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„Es soll endlich aufhören"

23 Betroffene werfen dem Direktor einer Musikschule in Niederösterreich schwere Vergehen vor, darunter sexuelle Übergriffe, rassistische Beschimpfungen und Drohungen. Politische Verbindungen in die ÖVP sollen ihn seit vielen Jahren schützen

Lukas und Johannes spielen Tischfußball, als ein kleines Mädchen ins Zimmer kommt. Sie möchte sich umziehen, sagt es, für ein Konzert. Die beiden Buben verlassen den Raum. Sie sind 13, das Mädchen neun Jahre alt. Draußen auf dem Gang der Musikschule kommt ihnen der Direktor entgegen. „Na geh!", erwidert er auf ihre Erklärung. „Bleibts ruhig drinnen. Dann sehts ihr wenigstens einmal echte Negertitten!"

So spricht ein Schuldirektor über eine Neunjährige mit afrikanischen Wurzeln? Kein Einzelfall an der Musikschule in einem kleinen niederösterreichischen Dorf. Es darf hier - so wie der Name des Musikschuldirektors - aus medienrechtlichen Gründen nicht genannt werden, auch zum Schutze der Betroffenen, die dem Falter allesamt namentlich bekannt sind. Doch die Verdachtslage ist so massiv und der Fall so exemplarisch, dass er auch anonymisiert Öffentlichkeit verdient. Er zeigt, wie Macht missbraucht, Kinder und Frauen sexuell belästigt werden - und wie Verantwortliche wegschauen.

„Russenfut" soll der Direktor eine russischstämmige Lehrerin genannt haben, wenn diese nicht anwesend war. „Spiel nicht so schwanzlos!", habe er Buben zugerufen, wenn beim Musizieren Fehler passierten. „‚Beidl' für Buben und Männer sowie ‚Schlampe' für Mädchen und Frauen gehören zum Standardvokabular des Direktors und werden täglich gebraucht", erzählt Martin W., ehemaliges Vorstandsmitglied des zugehörigen Musikvereins, in einem schriftlichen Statement.

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