Tag für Tag sortiert, verwaltet und entwickelt Walter Mitty Bilder im Archiv der Zeitschrift "Life". Trister Alltag bestimmt das Leben des Durchschnittstypen. Früher ein Skater und Weltenbummler mit Irokesenschnitt änderte der Tod des Vaters das Leben des 17-jährigen Teenagers. Um seine Familie zu unterstützen, sucht er sich einen Job, anstatt die Welt zu bereisen. Den draufgängerischen Mitty gibt es nur noch in seiner Fantasie. Wenn er sich (stets in unpassenden Momenten) aus der Realität ausklinkt, wird er als Lebensretter und Erfolgsmensch charismatisch, mutig und cool.
Bis die Gegenwart ihn einholt: Print ist out, Online ist in. Für die letzte gedruckte Ausgabe von "Life" muss sich Mitty (Ben Stiller) auf die Suche nach dem verschollenen Coverfoto begeben und entdeckt - typisch Hollywood - so den Sinn des Lebens wieder. Mitty fasst seinen Mut zusammen und begibt sich auf eine Reise um die Welt - diesmal eine reale Reise. Er wächst vom unscheinbaren Typen zum selbstbewussten Charakterkopf heran und findet sich selbst, das Leben, die Liebe und vergessene Träume wieder.
Ben Stiller, der auch Regie führte, verleiht Walter Mitty seine typische Stiller-Note: sympathisch, liebenswert, ein bisschen tollpatschig, Zielscheibe für Spott, unterschätzt. Oft lustig, häufig kitschig und manchmal romantisch ist "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" geworden, die etwas Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen. Stillers Remake ist bereits die zweite Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte von James Thurber. Der Klassiker erschien bereits 1939 im New Yorker. Seitdem bezeichnet der Begriff „Walter Mitty" im Englischen gedankenverlorene Tagträumer, die im Leben nicht voran kommen oder vorgeben, jemand zu sein, der sie nicht sind.
Beeindruckend sind die Naturaufnahmen und die eigentliche Geschichte des Films hinter Klamauk und Schnulze: Die Beziehung zwischen dem draufgängerischen „Life"-Fotografen Sean O'Connell (Sean Penn) und Mitty. Zwar sind sich beide noch nie begegnet, aber die gegenseitige Wertschätzung für die berufliche Leistung des anderen verbindet sie und macht ihre Arbeit überhaupt erst möglich. Und am Ende sind sich die beiden ähnlicher als gedacht. Den Respekt und die Anerkennung, die beide Figuren für einander haben, und auf denen ihre Handlungen beruhen, ist, was ihre Geschichte erzählenswert macht - und das ist sehenswert.
Der Film läuft seit dem 1. Januar 2014 in die Kinos.