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Macht des Notendurchschnitts

Fast geschenkt oder hart erarbeitet? In einem Rostocker Gymnasium bereiten sich die Abiturienten in der Aula auf den Beginn der schriftlichen Englisch-Prüfung vor.

Zwei Ziffern können sehr viel Macht haben. Das spüren zumindest jedes Jahr hunderttausende Abiturientinnen und Abiturienten deutschlandweit, deren gesamte Schullaufbahn auf einen Notenschnitt reduziert wird. Bei immer mehr von ihnen steht eine Eins vor dem Komma; das Abitur sei leichter geworden, unken die Kritiker. Das ist vermessen. Fähigkeiten und Leistungen auf Abschlussnoten zu reduzieren, wird der Komplexität der modernen Gesellschaft nicht gerecht - und der nächsten Generation schon gar nicht.

Bessere Abinoten in Bremen sorgen für Kritik

Sicher, junge Absolventen gleichen nicht mehr denen früherer Generationen. Dass es da manchmal nicht nur in Mathe und Deutsch, sondern auch im Umgang hapert, ist bedenklich. Damit aber ihre Schulleistungen in Gänze abzuschreiben, hilft nicht. Denn: Die Welt ist digitaler, virtueller und damit komplexer geworden. Erst, wenn das in Lehrplänen berücksichtigt wird, können junge Menschen ihre Fähigkeiten voll entfalten und ausbauen.

Eins ist allerdings klar: Die zwei Ziffern, die sich aktuell noch aus Gedichtinterpretationen und Wahrscheinlichkeitsrechnung zusammensetzen, sind bei diesen Herausforderungen herzlich egal.

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