Eine der ersten Aufgaben von Marianne Klein, ärztliche Direktorin im Schloss Winnenden seit 2017, war das Finden eines neuen Chefarztes für die Klinik West. „Und da blieb ich bei der Bewerbung von Herrn Creuz hängen", erzählt sie. Es waren die Qualifikationen und sein Ansatz, der sie reizte. Es gab erste Treffen: „Ich habe gesehen, dass ich einen ruhigen und sehr selbstständigen Menschen vor mir habe", sagt Klein - jedoch keineswegs trocken, sondern mit feinem Humor ausgestattet.
Und so kommt es, dass Steffen Creuz im Januar 2018 die Bühne der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie West betritt. Im Gepäck Pläne, die Veränderung bedeuten: Ihm erscheinen die geschlossen gehaltenen Aufnahmestationen als überholt und zu klein. Er will Entlastung und ein offeneres Klima für die Patienten schaffen.
Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern auf einer StationAlso werden die Aufnahmestationen auf vier aufgestockt, zwei davon werden schon bewilligte Neubaugebäude erhalten. Sie werden sektoral und nicht spezifiziert ausgerichtet sein. Bedeutet: Sie sind einem Gebiet zugeordnet, auf einer Station werden aber nicht ausschließlich nur Personen mit dem gleichen Krankheitsbild behandelt. „Es sollen gemischte Diagnosen anzutreffen sein, der Schwerpunkt liegt auf der Versorgungskontinuität", sagt Creuz. Wenn ein Patient wiederholt eingeliefert wird, soll er in seine gewohnte Umgebung zurückkehren, also auf die ihm bekannte Station.
Nach außen sollen die Angebote genauer kommuniziert werden, potenzielle Patienten sollen ihre Optionen kennen: „Wir möchten mit Patienten und ihren Angehörigen auf Augenhöhe kommunizieren und ihre Ansichten hören", sagt Creuz. Auch das Angebot der Gemeinden soll besser einbezogen und die Zusammenarbeit gestärkt werden. Creuz regt die Gründung eines gemeindepsychiatrischen Verbundes im Rems-Murr-Kreis an.
Der neue Chef schickte seine Mitarbeiter zum Hospitieren in andere Kliniken, um die Konzepte der offenen stationären Akuttherapien kennenzulernen.
Angebote für Jugendliche, Mütter und Kinder erweiternBesonders bei Klein findet Creuz' Tatendrang Anklang: „Sie machen sich auch aktiv mit auf den Weg!", sagt Klein, die selber ebenfalls erweiternde Ansätze für die Kliniken verfolgt. Zusammen wollen sie die Angebote für Jugendliche sowie Mütter und Kinder erweitern. Sie schließt ihre Rede mit den Worten - „Gut, dass Sie da sind!"
Creuz selber kehrt mit diesem Schritt zu seinen Ursprüngen zurück: „Ich bin selber erstaunt, dass mich der Weg wieder in meine erste Heimatstadt Winnenden zurückgeführt hat", sagt er. Seine Wege führten über das Studium in Hamburg und Lübeck bis in die Schweiz, in der er einen Facharzt erwarb. Einen zweiten erhielt er in Deutschland. Seit 2008 war er in Stuttgart an verschiedenen Kliniken und in unterschiedlichen Positionen anzutreffen.
Sein ehemaliger Chef Bürgy weiß, wie Creuz seine Arbeit betrachtet und angeht. „Er neigt sehr zur Detailarbeit. Wenn er sich festgebissen hat, muss drangeblieben werden", sagt er.
Noch bevor er ausgesprochen hat, geht ein Lachen durch den Raum voller neuer Kollegen. Doch Kontinuität und Hartnäckigkeit sind für Ort und Raum von Creuz' Arbeit gute Berater.
„Sie kamen zu einer stürmischen Zeit", sagt Klein. Doch Creuz hätte sich bewiesen, ganz nach Senecas Spruch: Den guten Steuermann lernt man erst im Sturm kennen.
Klinik WestDas Schloss Klinikum Winnenden hat fünf Kliniken mit unterschiedlicher regionaler oder fachlicher Zuständigkeit. Die Kliniken West und Ost sind beide für Psychiatrie und Psychotherapie zuständig.
Dr. Crenz und die Klinik West sind für Patienten ab 18 Jahren aus dem Rems-Murr-Kreis und Ludwigsburg zuständig. In Winnenden gibt es stationäre Angebote und die Tagesklinik. Die Ambulanzen befinden sich derzeit in Winnenden und Stetten.