Knapp 20 Jahre ist es her, dass die beiden amerikanischen Studenten Larry Page und Sergey Brin die Suchmaschine Google entwickelten. Heute sehen viele den Service skeptisch.
Wer im Internet eine Frage stellt, der sucht nicht nach Antworten - er „googlet" sie. Welche Frage auch immer auf der Seele brennt, die Suchmaschine hat binnen Millisekunden zahlreiche Lösungen parat. Meist sind die danach sortiert, wie wichtig oder wie gut sie sind. Zumindest hofft das der Nutzer. Was allerdings hinter den Kulissen des Internetgiganten passiert, wissen nur die wenigsten. Deswegen versuchen immer mehr Menschen, bei anderen Anbietern auf Stichwortsuche zu gehen. Allerdings ist es nicht einfach, ganz ohne Google auszukommen: Zahlreiche Konkurrenten könnten ihre Dienste ohne Googles Ressourcen gar nicht anbieten.
Knapp 20 Jahre ist es her, dass die beiden amerikanischen Studenten Larry Page und Sergey Brin die Suchmaschine Google entwickelten. Damals hieß die Website, mit deren Hilfe Links gesucht und nach ihrer Wichtigkeit sortiert wurden, noch Back Rub. Kurze Zeit später folgten sowohl Umbenennung als auch erste Investoren. Aus der Idee zweier Studenten entstand ein Unternehmen. Heute macht Google den größten Teil seines Umsatzes mit Internetwerbung, die Suchmaschine bleibt also das Kerngeschäft. Doch der Konzern verfügt inzwischen über zahlreiche andere Produkte. Dazu gehören der Internetbrowser Chrome genauso wie die Smartphone-Software Android.
Diskret googelnKnapp 20 Rechenzentren betreibt Google, täglich werden drei Millionen Suchanfragen verarbeitet. Dabei greift Google auf einen sogenannten Index zurück, in dem Dokumente und Internetadressen vermerkt sind. Jede Suchmaschine verfügt über eine solche Auflistung. Um sie zusammenzustellen, werden zunächst sogenannte Crawler ins Netz geschickt, die unterschiedliche Internetseiten absuchen und feststellen, was hinter jedem einzelnen Link steckt. Diese Informationen werden dann im Index gespeichert, in dem letztendlich die eigentliche Suche läuft: Wer kurz vor der Bundestagswahl wissen will, was ein Überhangmandat ist, sendet seine Frage in den umfangreichen Datensatz auf den Google-Servern. Googles Marktvorteil ist dabei seine Gewichtungsfunktion. Damit werden vermeintlich informativere Einträge in der Liste nach oben gestellt. Die Gewichtung wird dabei daran gemessen, wie viele andere Seiten auf das jeweilige Ergebnis verlinken. Wer also oft genannt wird, rutscht bei Google nach oben.
Google hat Know-howWeltweit hat Google vier große Konkurrenten: Microsofts Bing, Yahoo, Yandex in Russland und Baidu in China. Allerdings kann keiner dieser Anbieter in Europa viel ausrichten: Hier suchen vier von fünf Nutzern mit Google, das fanden 2014 die Analysten von Stat-Counter heraus. „Google hat sehr starke Marktdominanz", sagt der IT-Experte Rolf Drechsler von der Universität Bremen. Denn Google sei schlicht eine sehr gute Suchmaschine. Das liege vor allem an den zahlreichen Experten, die für das Unternehmen tätig sind. Deshalb seien zum Beispiel die Suchalgorithmen, mit denen Daten sortiert werden, von hoher Qualität. Auch wenn über sie wenig bekannt ist. „Google hat sehr viel Know-how", sagt der Experte. Damit könnten die wenigstens Konkurrenten mithalten.
EU verhängt Rekordstrafe in Milliardenhöhe gegen GoogleDoch einige versuchen trotzdem, gegen den Suchmaschinenriesen anzukommen. Dabei machen sich die Entwickler Googles Schwächen zunutze. Eine von ihnen ist der Datenschutz: Bei Google werden Nutzerdaten nicht nur bei den Suchanfragen gespeichert, sondern auch mit Daten aus anderen Diensten wie Google Maps zusammengeführt, sagt Drechsler. Suchportale, die Anonymität versprechen, sind deshalb besonders hoch im Kurs. Dazu gehören Anbieter wie das US-amerikanische Duck Duck Go oder das holländische Ixquick. Sie verschlüsseln Suchanfragen so, dass keine persönlichen Daten weitergeleitet werden. Dadurch soll auch die sogenannte Filterblase der einzelnen Nutzer aufgebrochen werden. Auch personalisierte Ergebnisse, wie sie Google oft auch aus Werbezwecken liefert, tauchen nicht auf. Denn das ist ein großes Problem bei Google: „Die einzelnen Bereiche werden auf den Benutzer abgestimmt", sagt Drechsler. Das bedeutet, dass die gleiche Suchanfrage bei verschiedenen Nutzern zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führt. Es gibt sogar Mutmaßungen, sagt Drechsler, dass die Suchergebnisse auf den Computertyp der Nutzer abgestimmt sind.
Ohne große Konzerne geht nichtsDas soll mit den anonymen Suchmaschinen nicht passieren. Aber ganz ohne Google oder andere Suchportale geht es bei ihnen auch nicht. Denn bei Duck Duck Go und Ixquick handelt es sich um sogenannte Metasuchmaschinen. Sie verschlüsseln zwar die Daten, verteilen sie aber an andere Portale, um auf die dortigen Indizes zuzugreifen. Die meisten verfügen zwar auch über eigene Crawler und Algorithmen - aber ohne die Daten der großen Konzerne würde bei ihnen nichts funktionieren.
Die vielen Suchanfragen sorgen allerdings auch für einen großen Datenverkehr auf den gut ausgerüsteten Google-Servern - das kostet Unmengen von Strom. Das Berliner Start-up Ecosia knüpft deshalb jede Suche an ein Umweltprojekt: 80 Prozent des Überschusses gehen an verschiedene Aufforstungsinitiativen. Für 45 Suchanfragen wird ein Baum gepflanzt, der entsprechende Zähler ist unter dem Suchfeld zu finden. Allerdings ist auch Ecosia eine Metasuchmaschine. Früher kamen die Ergebnisse von Yahoo, heute kooperiert das Start-up mit Bing. Die Nutzerdaten werden auch hier mit den Partnern geteilt. Und die profitieren wiederum von den Klicks auf die von ihnen zur Verfügung gestellten Werbelinks.
Das MonopolAndere versuchen das bewusst zu vermeiden: Die spendenfinanzierte Suchmaschine Deu Su verfügt über einen eigenen Suchindex, Anzeigen gibt es nicht, Cookies oder IP-Adressen werden nicht gespeichert. Die Idee dazu hatte ein einziger Entwickler, der das Projekt in seiner Freizeit umgesetzt hat. Den Quellcode hat er als Open-Source-Lizenz veröffentlicht. Ganz anders Google: Was hinter den Algorithmen steckt, weiß niemand, sagt Drechsler. Allerdings kann das eigenständige Projekt nicht mit Google mithalten, denn die Leistung von Deu Su sei deutlich schlechter. Das trifft auf viele andere Suchmaschinen zu, die eigene Algorithmen oder Indizes haben: Sie können zwar gewisse Informationen liefern, aber längst nicht in der Komplexität, wie Google es kann. „Google ist die Nummer eins - unangefochten", sagt Drechsler.
Grundsätzlich, sagt Drechsler, sei das Internetgeschäft vom stetigen Wandel gekennzeichnet. Große Firmen können deshalb genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Allerdings habe das Unternehmen einen Vorteil: „Google ist sehr breit aufgestellt." Keiner der Konkurrenten auf dem europäischen Markt habe einen vergleichbaren Konzern hinter sich. Ob Google in zehn Jahren immer noch der Marktführer sei, sei kaum abzuschätzen. „Es ist eine Materialschlacht", sagt Drechsler. Wer es also mit Google aufnehmen wolle, müsse sehr viel Geld und sehr viel Zeit investieren.