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Die Stimme der Straße

Am 3. April stellt sich Ungarns Premier Viktor Orbán zur Wiederwahl. Um die Wähler seiner Fidesz-Partei zu erreichen, fährt der wichtigste YouTuber des Landes, Márton Gulyás, in einem TV-Truck quer durchs Land.

Es ist 6 Uhr morgens, im Wohnwagen wird gedrängelt, Menschen mit Headsets kochen Kaffee. Márton Gulyás sitzt auf der schmalen Küchenbank, eingepackt in eine altrosa Daunenjacke, ihm gegenüber dreht eine Redakteurin die ersten Zigaretten. Der 35-Jährige ist versunken in sein iPad, schaut kaum auf, als Kollegen an ihm vorbeihasten.

Es sind die letzten Minuten vor Beginn der täglichen Morgenshow des Budapester Online-Kanals Partizán. Zwei Stunden lang wird Gulyás moderieren, einen Influencer zum Ukraine-Krieg befragen und eine Live-Reportage über einen Lehrer-Streik bringen. Der Name seiner Show: "Agitpop". Aufgenommen in einem roten LKW, mit silbern aufpolierter Schnauze. Aus dem Anhänger ragt eine Art Wintergarten, ein verglastes Podest, in dem Scheinwerfer und Bildschirme flackern: das TV-Studio.

Seit einem Monat fährt die Redaktion quer durch Ungarn, von einer Kleinstadt in die nächste. Heute führt die Tour nach Hatvan, östlich von Budapest. Der Prototyp der ungarischen Kleinstadt:

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