert hat, bestehe für viele Frauen immer noch die Notwendigkeit, Schutz suchen zu müssen. Im Kreis Minden-Lübbecke gibt es derzeit nur zwei Frauenhäuser. Eines befindet sich in Minden.

Neben dem Frauenhaus bietet der Verein Hexenhaus viele Beratungsangebote für Frauen. Die Nutzung dieser Stellen ist kostenlos. "Die Frauen kommen häufig mit Problemen während einer Trennung oder Scheidung zu uns. Aber auch Gewalt in der Beziehung ist häufig Thema. Viele Betroffende haben psychische Probleme, die aus ihrer persönlichen Situation resultieren", erzählt die Diplom-Pädagogin.

Doch im Hexenhaus gibt es viele weitere Anlaufstellen, die alle gut miteinander vernetzt sind. So können die Beratungen und Unterstützungsangebote auch auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frauen abgestimmt werden.

Eine weitere Einrichtung sind Wohnprojekte, die es in Minden und Espelkamp gibt. Dort lernen Frauen, selbstständig zu leben. Laut Miriam Stock ist dies für viele Frauen eine Umstellung. Unterstützt wird dieses Anliegen durch das Projekt EinLaden gGmbH. In diesem sozialen Kaufhaus sollen Frauen, die bisher nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig sind, wieder gefördert werden. Dies geschieht mit dem Ziel, dass sie irgendwann finanziell unabhängig sind.

Neben diesen Angeboten finden auch Frauen, die sexuellen Missbrauch erfahren haben, Hilfe. Außerdem gibt es einen Treffpunkt, der dazu dient, die Frauen zu vernetzen. Das Hexenhaus in Espelkamp wurde 1984 ins Leben gerufen.

Getragen wird es von dem Verein ,,Hilfe für Frauen in Krisensituationen" und ist Mitglied im Paritätischen Dachverband Nordrhein-Westfalen. Die Geschäftsführung stellt derzeit Elke Schmitz-Sawatzki.

"Gewalt gegen Frauen zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, dies gilt ebenso für die Hilfesuchenden. Besonders auffallend ist, dass die Frauen immer jünger werden. 41 Prozent aller Frauen, die ins Frauenhaus kommen, sind unter 25 Jahren", erzählt Miriam Stock. Sie bedauert, dass es zu wenig Männerarbeit gibt.

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