„Space may be the final frontier, but it's made in a Hollywood basement" (Red Hot Chilli Peppers - "Californication", Warner Bros., 1999)
EinleitungDer 2002 erschienene Film "Opération Lune" von William Karel ist ein vielseitiges Beispiel für das Genre "Mockumentary". Es handelt sich dabei um eine Parodie auf etablierte dokumentarische Erzählformen; gleichzeitig thematisiert der Film sowohl moderne Verschwörungstheorien als auch das postmoderne Misstrauen gegenüber allem, das als "wahr" oder "echt" bezeichnet wird.
Innerhalb des Genres "Mockumentary" ist der Film eine Besonderheit. Er dekonstruiert nicht nur den Gegenstand seiner Untersuchung (nämlich auf einer Metaebene den Begriff der "Dokumentation", sowie immanent die Verschwörungstheorien zur Mondlandung) aus sich selbst heraus, sondern ist gleichzeitig als eine Art Hommage an die filmische Schöpfungskraft und damit die Kunst, Fiktionen zu schaffen.
Zunächst soll eine chronologische Zusammenfassung der im Film getroffenen Aussagen erfolgen[1]. Die Argumentationsstruktur und der Spannungsaufbau des Films sollen nachvollzogen werden, wobei sich die Frage stellt, mit welchen Mitteln beim Zuschauer Zustimmung oder Misstrauen (gegenüber der Erzählung), Empathie oder Ablehnung (gegenüber den Protagonisten) hervorgerufen wird Es wird beispielhaft aufgezeigt, welche Elemente „dokumentarisch" sind, bzw. Authentizität vermitteln sollen, und an welchen Stellen der Film Hinweise darauf gibt, ein "Mockumentary" zu sein. Die Fülle an Informationen, Querverweisen und verwendeten Techniken in "Opération lune" macht es nahezu unmöglich, jeden inhaltlichen Aspekt des Films zu berücksichtigen und gänzlich zu klären, welche Elemente "wahr" und welche "gefälscht" oder verzerrt dargestellt sind. Aber gerade dadurch - sowie beim Versuch einer Verortung des Films in seinem Genre- wird deutlich, dass der Begriff "Dokumentation"- im Sinne einer Darstellung von „Wahrheit" - weiterer Definition bedarf. Auch soll deutlich werden, dass ein „Mockumentary" wie "Opération Lune" nicht einfach eine "gefälschte Dokumentation" ist, sondern durch die Parodierung tradierter Erzählformen auch etwas Wahres über die Wahrnehmung von medial vermittelter "Wahrheit" aufzeigt.
1.1. Zum TitelDer sachlich gehaltene französische Titel „Opération lune" (Mondmission), für den 2003 auf ARTE erstmals ausgestrahlten Film des tunesischen Regisseurs William Karel, ist in seiner deutschen und englischen Version nicht wortwörtlich übersetzt worden:
„Dark side of the Moon", so der Englische Titel, ist (unter anderem) ein Verweis auf die verborgene Rückseite des Himmelskörpers, von der man vor den ersten Mondmissionen kein Bild hatte, da sie stets von der Erde abgewandt ist.[2] Die „dunkle" Seite des Mondes ist nicht wirklich dunkel (sie wird genauso von der Sonne beschienen wie die uns zugewandte Seite), weshalb man korrekterweise von der "erdabgewandten" Seite („far side of the moon") spricht. Die Bezeichnung als "dunkel" spielt eher auf das Unbekannte, das im Dunkeln Liegende an - und damit auch auf das Bedrohliche oder vermeintlich Böse, das in der Finsternis vermutet wird.
Der deutsche Titel „Kubrick, Nixon und der Mann im Mond" nennt im Deutschen neben dem Hinweis auf eine märchenhafte Erzählung[3] auch zwei Persönlichkeiten der Film- und Weltgeschichte, die der Erzählung des Films ihren Rahmen geben. Diese Figuren kommen allerdings, im Gegensatz zu den Zeitzeugen (die sich direkt zur Fragestellung des Filmteams zu äußern scheinen), ausschließlich durch Archivaufnahmen ins Bild.
1.2. Auftakt: Ein Denkmal für Stanley KubrickDie ersten zwei Minuten des Films sind einer Einleitung ins Thema gewidmet. Das Intro beginnt mit langsamer Klaviermusik, ein Foto von Stanley Kubrick wird eingeblendet. Darüber erklingt die sonore Stimme des Sprechers: „In sechs Tagen schuf Gott die Welt. Und am siebten schickte ihm Stanley Kubrick alles mit Reklamationen zurück, schrieb einmal ein Kritiker". Dazu sehen wir eine Aufnahme aus dem Hause Kubrick, ein Innenraum mit einem großen Portrait des berühmten Regisseurs. Christiane Kubrick betritt mit langem, wehendem Umhang die Räumlichkeiten, geht gefolgt von ihrem Schäferhund über die Wiesen des Anwesens. Zu sehen ist auch ein einfacher Grabstein: „STANLEY KUBRICK - Here lies our love Stanley. Born in New York City on 26 July 1928. Died here at home on 7 March 1999".
Stanley Kubrick war einige Jahre vor der Entstehung und Erstausstrahlung von Karels Mockumentary verstorben. Vor dem Hintergrund dieser historischen Tatsache steigt der Film ins Thema ein, gleichzeitig holt er das informierte Publikum in seiner medialen Gegenwart ab[4].
Schon der erste Satz der Erzählung (also dessen, was der Sprecher uns berichtet) enthält einen Hinweis auf wichtige Aspekte des Films[5], Kubrick wird perfektionistischer als der Schöpfer selbst dargestellt, indem er „alles mit Reklamationen zurück schickt". Der folgende Film darf insofern auch als Hommage an Stanley Kubrick verstanden werden. Der Regisseur kommt kein einziges Mal selbst durch Interviews zu Wort, sondern wird nur auf Fotografien gezeigt. Er behält aber gerade dadurch, im Gegensatz zu allen Zeitzeugen und dem Sprecher selbst, durchgängig seine Glaubwürdigkeit.
1.3. Argumentationsstruktur und frühe Hinweise auf ein „Fake"Zunächst konfrontiert der Film seine Zuschauer mit ganz realen Namen, Dingen und Fakten: Kubricks Tod, seine Filme, die Kritiker, das Anwesen der Witwe. Gemeinsam mit ihrem Bruder Jan Harlan (Kubricks ehemaliger Produktionsleiter) wird sie als tatsächliche Zeitzeugin im Interview gezeigt.
Die Aussagen von Jan Harlan und Christiane Kubrick sind in den folgenden Passagen in sehr kurzen Abständen zusammen montiert. Harlan spricht über die Dreharbeiten zum Film Barry Lyndon (1975) und die damalige Unmöglichkeit, eine Linse zu beschaffen, die Szenen bei Kerzenlicht aufnehmen konnte. Schliesslich wird der Zuschauer zu der Annahme gebracht, Kubrick habe eine einmalige, unbezahlbare Linse von der NASA erhalten, obwohl Harlan dies gar nicht explizit ausspricht[6].
Zwischen das Interview mit Harlan ist ein einziger Satz von Christiane Kubrick geschnitten: "He contacted as many people as possible whenever he needed to know something."
Es fällt auf, dass die Witwe im Vorspann zwar zur Untermauerung des Eindrucks von Authentizität herbeigezogen wird, sie ist sehr lange und in einem privaten Umfeld zu sehen, aber für weitere 10 Minuten sagt sie nur diesen einen, kaum aussagekräftigen Satz. Die Technik der schnellen Schnitte soll den Zuschauer zu schnellen Schlüssen bringen und nicht die Zeit zu längerem Nachdenken lassen. Bereits im Vorspann wird er daran gewöhnt, aus einzelnen Satzstücken von verschiedenen Menschen einen einzigen, durch die Narration angedeuteten Bedeutungszusammenhang herzustellen. Die implizite Behauptung, die den Ausgangspunkt für die sich nun entfaltende, unglaubliche Geschichte bildet, ist bereits unwahr[7], allerdings ist besonderes Hintergrundwissen bzw. etwas Recherche nötig, um dies zu bemerken.
Die Annahme einer NASA-Leihgabe an Kubrick greift die Erzählung auf und geht gar nicht erst der Frage „stimmt das?" nach, sondern widmet sich sofort dem „warum": 25 Jahre lang sollen sich Filmkritiker (und damit ab sofort auch der Filmzuschauer) gefragt haben, warum die NASA die extrem teure und seltene Linse einfach so verliehen hat. Diese Fragestellung als Ausgangspunkt der nun folgenden Dokumentation, die eingeblendeten Schwarzweiß-Fotografien von Kubrick mit ernstem Gesichtsausdruck (hinter einer großen, auf den Betrachter gerichteten Kameralinse), sowie die Hintergrundmusik mit anschwellenden Geigenstreichen, sind der typische Anklang für eine dramatische Enthüllung, eine Verschwörungstheorie. Der Umschlag eines Dossiers mit der Aufschrift „Top Secret" wird eingeblendet, der Sprecher nennt den Tag, an dem Christiane Kubrick das Archiv ihres verstorbenen Mannes öffnete[8], geheime Unterlagen fand und damit auch „die Antwort auf all diese Fragen ". (TC 02:04)
Die Einblendung „Une coproduction/ Un film de/ Arte France/ Point du Jour" stellt eine Zäsur dar.[9]
Auf die erste Einleitung des Themas in der näheren Gegenwart folgt nun ein historischer Rückblick, eingeleitet von Überschneidungen von Weltraumaufnahmen des Mondes (der erdabgewandten Seite) mit der amerikanischen Flagge. Dazu Tonaufnahmen zweier Reden J. F. Kennedys[10], der das Ziel der Mondlandung erklärt.
Dann eröffnet uns der Sprecher, dass die Leihgabe der NASA nur „die Krönung einer Geschichte" war, die „15 Jahre zuvor begonnen hatte", also mit der Mission, zum Mond zu gelangen. Nun mischt der Sprecher die im Vorspann gesponnene Fiktion mit "realen", bzw. als bekannt vorausgesetzten (allerdings verzerrt dargestellten) historischen Fakten „Die Sowjets hatten in Korea, in Berlin und auf Kuba gesiegt, den Amerikanern blieb nur noch der Mond und sie sollten alles tun, um dort die Ersten zu sein.„[11] (TC 03:30)
Diese Bereitschaft der Amerikaner „alles zu tun" soll von den folgenden Interview-Versatzstücken unterstrichen werden. Zum ersten Mal treten Vernon Walters von der CIA sowie Farouk Elbaz und Jeffrey Hoffman von der NASA auf. Hier handelt es sich um reale Persönlichkeiten, die allerdings nicht näher vorgestellt werden. Ihre kurzen Aussagen bauen eine gewisse Spannung auf, Walters spricht von der Verletzung der Amerikaner durch den ersten Weltraumflug der Russen, Elbaz von der Herausforderung, etwas Schwieriges gut und richtig zu tun und Hoffman schliesslich von der „winning idea" (TC 03:59), einen Mondflug zur Mission zu machen. Hier wird eine sehr amerikanisch anmutendende emotionale Disposition der Dringlichkeit angedeutet, von einer geschehenen Verletzung zum Sieg (und damit zur Vergeltung) zu gelangen[12].
1.4. Alle sind verdächtigIm Folgenden spinnt der Erzähler die Geschichte weiter, immer wieder unterbrochen von kurzen Einwürfen von Zeitzeugen, die entweder das Gesagte in Zweifel ziehen oder selbst als unglaubwürdig präsentiert werden. Der Sprecher kommt auf den Wissenschaftler Wernher von Braun zu sprechen, der für das Mondprogramm der NASA beauftragt wurde. Er habe „völlig unbehelligt" für die NASA gearbeitet, obwohl er im Zusammenhang mit dem Bau von V2 Raketen für den Tod von 20.000 Zwangsarbeitern verantwortlich gewesen sein soll, „doch die Amerikaner ignorieren seine Vergangenheit". (TC 04:33)
Wozu diese Information über den politischen Hintergrund von Wernher von Braun? In seiner kurzen Ausführung spricht der Erzähler nicht nur einen historisch bekannten Namen aus, sondern nennt zu den eingeblendeten Archivbildern aus dem Arbeitslager gleich mehrere Schlagwörter in kurzer Folge: die NSDAP, V2-Raketen, eine konkrete Opferzahl, das KZ Dora. Selbst einem Zuschauer mit historischem Halbwissen sollte das alles irgendwie bekannt vorkommen, was es leichter macht, der Erzählung zunächst einfach zu folgen und die getroffenen Aussagen anzunehmen. Gleichzeitig wird hier ein Eindruck von „alle sind verdächtig" geschaffen, der sich durch den ganzen weiteren Film zieht.
Dann unterbricht Vernon Walters den gleichmäßigen Redefluss des Sprechers mit einer Gegenaussage, die den Zuschauer im Unklaren lässt, was der Zeitzeuge nun selbst eigentlich glaubt. Walters spricht ein undeutliches, zum Teil stockendes Französisch und es fällt nicht nur in dieser Passage auf, dass er sich oft wiederholt oder Füllwörter benutzt, was zusätzlich unbeholfen wirkt. Er wisse nicht, ob „er" (wir müssen davon ausgehen, dass Wernher von Braun gemeint ist), wirklich so ein Nazi war, aber als alter Deutscher... er glaube auch nicht, dass „ihn" nie jemand mit Nazi-Verbrechen in Zusammenhang gebracht habe- die Einwohner von London unter den Luftangriffen sahen ihn wohl schon als einen, aber letztlich sei Krieg eben Krieg.[13]
Nach diesen ersten fünf Minuten Film zieht das Tempo an, die Hintergrundmusik steigert sich zu dramatischen Geigenstreichen, der Erzähler spricht von einem „gnadenlosen" Kampf der Supermächte, von seltsamen Zwischenfällen; er nennt Daten und Tote auf beiden Seiten. Dann wieder ein Schnitt zum Interview mit Walters, der argumentiert, der CIA sei es per Gesetzt verboten, irgendjemanden zu töten. Er behauptet weiterhin, sie hätten niemals einen Sowjet getötet und die Sowjets niemals einen Amerikaner[14] und streitet im Gegensatz zum Sprecher ab, dass die Mondlandung Priorität im Weißen Haus gewesen sei, sondern stattdessen Sache der NASA.
1.5. Manipulation des ZuschauersBei Minute acht erklärt uns der Sprecher „Man muss schon sehr naiv sein um zu glauben, dass Milliarden investiert wurden, nur um ein paar Kilo Mondgestein einzusammeln...Um Gelder diesen Ausmasses zu bewilligen, braucht der Kongress den Rückhalt der Öffentlichkeit, doch beim Mondprogramm sagten alle zu allem sofort Ja und Amen."[15] (TC 08:04)
Hierin ist eine sehr manipulative Botschaft enthalten. Wer jetzt als Fernsehzuschauer noch keine Zweifel habe, sei genauso naiv wie die damalige Bevölkerung. Wiederum werden alles und jeder verdächtig gemacht, das Raumfahrtprogramm sei nach „Mafia-Manier" unter den Südstaaten aufgeteilt worden, für die dies einen Geldregen bedeutete. Dafür sollen große Konzerne, die Forschungszentren und Abschussbasen später die ehemaligen Südstaaten-Gouverneure und späteren Präsidenten Johnson, Nixon, Reagan, Vater und Sohn Bush bei ihren Wahlkampagnen finanziell unterstützt haben. Im Folgenden erwähnt der Sprecher noch mehrfach die unwissende Öffentlichkeit, der gegenüber sich der Zuschauer nun informierter (und damit auf Augenhöhe mit den Filmemachern) vorkommen soll. Astronomische Summen seien „mit dem Segen der Öffentlichkeit" ausgegeben worden, „Hauptsache die Öffentlichkeit glaubt daran, dass friedliche Absichten hinter der Eroberung des Weltalls stehen." (TC 10:40)
1.6. Alles nur Show - Hier kommt HollywoodJetzt wird die Verbindung vom Weltraumprogramm zu Stanley Kubrick hergestellt. Wernher von Braun soll, so der Sprecher, in seinen Begegnungen mit Walt Disney zu dem Schluss gekommen sein, dass man aus dem an sich banalen Raketenstart eine Superproduktion machen müsse. „Wer daran noch zweifelt, wird von Stanley Kubrick eines Besseren belehrt" (TC 11:04). Es wird nun behauptet, Kubricks Film „2001 - Odysee im Weltraum" sei in enger Zusammenarbeit mit der NASA entstanden und die im Film präsentierten Bilder hätten deren Ingenieure nicht nur fasziniert, sondern auch zu Veränderungen im technischen Design inspiriert.
Dieser angebliche Zusammenhang wird durch die darauf folgenden Interviews fast fünf Minuten lang völlig über-inszeniert, eine klare Überlegenheit Kubricks gegenüber der NASA zum Ausdruck gebracht[16] Jan Harlan und Christiane Kubrick kommen wieder zu Wort, aber auch zum ersten Mal David Scott vom Apollo 15 Programm, der eigentlich nur den Kubrick-Film als solchen lobt und wiederum Farouk Elbaz und Jeffrey Hoffman von der NASA. Gegen Ende der Sequenz, die uns die Verbindung zwischen Hollywood und NASA nahelegen soll, werden die Interviewfetzen kürzer und die Aussagen scheinen immer unzusammenhängender.
1.7. Erfundene ZeitzeugenBei Minute 14 ist die nächste Zäsur anzusetzen, es spielt Musik und wir sehen die Bilder eines Flugs um die Freiheitsstatue in New York. Der Sprecher stellt uns „Jack Torrance" vor, angeblicher „Paramount"-Produzent, der damals von der NASA beauftragt worden sein soll und heute angeblich in New York lebt. Torrance fasst nochmal anschaulich zusammen und führt aus, was zuvor schon angedeutet werden sollte, nämlich wie Hollywood der NASA half, eine bombastische Show zu produzieren: „Like the construction of the pyramids, but bigger, better, more beautiful" (TC 15:20). Einem aufmerksamen Zuschauer werden hier schon mehrere Hinweise geliefert, die ihn am Gesagten und Gezeigten zweifeln lassen sollten. Jack Torrance ist der Name des Hauptdarstellers aus Stanley Kubricks „Shining" (1980). Bild- und Textebene widersprechen sich, denn die Freiheitsstatue, vor der Torrance zu sehen ist, ist das deutlich kleinere Pariser Modell und nicht in New York.
Die Erläuterungen des angeblichen Produzenten sind empörend: Nicht allein durch die Tatsache, dass die Öffentlichkeit getäuscht wurde, sondern auch im Hinblick auf all die unnötigen Kosten. Die inszenierte Monlandung soll gar die teuerste Produktion der Filmgeschichte gewesen sein. Torrance nennt in diesem Zusammenhang die technisch völlig unsinnige Verkleidung des Antriebswerks mit echtem Blattgold. Im Austausch für die Hilfe Hollywoods soll die NASA den Produzenten versprochen haben, bei der nächsten Wahl einen der Ihren (in diesem Fall einen Schauspieler) zum Präsidenten zu machen. „And there he was, Reagan was President of the United States."[17] (TC 15:30)
Wir sehen die historischen Aufnahmen vom 17. Juli 1969 (TC 15:55), abwechselnd Bilder vom Raketenstart und der Mondlandung, dann von der Zuschauermenge. Jubeln, eine Explosion, das Wegbrechen der Rampe. Dann das Aufsetzen der Mondkapsel, eine Familie vor dem Fernseher, die Nahaufnahme eines Astronauten im Helm. Die Bilder belegen also die Antizipation der Öffentlichkeit und zeigen uns den Publikumserfolg der eigens inszenierten „Show".
Dann gelangt die Erzählung recht abrupt zur Schattenseite des Erfolgs. Der Sprecher erklärt uns, dass Michael Collins (neben Armstrong und Aldrin der dritte Mann an Bord) es nie verwunden hat, dass er die Raumkapsel nicht verlassen durfte und heute spurlos verschwunden ist. Armstrong, von seiner plötzlichen Berühmtheit überfordert, soll sich in ein Kloster zurückgezogen haben.
Nun wird uns „David Bowman" vorgestellt, der damals der Leiter der Fernsehübertragung in Houston gewesen sein soll, „infolge eines Kunstfehlers heute auf einem Auge fast blind".[18] Bowmann erinnert sich an Armstrong und erzählt sehr umgangsspachlich von der Kritik Armstrongs ( „who wrote that crap?") an dem berühmten Satz „Dies ist nur ein kleiner Schritt für mich...", den man ihm einen Tag vor dem Start habe zukommen lassen. Überhaupt wird Armstrong von Bowman als lustiger, aber nicht ganz ernstzunehmender Zeitgenosse präsentiert. Er soll vor dem Abschuss allerlei Scherze von sich gegeben haben. Gleichzeitig werden Aufnahmen von den Astronauten auf der Mondoberfläche gezeigt, Armstrong scheint über das Essen in der NASA-Cafeteria und seine Frauengeschichten zu sprechen. Währenddessen schütteln die 200 Techniker in Houson nur den Kopf. Armstrong soll, so Bowman, völlig vergessen haben, dass man seine Gespräche aufzeichnete. Die alltägliche Unterhaltung bringt uns die amerikanischen Helden näher, Banalität wirkt glaubhaft. Gleichzeitig wird hier der Eindruck verstärkt, dass die Mondlandung, so wie sie tatsächlich stattgefunden hat, nicht vorzeigbar war.
Nach der Rückkehr der Astronauten, so der Sprecher, soll Buzz Aldrin „ohne ersichtlichen Grund urplötzlich in eine tiefe Depression" (TC 19:30) gefallen sein. Als Zeugen für diese schwierige Phase kommen Lois Aldrin und eine Maria Vargas[19] zu Wort, deren Beziehung zu Buzz Aldrin nicht weiter erklärt wird. Auch David Scott von der Apollo 15 Mission gibt ein Statement zu Aldrins Alkoholismus ab. Er soll, wie so viele Menschen, eben schwierige Zeiten in seinem Leben gehabt haben und man wisse dabei ja nie so genau, warum. Damit wird nach der Demontage der Heldenfiguren durch die Darstellung einer gewissen Lächerlichkeit wieder emotionale Nähe und Mitgefühl hergestellt.
Aldrin führt aus, wie Nixon im Vorfeld eine Rede vorbereitet habe, falls die Mondmission scheitern sollte. Man sieht dazu Bilder einer Fernsehaufnahme Nixons im Studio. Schliesslich stellt Buzz Aldrin selbst die entscheidende Frage: „Did we... did people go to the moon or not?" (TC 21:10)[20]
1.8. Die Männer im Weissen HausEs folgt eine fast zehnminütige Sequenz, die uns die damaligen Entscheidungsträger präsentieren soll. Zunächst stellt uns der Sprecher „Eve Kandall"[21] vor, die damals Nixons Sekretärin gewesen sein soll. Wir sehen eine Montage aus kurzen Interviewsequenzen mit Donald Rumsfeld (Berater von Richard Nixon), Richard Helms (Direktor der CIA), Alexander Haig (Generalstabchef, Berater von Nixon), Henry Kissinger (Aussenminister unter Nixon) sowie Vernon Walters (CIA). Die Figur der Eve Kandall ergänzt deren Aussagen, von denen sich keine einzige auf die Mondlandung oder Nixon bezieht, um einen Gesamtzusammenhang herzustellen. Die schnellen Schnitte und die ineinander übergehenden Hintergrundgeräusche suggerieren, dass sich alle Gesprächsteilnehmer im selben Raum befänden, dabei wurde jeder von ihnen, wie man auch am Bildhintergrund erkennt, separat aufgenommen[22].
Den angeblichen Bericht über die Umstände der gefälschten Mondaufnahmen ergänzen Jan Harlan und Christiane Kubrick. Die Witwe erinnert sich daran, dass Bögen schwarzen Kartons mit Nadellöchern verwendet wurden, um den Strenenhimmel zu imitieren[23] und wie nervös Kissinger ( „very unlike himself") gewesen sein soll. Plötzlich scheinen hier alle Zeugenaussagen zusammen zu führen und jeder jeden zu kennen. Der ursprüngliche Ausgangspunkt der Geschichte soll Christiane Kubricks Entdecken der Top Secret Dossiers nach dem Tod ihres Mannes gewesen sein und auf einmal erinnert sie sich an Details rund um den Filmdreh, als sei sie dabei gewesen.
Diese Merkwürdigkeit wird noch ergänzt durch die Erläuterungen des nächsten erfundenen Zeitzeugen, eines gewissen Dimitri Muffley[24] (TC 32:00), der die folgenden fünf Minuten des Films neben dem Sprecher wieder die einzige erzählende Instanz ist. Er soll fünfzehn Jahre für den KGB gearbeitet haben, bevor er nach dem Fall der Berliner Mauer gegen einen Überläufer ausgetauscht wurde. Der angebliche Russe erklärt uns in akzentfreiem Englisch alle Unstimmigkeiten auf den Aufnahmen von der Mondlandung und wie offensichtlich die Fehler des Weissen Hauses gewesen sein sollen: „ They wouldn't have fooled a kid of ten ". (TC 31:10)
Zu seinen technischen Erläuterungen[25] werden Fotografien der „inszenierten Mondlandung" gezeigt, die Orchestermusik steigert sich dramatisch. Schließlich informiert uns der Sprecher, dass die Apollo Mission in Wirklichkeit zwar nach Plan verlaufen sei, es aber keine verwertbaren Aufnahmen gab, weshalb alles von den „gefälschten" Aufnahmen abhing. Eines der angeblichen Fotos aus dem geheimen NASA-Archiv zeigt die Oberfläche des Studiomondes mit einer Fotografie von Stanley Kubrick - den Beweis im Bild.
1.9. ShowdownEinem Trommelwirbel und der Überblendung von Weltraumaufnahmen des Mondes mit Bildern aus dem Inneren einer Kirche folgt ein Interview mit "Ambrose Chapel"[26], heute Pastor in Baltimore, der ebenfalls ehemaliger CIA-Agent gewesen sein soll, sich damals aber weigerte an "der Aktion" teilzunehmen.
Chapel erklärt, dass es nun, 30Jahre später und nach dem Tod Kubricks, wohl in Ordnung sei, das Geheimnis zu lüften. Seinen folgenden Ausführungen sind erneut kurze Interviewfetzen mit den Verantwortlichen aus dem Weissen Haus zwischengeschnitten. Die Männer, die am Projekt zur Fälschung der Mondbilder beteiligt gewesen sein sollen, hatten nach dem Dreh angeblich neue Gesichter und Identitäten bekommen - und versprachen, für immer zu verschwinden. Nixon soll mit der Zeit aber immer nervöser geworden sein und habe die Beseitigung der Beteiligten in Auftrag gegeben. Als er es sich, angeblich von seinen Beratern beeinflusst, anders überlegte, sei es schon zu spät gewesen. Der vermeintliche Auftragskiller, "Colonel George Kaplan", habe den Kontakt zum Weissen Haus abgebrochen, um sich mit einigen Männern auf eigene Faust auf die Mission (alle Zeugen zu beseitigen) zu begeben. Diese sollen alte Vietnam-Veteranen gewesen sein und hatten sich angeblich nach Hanoi geflüchtet. Der flüchtigen Spezialeinheit habe man also eine weitere CIA-Einheit hinterher geschickt.
Langsam verliert der Zuschauer den Überblick, um wen es im Folgenden eigentlich gehen soll: Es schliesst sich eine Sequenz mit angeblichen Zeitzeugen aus Vietnam an, Dorfbewohner die sich an das Auftauchen "der Fremden" erinnern. Die Unprofessionalität der ehemaligen Agenten (aus der Perspektive der Vietnamesen berichtet) wirkt komisch, das dargestellte Gesamtbild geradezu absurd und schon lange nicht mehr in sich stimmig. Sie sollen überall leere Bierdosen und McDonald's-Tüten herumliegen lassen[27], den ganzen Tag nur Marihuana geraucht und den Mädchen nachgestellt haben. Sie sollen sich wie Amateure benommen haben, einer habe sich beim Reinigen seiner Pistole selbst erschossen.
Der Behauptung des Sprechers, die "alten Hasen" hätten gewusst, "wie man unerkannt in der Bevölkerung untertaucht" steht der Kommentar eines Dorfbewohners gegenüber, der meinte, es sei nicht schwer gewesen, ihre Verkleidung als vietnamesische Bauern zu entlarven, da der Kommandant ein Schwarzer gewesen sei.
Nach und nach wird es immer komischer, Bild- und Textebene driften weiter auseinander. Nixon soll beim Feiern seines Geburtstages mit seiner Frau in einem Chinarestaurant (!) über das Scheitern der Mission aufgeklärt worden sein und habe den Flüchtigen nochmals 150.000 Mann hinterher geschickt. Der Pentagon soll um mehr Diskretion gebeten haben und soll ( "eine in Asien und Lateinamerika bewährte Methode") vorgeschlagen haben, die Morde als Unfälle zu tarnen. Hierzu sehen wir die Luftaufnahmen der ägyptischen Pyramiden. Kissinger kündigt per Zwischenschnitt ein schändliches Ende an und Ambrose Chapel fährt fort:
Andy Rogers, damals Tontechniker, soll bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein. Die Musik schwillt hier dramatisch an, gezeigt wird die Nahaufnahme (Fotografie) eines auf dem Boden ausgestreckten Mannes mit geschlossenen Augen. Auf seiner zum Betrachter gewandten Schläfe ruht die Hand eines Weihnachtsmanns. Die Kamera zoomt aus dem Bild heraus und wir sehen insgesamt 8 Weihnachtsmänner, die sich um den Verunglückten im Anzug scharen.
Der Regieassistent soll ertrunken im Swimmingpool seines Gartens aufgefunden worden sein. Dazu sehen wir die Rückenaufnahme eines Mannes im vietnamesischen Strohhut, der einen Hund ins Wasser wirft und dabei einen Schrei ausstößt. Der Regisseur Vince Brown soll, laut Chapel, in Patagonien zu kleinen Stücken zerhackt aufgefunden worden sein, wobei die Polizei von einem Selbstmord ausgegangen sei - illustriert wird diese Information von der Aufnahme einer unzähligen Menge Königspinguine und ihrer Jungen[28]. Der Sprecher hingegen behauptet, Vince Brown soll auf einer einsamen Insel des Kerguelen-Archipels erschossen worden sein: "Der Gipfel des Zynismus: Der CIA hat seine Eliminierung sogar gefilmt. " (TC 43:12) Dazu sehen wir den Anflug eines Helikopters auf ein Stück Wiese am Ufer und die Amateuraufnahmen junger Schützen im Gelände, die - mit dem Gewehrlauf nach oben gerichtet, einige Schüsse abgeben.
In den letzten Filmminuten wird noch ein weiterer erfundener Zeitzeuge vorgestellt: Der ehemalige Setdesigner "Bob Stein", soll es geschafft haben, sich zehn Jahre in einer Jeschiwa (Talmudhochschule) in Brooklyn vor seinen Häschern zu verstecken. Daran will sich auch "Rabbi Koenigsberg"[29] erinnern, der Stein versteckt haben soll. Jiddische Musik und die Nahaufnahme eines Davidsterns stellen hier einen letzten filmischen Versuch dar, durch die Religion eine vermeintliche Seriösität herzustellen. Aber letztlich wirkt auch der Rabbi unglaubwürdig, sein jiddisch klingt wie eine Parodie. Er berichtet von der Unfrömmigkeit Steins (glaubte weder an Gott noch seine eigene Existenz) und wie dieser eines Tages in der Bronx von Hooligans aufgeschnappt wurde (die ihn als Juden zwangen, ihre zerrissenen Hosen zu flicken). Nach sechs Monaten im Mount-Sinai Hospital soll Stein, laut Koenigsberg, dann (an den Folgen) gestorben sein.
1.10 AbschlussDer Sprecher fasst den Ausgang des Geschehens für die letzten Überlebenden zusammen: Kubrick soll fünf Jahre nach dem Dreh der falschen Mondlandung den "fatalen Fehler" begangen haben, sich von der NASA die Speziallinse für "Barry Lyndon" auszuleihen. Auf Drängen des CIA-Chefs ging man darauf zwar ein, bis zu seinem Lebensende soll der Regisseur nun aber in Angst gelebt haben. Er "verbarrikadierte" sich angeblich mit Familie auf seinem Anwesen und drehte auch seine letzten Filme dort.
Hier sind wir wieder in der heutigen "Realität" und bei der Ausgangsfrage für das Filmteam von "Opération Lune" angelangt. Die Frage nach dem Hintergrund der NASA-Leihgabe scheint beantwortet. Wir sehen wieder Aufnahmen von Christiane Kubrick, überblendet mit älteren Fotografien von ihr und Stanley Kubrick.
Alexander Haig bestätigt die angebliche Sorge Kubricks und gibt an, dieser habe Angst vor einer Ermordung durch Nixon und die CIA gehabt, Richard Helms gibt sich unwissend: "I don't know what you're talking about" (TC 46:50). Haig verweist auf Walters, der damals die CIA befehligte. Der Sprecher gibt sich an dieser Stelle zum ersten Mal als Teil des Filmteams aus, indem er erklärt, "allein General Walters konnte uns (!!!) bei der Wahrheitsfindung helfen."[30] (TC 47:00)
Walters soll bereit gewesen sein, weiter zu reden, verstarb aber am selben Abend, bevor das Gespräch fortgesetzt werden konnte. Zum Beweis für sein Ableben werden Todesanzeigen aus der Pariser „Libération" und dem „New York Herald Tribune" eingeblendet. Der letzte Artikel verweist auch auf Walters letzten Auftritt im französischen Fernsehen und schließt damit, dass Produzent und Regisseur versicherten, Walters sei kurz zuvor noch in bester Verfassung gewesen.
1.11. AbspannNach einem „fade to black" wird eine Widmung eingeblendet: „à Stanley Kubrick et Vernon Walters". Danach folgen Outtakes (nicht verwendete Aufnahmen) von Versprechern der beteiligten Schauspieler: Gelächter und Hinweise auf einige kleine Unwahrheiten des Films. Rabbi Koenigsberg spricht, wie Maria Vargas, plötzlich französisch und greift nach einem Blatt Text, von dem er abliest. Die Namen der sich selbst spielenden Personen werden genannt. Vernon Walters wird als Komiker gezeigt, er amüsiert sich mit einem Zitat auf Bill Clinton und sagt (kaum merklich schmunzelnd) "Ich will, dass sie mir glauben, denn ich sage die Wahrheit: Ich habe nie eine Beziehung zu dieser Frau gehabt". Weiter werden die Namen der Schauspieler aufgelistet und historische Berater genannt. Die direkte Anrede des Filmteams durch Zeitzeugen und Schauspieler zeigt deutlich die Meta-Ebene jenseits der Erzählung, also die Produktion des Films ( "Do you have it now"/"Was that okay?"/ "I'm sorry, I'm very sorry"/ let's do that again"), und auch einen gewissen Respekt vor der künstlerischen Instanz des Filmemachers bzw. die Bereitschaft, "für die Kamera" mitzuspielen. Schließlich wird den Beteiligten gedankt, insbesondere Christiane Kubrick, die den Film mit den Worten beendet: "That was good fun".
2. 1. Das Medium FernsehsendungUm auf mögliche Wirkungen des Films "Opération lune" auf den Fernsehzuschauer eingehen zu können, muss zunächst das Format Fernsehsendung näher erläutert werden. Fernsehen wird hier als Medium der Massenkommunikation verstanden, was bedeutet, dass eine (meist einseitige) Nachricht von einem Sender an nahezu unbegrenzt viele Empfänger gerichtet ist[31]. Das System Fernsehen funktioniert dabei selbstreferentiell, d.h. dass auf eine Nachricht oder Sendung meist ohne Rückmeldung eine nächste folgt[32] und sich einzelne Sendungen und deren Inhalte immer wieder aufeinanander beziehen.
Während die Medien sich aufeinander beziehen, ist davon auszugehen, dass die Fernsehzuschauer aus den rezipierten Inhalten genauso Referenzen beziehen, diese miteinander verknüpfen und mit anderen Zuschauern (derselben oder ähnlicher Formate) besprechen, da sie sonst „mit der Unsicherheit ihrer Deutungsentwürfe leben müßten.„[33] Es kann sogar davon ausgegangen werden, dass die Beschäftigung mit Medieninhalten von Fernsehsendungen (dazu zählen Bild, Text und Ton) Teil des Alltagslebens[34] in einer medial übersättigten Postmoderne sowie Teil des kulturellen und medialen Gedächtnisses sind.[35]
Geht man weiter davon aus, dass ein Dialog aus einem wechselseitigen Angebot an Deutungsmöglichkeiten der Inhalte einzelner Nachrichten oder Aussagen besteht[36], so ist das Ziel einer gelungenen Kommunikation das Erlangen der bestmöglichen Übereinstimmung darüber, was genau der andere meint. Im Fall Fernsehen ist es aber oft so, dass der Empfänger nicht in den Dialog zum Sender (hier den Filmemachern) treten kann, was besonders bei einem großen Angebot an offenen Deutungsmöglichkeiten zu Frustration führt.
"Opération lune" enttarnt sich selbst zwar nach und nach als Parodie, über viele der angedeuteten Aussagen bleibt der Zuschauer aber im Unklaren. Gerade die Vielzahl von Interpretationssmöglichkeiten macht den Film daher interessant. Anders als offensichtlich satirische Mockumentaries (oder rein informative Dokumentationen, an deren Ende gelegentlich ein Spendenkonto eingeblendet wird), fordert der Film zur weiteren Beschäftigung mit seinen Inhalten heraus. Nicht aus Betroffenheit, sondern weil es dem Menschen ein Bedürfnis ist, die Wahrheit (zumindest laut der Intention des Senders) ausfindig zu machen.
2.3. Definition des Genres "Dokumentarfilm"Als Dokumentarfilm gilt jeder Film, der "tatsächliche Begebenheiten realistisch und beweiskräftig darlegt"[37], während die Methode Dokumentation neben der Bedeutung "Aufzeichung" auch die "Beweisführung durch Dokumente, Beurkundung, Sammlung, Aufbereitung und Nutzung von Dokumenten" meint.[38]
Den Dokumentarfilm als Genre zu definieren, um den Mockumentary als seine Parodie beschreiben zu können, gestaltet sich problematisch, da der theoretische Begriff durch die sich noch immer im Wandel befindende dokumentarische Praxis immer wieder verändert wird.[39]
Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass es gewisse Gemeinsamkeiten und Stereotype gibt, die Filmemacher wie auch Zuschauer als klassische Elemente und Techniken des Dokumentarfilms auffassen. Besonders jene Art von Dokumentarfilm, an die Karel seine Parodie anlehnt: Die Tradition des „klassischen Erklärdokumentarismus"[40], die bis in die 30er Jahre zurückreicht.
Die Dokumentarfilmer geben in diesem Modus vor, eine Realität lediglich vorzufinden und diese zu präsentieren. Eine Geschichte scheint sich quasi von selbst zu ergeben, eins führt zum anderen, wobei die Geschehnisse von einem „auktorial-allwissenden Erzähler"[41] aus dem off kommentiert werden. Die zumeist tiefe, männliche Stimme lässt keinen Zweifel an der „erklärenden Autorität" des Erzählers und wird deshalb auch „voice of god" genannt[42].
Die Schnitttechnik folgt im klassischen Erklärdokumentarismus der Konstruktion der gewünschten Argumentationsfolge und weniger dem zeitlichen Ablauf der Ereignisse. Durch diese Montagetechnik können problemlos auch Gegenstimmen zu Wort kommen, die auf den ersten Blick den Eindruck vermitteln, dass eine Ausgewogenheit der Perspektiven angeboten wird. Der Dokumentarfilm positioniert sich in diesem Modus somit als „Erklärer von Realität"[43].
Im Verlauf des Films stellt sich der Erzähler in "Opération Lune" als genauso unglaubwürdig heraus wie die interviewten Zeitzeugen. Man kann aber vermuten, dass allein durch die Zitierung dieser klassischen Erzählform dem Sprecher mehr Autorität und Unbefangenheit zugestanden wird, als den vorkommenden Personen.[44]
Manche Theoretiker gehen davon aus, dass die Dokumentation eine Abbildung oder Aufzeichnung der Realität ist, andere von einer Interpretation derselben. Hier eine Definition von Paul Rotha aus dem Jahre 1951, die von Rekonstruktion ausgeht:
„By the documentary film is meant all methods of recording on celluloid any aspect of reality interpreted either by factual shooting or by sincere and justifiable reconstruction..."[45]Der Aspekt der rechtmäßig vertretbaren Rekonstruktion eines tatsächlichen Ereignisses lässt sich auch auf den angeblich von Stanley Kubrick produzierten, „gefälschten" Film von der Mondlandung anwenden, entsprechend argumentiert "Opération Lune":
Wenn die „Realität" nicht gezeigt werden kann (also Ereignisse zum Zeitpunkt ihres Geschehens, hier die Original-Aufnahmen der Mondlandung), so scheint es entschuldbar, wenn nicht gerechtfertigt, diese mit dem Anspruch an höchstmögliche Authentizität nachzustellen. Die Empörung der Öffentlichkeit über die „Fälschung" der Filmaufnahmen von der Mondmission entsteht dadurch, dass die „Dokumentation" schon VOR dem eigentlichen Ereignis aufgezeichnet wurde, dass man also „echte" Aufnahmen hätte zeigen können.
Der Film argumentiert allerdings immer wieder, dass die Realität nicht abbildbar sei. Nicht nur im postmodernen Sinne von „es gibt keine objektive Realität", sondern auch textimmanent. Armstrong scheint sich auf der Mondoberfläche zu lächerlich verhalten zu haben, um als amerikanischer Held annehmbar zu sein, Nixon hat angeblich große Angst vor einem Fehlschlag, den man unmöglich zeigen könne bzw. fürchtet, dass selbst beim Gelingen der Mondlandung die „realen" Aufnahmen scheitern oder nicht spektakulär genug sein könnten.
Im Sinne der Entscheidungsträger im Pentagon ist die „Dokumentation" der Mondlandung eine politische Notwendigkeit und dadurch entschuldbar. Man könnte auch sagen: "Opération Lune" ist eine inszenierte Dokumentation über eine inszenierte Dokumentation.
2.4. Der "Mockumentary"Als einer der ersten Mockumentaries gilt der 1984 erschienene Film „This is Spinal Tap - A Rockumentary by Martin DiBergi", er soll namensgebend für das in der Postmoderne sich immer weiter entwickelnde Genre der satirischen, fiktionalen Dokumentation gewesen sein. Nämlich durch die Kombination von Dockumentary und „to mock", also verspotten, soll der Neologismus Mockumentary entstanden sein.[46]
Dabei gibt es innerhalb des Genres große Unterschiede: "This is Spinal Tap" mokiert die in der Moderne weit verbreiteten Road Movies und Dokus über Bands oder Einzelkünstler. Der Film ist durchgängig fiktional und so exaltiert, dass kein Zweifel an seiner Unglaubwürdigkeit besteht. Dieser Rockumentary ist sehr überzogen und bedient sich bestimmter Clichés der Heavy Metal Szene. Die Parodie dekonstruiert[47] den Mythos der Rocklegenden.
Opération Lune hingegen parodiert auf subtile Art und Weise das eigene Genre, nämlich des Filmemachens, der Dokumentation, aus sich selbst heraus und dekonstruiert damit bestimmte Pathosformeln des klassischen Dokumentarfilms und des Anspruchs an „Glaubwürdigkeit". Das Verfahren der Kritik ist immanent, das Begriffssystem wird aus sich selbst heraus aufgelöst, indem die Methoden des klassischen Dokumentarfilms als unglaubwürdig dargestellt werden.
Der Oxford English Dictionary beschreibt „mockumentary" als „television programme or film which takes the form of a serious documentary in order to satirize its subject."Diese Defintion ist zu eng gefasst, will man Opération Lune als Mockumentary bezeichnen. Denn die „Ironie und spöttische Übertreibung"[49] ist hier nicht nur inhaltlich (Verschwörungstheorien zur Mondlandung), sondern eben auch immanent. Nicht nur der klassische Dokumentarfilm wird parodiert, es gibt auch Bezüge zu anderen Mockumentaries (zB die Filmmusik von „Wag the Dog") und alles in allem wird an vielen Stellen deutlich, dass sich die Filmemacher sogar selbst nicht ganz so ernst nehmen. Will man Satire und Parodie klarer abgrenzen, so ist Opération Lune sicherlich eher als Letzteres zu bezeichnen. Die Satire gilt als kritisch-verächtlich, hat ihrem Sujet gegenüber eine eher negative und ablehnende Haltung, die Parodie nimmt eine wohlwollendere Haltung an.[50]
Eines der neueren Werke für den wissenschaftlichen Diskurs zum Genre Mockumentary ist das 2006 erschienene Buch „Docufictions: Essays on the Intersection of Documentary and Fictional Filmmaking." Die Autoren versuchen eine Abgenzung der Genres, indem sie "dokumentarisch" und "fiktional" sowie "Form" und "Inhalt" gegenüberstellen:
Dokumentarische Form + Dokumentarischer Inhalt = Dokumentation
Dokumentarische Form + Fiktionaler Inhalt = Mockumentary
Fiktionale Form + Dokumentarischer Inhalt = Dokudrama
Fiktionale Form + Fiktionaler Inhalt = Fiktion[51]
„Opération Lune" sprengt diese Definition in zweierlei Hinsicht. Erstens ist die Form nicht durchgängig dokumentarisch. Es werden zwar viele Stilmittel der klassischen „Erklärdokumentation" verwendet: Die sonore Stimme des Sprechers, die Unterlegung der Erzählung mit Archivbildern, die Experteninterviews etc. Gleichzeitig verwendet der Film aber auch Elemente des klassischen (z.T. typisch amerikanischen) Spielfilms. Dazu zählt der Plot: Kleines Filmteam/ bescheidener Protagonist, der später zum Held wird, stößt per Zufall auf einen seltsamen Hinweis, den es/ er verfolgt und deckt nach und nach eine Verschwörung auf, die bis in die obersten Etagen der Macht reicht. Aber auch die Technik verwendet z.T. klassisch fiktionale Elemente: (zB bei TC 38:40, als „Colonel George Kaplan" vorgestellt wird) das Folgen der Kamera eines einzelnen Darstellers, dann ein Schnitt, der suggeriert, dass man nun beobachtet, was dieser Darsteller sieht. Mittel der Inszenierung und Dramatisierung sind zB die anschwellende Musik. „Opération Lune" lässt sich also nicht so einfach dem Genre Mockumentary zuschreiben, ohne seine Besonderheiten zu berücksichtigen.
2.5. Postmoderne und die Prädisposition des ZuschauersDie Postmoderne[52] ist gekennzeichnet durch eine Bilderflut. Man sollte deshalb meinen, dass der heutige Fernsehzuschauer seinen Augen ohnehin nicht traut. Bilder können immer schneller in immer größerer Qualität reproduziert und verbreitet werden. Computertechnik ermöglicht es, Bilder zu erschaffen oder Bildmaterial so zu verändern, dass „künstliche" Bilder kaum noch von Fotografien zu unterscheiden sind.[53]
Der durchschnittliche Fernsehzuschauer ist sich sicher dieser Tatsache bewusst und versteht spätestens zum Abspann hin die Kernaussage des Films, dass es keine absolute "Wahrheit" geben kann. Selbst wenn man der Erzählung folgt, wird deutlich, dass alle irgendwie unsaubere Geschäfte betreiben: Der Präsident, CIA, der Pentagon, NASA, Hollywood, die Großkonzerne... An welcher Stelle sich der Zuschauer aber dessen bewusst wird, dass er auch von den Filmemachern an der Nase herumgeführt wird, variiert sehr stark von Person zu Person. Der amerikanische Hochschulprofessor Henry M. Taylor hat die bisher einzige wissenschaftliche Veröffentlichung zu "Opération Lune" verfasst und erwähnt einige Schüler, die den Film im Rahmen seiner Seminare gesehen hatten und bis zum Schluss am Wahrheitsgehalt des Gesagten festhielten. Er bemerkt dies als ungewöhnlich, da man doch an vielen Stellen schon früh erkenne, dass die Bilder dem Text widersprechen. Taylor selbst ist es aber unter anderem entgangen, dass sich der als Paramount-Produzent vorgestellte "Jack Torrance" bei seinem Interview nicht in New York befindet, sondern in Paris. Und das, obwohl sowohl die Bilder an der betreffenden Stelle als auch ein kurzer Kommentar von Torrance im Abspann dies verraten.[54]
Der Versuch, die Wahrheit hinter dem Film „Opération Lune" herauszufinden, kann nur kläglich scheitern. Zu geschickt werden Fakt und Fiktion versponnen. Gleichzeitig kann nicht bewiesen werden, dass es eine objektive Realität überhaupt gibt.
Auch die Frage, ob der Mensch denn nun auf dem Mond gelandet sei, wird offen bleiben müssen. Denn sogar Buzz Aldrin, der ja eigene Erinnerungen an die Mondlandung haben müsste, macht in „Opération Lune" deutlich, dass er sich nicht sicher ist, auf dem Mond gewesen zu sein. Und selbst wenn er es wäre, so haben wissenschaftliche Studien längst erwiesen, dass auch objektiv wirkende Erinnerung eine subjektive Produktion unserer selbst ist. Erinnerung ist genauso manipulierbar wie Fotografien oder bewegte Bilder.[55]
Karels Mockumentary zeigt auf, wie leicht das Fernsehen oder schon eine bestimmte Schnitttechnik den Zuschauer beeinflussen können, er mokiert verbreitete Verschwörungstheorien und die Autorität politischer Führungspersonen. Alles in allem trifft der Film aber, trotz eines an manchen Stellen schwarzen Humors, die Aussage, dass wir alle leicht zu täuschen sind und niemand die Wahrheit für sich gepachtet hat. Die im Film gezeigten „Bösen", also diejenigen Entscheidungsträger, die für das Täuschungsmanöver Mondlandung zuständig gewesen sein sollen, werden als humorvolle, sehr menschliche Persönlichkeiten gezeigt. Der aufwändigen Schnitt, also die Aneinanderreihung kürzester Sequenzen, ist ein liebevoll gestaltetes Element, das für die Gesamtaussage des Films nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Operation Lune ist nicht nur ein kritischer Film, sondern absurderweise gleichzeitig eine Hommage an die hohe Kunst der filmischen Täuschung. Und einen grossen Meister der atemberaubenden Illusionskraft bewegter Bilder: Stanley Kubrick.
Fußnoten[1] Eine detaillierte Transkription des Films findet sich im Anhang
[2] Vgl. http://www.nasa.gov/mission_pages/LRO/news/first-year.html und http://de.wikipedia.org/wiki/Mond#Erdabgewandte_Seite, letzter Aufruf: 20.03.2011
[3] Der Mann im Mond ist eine Figur, die in vielen Geschichten für Kinder auftaucht. Die 1825 erschienene Erzählung „Der Mann im Mond" von Wilhelm Hauff war hingegen, wie „Opération lune", als Satire für Erwachsene intendiert.
[4] Wenn man davon ausgehen kann, dass die meisten Fernsehzuschauer nach dem Tod des bekannten Filmproduzenten durch die Medien zumindest beiläufig mit biographischen Nachrufen, Werkretrospektiven und der Ausstrahlung seiner bekanntesten Werke konfrontiert wurden.
[5] Möglicherweise wird hier das Publikum bereits geteilt (in Christen und Agnostiker). In sieben Tagen soll die Welt erschaffen worden sein, aber „Opération Lune" deutet an, dass Film, Fernsehen und der Beobachter die rezipierte Welt schaffen. Wenn Gott tatsächlich die Welt geschaffen hat, so hat der Mensch ihn an Schöpfungskraft vielleicht bereits übertroffen.
[6] "And then he hit (...) on this Zeiss Lens. It turned out that NASA was the original customer of Zeiss and Stanley then said "Well, let me speak to them and see whether we could test it. Let me worry about that. And it finally worked." (TC 01:15)
[7] Kubrick hat die Speziallinse, von der es zehn Exemplare gab, nicht direkt von der NASA bezogen und sie war auch nicht unbezahlbar oder streng geheim. Siehe dazu Taylor, Henry M. 2007. S. 3
[8] Das genaue Datum wirkt zusätzlich dokumentarisch. In der deutschen Version ist vom 1. Oktober 2001 die Rede, in der englischen und französischen vom 1. Januar 2001
[9] Die Filmemacher mussten davon ausgehen, dass ein Großteil der Zuschauer den Film nicht bei seiner Erstausstrahlung auf ARTE, sondern auf DVD oder im Internet sehen würde. Die Nennung des Kultursenders, der laut eigenen Angaben für "Qualität, Vielfalt und Vertiefung" steht, unterstützt vermulich den Eindruck von Seriosität.
[10] u.a. vom 12. September 1962 im Stadion der Rice University in Houston, Texas.
[11] Sowohl Korea als auch Berlin wurden in kommunistische als auch nicht-kommunistische Zonen eingeteilt. Und obwohl der Wettlauf zum Mond ein wichtiger Aspekt des Kalten Krieges war, galt die Hauptaufmerksamkeit der Amerikanischen Regierung der Abwendung eines drohenden Atomkriegs.
[12] So ist zB die Handlung eines klassischen Westernfilms oder Heldenepos ähnlich aufgebaut: Dem Protagonisten wird ein Unrecht zugefügt, das ihn so sehr trifft, dass er trotz der Übermacht des Gegners in den Kampf zieht und schliesslich trotz gelegentlich vorkommendem Heldentod "siegt", indem er Vergeltung übt.
[13] Sinngemäß zusammengefasst aus dem Französischen übersetzt (TC 04:33). Die deutschen Untertitel fassen Walters Aussage etwas stringenter zusammen (Siehe Transkription). Dennoch: Will man einen Gesprächspartner in einem seriösen, glaubwürdigen Licht erscheinen lassen, schneidet man redundante Wortfetzen, Versprecher etc aus einem Interview heraus. In „Opération lune" werden insgesamt mehr solcher Versatzstücke als zusammenhängende Aussagen gezeigt.
[14] Diese Bemerkung wirkt vor dem Hintergrund diverser historisch belegter Regierungsmorde unglaubwürdig, wenn nicht sogar ironisch.
[15] Es fällt auf, dass der Sprecher öfters von der Vergangenheitsform in den Präsens wechselt. Der Kongress brauchte nicht nur damals den Rückhalt, sondern heute noch, womit vermutlich auf aktuelle politische Geschehen angespielt wird, die ebenfalls Gegenstand von Verschwörungstheorien sind.
[16] Dass „Odysee 2001" ein visionärer Film war, steht außer Frage. Viele Ideen, die im Film gezeigt wurden, konnten später technisch realisiert werden (zB Flachbildschirme). Vgl dazu http://www.nasa.gov/mission_pages/station/main/2001_anniversary.html Dass aber die Astronautenanzüge „bunt aufgepeppt" wurden, widerlegen bereits die Filmbilder. In 2001 sind die Anzüge orange, auf den Fotos von der Mondlandung weiß.
[17] Ronald Reagan war vor Arnold Schwarzenegger der erste Schauspieler in der Amerikanischen Politik. Allerdings ist nicht bekannt, dass er für seine Wahl Unterstützung von der NASA bekam.
[18] Diese Zusatzinformation soll vielleicht die Aufmerksamkeit davon ablenken, dass „David Bowman" der Name des Astronauten in Odysee 2001 ist. Persönliche Informationen verstärken den Eindruck von Authentizität. Der Satz deutet aber möglicherweise auch das Täuschungspotential des Films an, der durch einige Kunstgriffe den Zuschauer fast blind für offensichtliche Ungereimtheiten macht.
[19] Name aus „Die barfüßige Gräfin" von Joseph Mankiewicz, Ava Gardner spielte diese Rolle
[20] Diese Frage ist wie ein Schock, denn wenn sich selbst die einzigen Menschen, die es sicher wissen müssten, nicht über die Realität im Klaren sind, kann diese nicht gefunden werden.
[21] Name der Filmpartnerin von George Kaplan (Cary Grant) aus Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte"
[22] Die Interviews sind einer früheren Dokumentation von William Karel mit dem Titel „Les hommes de la maison blanche" entnommen (France, Point du jour. 2000. 57min).
[23] Ein weiteres Beispiel für die vielen Brüche innerhalb der Argumentation: Man habe Pappkarton für die im Vorfeld als teuerste Produktion der Filmgeschichte bezeichneten Aufnahmen verwendet.
[24] Zusammensetzung zweier Namen aus Stanley Kubricks „Dr. Strangelove". Der russische Präsident heisst Dimitri, der amerikanische Muffley.
[25] Auf die technischen "Beweise" für die Fälschung der Aufnahmen wird hier nicht näher eingegangen, es finden sich allerdings ausführliche Gegendarstellungen im Internet.
[26] Name der Kapelle in Alfred Hitchcocks „Der Mann, der zuviel wusste"
[27] Vietnam ist eines der wenigen Länder, in denen es bis heute keinen McDonalds gibt.
[28] Große Königspinguinkolonien nisten auf den Kerguelen, an dieser Stelle steht die Bildinformation dennoch ohne Zusammenhang und wirkt deshalb irritierend
[29] Rabbin Koenigsberg ist der Geburtsname von Woody Allen
[30] Hier wird ein Trick zur Generierung von Authentizität angewandt. Aus dem Off hören wir, wie jemand Walters versichert, dass die Kamera ausgeschaltet sei, während die Bilder weiterlaufen.
[31] Vgl dazu Charlton/Klemm: „Fernsehen und Anschlußkommunikation", 1998 S.710
[32] Ausgenommen hiervon sind Zb Themenabende (zumeist bei den öffentlich-rechtlichen Sendern) bei denen auf einen Spielfilm eine Diskussion über dessen Inhalt folgt
[33] Charlton/Klemm: Fernsehen und Anschlußkommunikation. S.710
[34] Vgl Kohli, Martin: Fernsehen und Alltagswelt. Ein Modell des Rezeptionsprozesses. In: Rundfunk und Fernsehen 25 (1977), S. 70-84.
[35] Vgl. Kepplinger, Hans Matthias/Verena Martin: Die Funktionen der Massenmedien in der Alltagskommunikation. In: Publizistik 31 (1986), S. 118-128
[36] Vgl das Kommunikationsmodell des Nachrichtenquadrats von Friedemann Schulz von Thun, 1977
[37] Vgl. Wahrig deutsches Wörterbuch, S. 359
[39] „Es wird deutlich, dass es keine einheitliche unumstrittene Definition von Dokumentarfilm gibt. Vielmehr stehen sich unterschiedliche, zum Teil widersprechende Ansätze gegenüber." Vgl. Sextro, Maren: S.15
[40] Hohenberger, Eva, 1988, S.121ff.
[41] Koebner, Thomas (Hg.) Reclams Sachlexikon des Films. 2002, S. 127.
[42] Vgl. Sextro, Maren: S.21
[43] Sextro, Maren. S.21-22
[44] Das Motiv des "unzuverlässigen Erzählens" taucht schon in der romantischen Literatur auf, wurde als Begriff aber erst 1961 von dem amerikanischen Literaturwissenschaftler Wayne C. Booth definiert. Für einen postmodernen Film ist es nicht ungewöhnlich, dass der Sprecher in "Opération Lune", je nach Position des Fernsehzuschauers, nicht eindeutig als glaubhaft oder unglaubwürdig zugeordnet werden kann. Für diese Form des "mimetisch unentscheidbares Erzählen" gilt, dass es keinen festen Bezugspunkt, keine "eindeutig bestimmbare erzählte Welt hinter der Rede des Erzählers" gibt. Siehe Http://de.wikipedia.org/wiki/Unzuverlässiges_Erzählen, letzter Aufruf am 25.03.2011
[45] Rotha, Paul: Documentary Film. 1951, S.30
[46] Vgl dazu Sextro, Maren: Mockumentaries und die Dekonstruktion des klassischen Dokumentarfilms, S. 11 und Doherty, Thomas (2003): The sincerest Form of Flattery: A Brief History of the Mockumentary, in: Cineaste 28.4, S. 22-24
[47] Vgl dazu u.a. Culler, Jonathan: Dekonstruktion. 1988 und Kimmerle, Heinz: Derrida zur Einführung. 1988 S.48
[48] Http://oxforddictionaries.com/view/entry/m_en_gb0527370#m_en_gb0527370
[49] Satire: „Literaturgattung, die durch Ironie und spöttische Übertreibung menschliche Schwächen, politische Ereignisse u.Ä. kritisiert" In: Gerhard Wahrig, S. 1081
[50] Vgl. Filmstellen VSETH/VSU: Parodie & Satire. 1992, S.20 ff.
[51] Rhodes, Gary D./ Springer, John Parris: Docufictions. 2006, S. 4
[52] in den 1960er Jahren eingeführter Begriff der Kulturtheorie für Entwicklungen u.a. In Architektur, Kunst, Literatur und Musik; auf die Moderne folgende Epoche, die durch Subjektivismus, Stilpluralismus und spielerischen Umgang mit historischen Elementen gekennzeichnet ist. Vgl. Wahrig, Deutsches Wörterbuch
[53] Vgl. Jean Baudrillards Begriff der Hyperrealität, In: "Requiem für die Medien", 1972
[54] "Ah non, j'ai le temps, je dois être à onze heures à Boulogne, (Vorort von Paris) c'est pas loin"
[55] Mit dem Prinzip der „induzierten Erinerung" hat sich die Psychologin Elizabeth Loft bereits in den neunziger Jahren befasst. Vgl. dazu „Trau bloß nicht deinem Kopf" im „Spiegel" vom 13.11.2007 http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,516929,00.html, letzter Aufruf 20.03.2011