Streaming wird immer beliebter. Nach jüngsten Erhebungen schauen gut drei Viertel der deutschen Internetnutzer ab 14 Jahren Filme und Serien als Stream im Internet. Wir stellen drei Serien vor, die jetzt neu im Angebot sind.
Netflix: The CrownSie ist stets kühl und unnahbar: Um Königin Elizabeth II. von England rankt sich so mancher Mythos. Wie es privat im Hause Windsor zugehen könnte, hat Stephen Frears schon 2006 im oscar-prämierten Film „Die Queen" gezeigt. Darin spielte Helen Mirren die Monarchin, die nach dem Tod ihrer Schwiegertochter eine der größten Krisen des britischen Königshauses bewältigen musste. Die Geschichte ihres Vaters, George VI., wurde von Tom Hooper mit Colin Firth in der Hauptrolle in „The King's Speech" preisgekrönt auf die Leinwand gebracht.
Dabei sind die ersten Regierungsjahre Elizabeths ebenso spannendes Material, wie die zehnteilige Netflixserie „The Crown" zeigt. Sie setzt einen Tag vor der Hochzeit Elizabeths mit Philip Mountbatten im Jahr 1947 ein. Schon hier entspinnt sich ein Konflikt, der die junge Königin viele Jahre begleiten wird: Bei ihrer Hochzeit verspricht sie, ihren Mann zu ehren und sich seinen Weisungen zu beugen. Völlig normal zu dieser Zeit - allerdings kurios, wenn diese Versprechen aus dem Mund der zukünftigen Königin kommen. Aber für ein ruhiges Eheleben bleibt den beiden ohnehin keine Zeit. Denn Elizabeth muss immer mehr repräsentative Tätigkeiten von ihrem schwer erkrankten Vater übernehmen. Und schließlich 1952, mit nur 26 Jahren, den englischen Thron besteigen.
Peter Morgan, der auch „The Queen" verantwortete, holte für „The Crown" Stephen Daldry als Produzenten ins Boot, der bereits „The Hours" und „Der Vorleser" betreut hat. Das Ergebnis ist fesselnd - wenn es auch manchmal sehr pompös und ein bisschen melodramatisch sein mag. Denn natürlich schreibt Morgan den Royals so manchen Skandal hinter den Kulissen auf den Leib. Was davon der Wahrheit entspricht, wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren. Die Serie lebt von einer erstklassig produzierten Kulisse und den geschliffenen Dialogen. Besonders Claire Foy als junge, nach Selbstkontrolle suchende Elizabeth und Matt Smith als selbstsicherer Philip Mountbatten machen die königliche Familie menschlich und nahbar. Kein Wunder, dass die königliche Familie dem Projekt skeptisch gegenüberstand und bis zuletzt versuchte, auf das Drehbuch Einfluss zu nehmen. Dem Erfolg der Serie tat das keinen Abbruch: Eine zweite Staffel ist schon in Arbeit.
Netflix: Stranger ThingsDie Geschichte ist denkbar simpel: Irgendwo in der amerikanischen Provinz, 1983. Nach einem Spieleabend mit seinen drei Freunden verschwindet der junge Will Byers spurlos. Seine alleinerziehende Mutter Joyce und Bruder Jonathan bemerken sein Verschwinden erst am folgenden Morgen. Der lokale Sheriff Hopper, geplagt von Alkoholproblemen und Zigarettensucht, hält eine Suche nicht für notwendig. Der Junge tauche schon wieder auf. Doch Joyce glaubt, dass es beim Verschwinden ihres Kindes nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Genauso geht es Wills Freunden Lucas, Mike und Dustin. Und alles wird noch mysteriöser, als sie bei der nächtlichen Suche auf ein merkwürdiges Mädchen treffen, das sich Elf nennt und behauptet, Will sei von einem Monster entführt worden...
Der Geschichte von Matt und Ross Duffer wurde wegen ihrer offensichtlichen Anlehnung an zahlreiche Stephen-King-Geschichten und viele Abenteuerfilme der 80er-Jahre eine gewisse Fantasielosigkeit vorgeworfen - dabei ist „Stranger Things" wesentlich mehr als eine platte Hommage an diese Ära. Natürlich erkennt der aufmerksame Beobachter schon am in großen roten Lettern geschriebenen Serientitel eine Hommage an die Titel der King-Bücher „Cujo" und „Rebecca". Und natürlich ist die Gruppe von Kindern, die da versucht, ihren Freund vor dem übernatürlichen Bösen zu retten, irgendwie schon aus „Goonies" und „Es" bekannt. Aber genau diese Jungdarsteller sind so unglaublich charmant, dass Abschalten eigentlich unmöglich ist. Gleichzeitig ist die Serie in ihren acht Folgen von so vielen genialen Wendungen und nervenzerrenden Momenten durchzogen, dass es einem dem Atem sowohl vor Lachen als auch vor Schreck verschlägt. Mitfiebern bis zum Ende garantiert. Und keine Angst: Staffel zwei kommt 2017.
Amazon: Mozart in the JungleKlassische Musik ist langweilig und altmodisch. Dass diese Aussage inzwischen veraltet ist, sollte nicht erst mit dem Erfolg von unkonventionellen Künstlern wie Nigel Kennedy oder Lindsey Stirling klar sein. Denn schon Dirigenten wie Gustavo Dudamel hauchten mit ihrem frischen, enthusiastischen und manchmal etwas unkonventionellen Auftreten der Szene neues Leben ein. Und das in der Klassikwelt sehr wohl Sex, Drugs & Rock'n'Roll herrschen, zeigt auch die Serie „Mozart in the Jungle".
Basierend auf den Memoiren der Oboistin Blair Tindall schufen Roman Coppola, Jason Schwartzmann und Paul Weitz die Serie rund um die junge Oboistin Hailey Rutledge, die sich eine Orchesterkarriere erträumt. Gleichzeitig muss sich das New Yorker Sinfonieorchester mit einem neuen Dirigenten anfreunden: Rodrigo de Souza ist ein unkonventioneller Rebell, in der Klassikszene genauso verhasst wie geliebt. Das stößt bei den alteingesessenen Orchestermitgliedern nicht auf ungeteilte Begeisterung. Jedoch kommt mit ihm eine einmalige Chance für Hailey, denn für das angestrebte Projekt braucht er eine zusätzliche Oboistin.
Von hier entspann sich über bereits zwei erfolgreiche Staffeln seit 2014 eine Tragikomödie, die trotz ihres Nischenthemas nicht nur die Zuschauer überzeugte, sondern auch zahlreiche Preise abräumte. Ein Emmy ging hoch verdient an Gael Garcia Bernal, der den exzentrischen Dirigenten mit einem solchen Genuss mimt, dass man ihn nur ins Herz schließen kann. Natürlich lehnte Bernal den Maestro an Gustavo Dudamel höchstselbst an. Der unterrichtete die Schauspieler im Dirigieren und hatte bereits einen Gastauftritt in der Serie. Lola Kirke als junge Oboistin Hailey versprüht einen unvergleichlich tollpatschigen Charme. Ab 9. Dezember ist die lang ersehnte dritte Staffel verfügbar. Nicht nur für Klassikfans.