Neu ist computergestützte Gesichtserkennung nicht: Jede Digitalkamera kann heute Gesichter in einem Bild finden und fokussieren. Durch einen Algorithmus kann ein Gesicht identifiziert werden, wenn bestimmte Merkmale bekannt sind, etwa die geometrische Anordnung von Augen, Nase und Mund.
Wenn es nach Bundesinnenminister Thomas de Maizière geht, soll dies bald mit den Überwachungskameras auf deutschen Flughäfen und Bahnhöfen möglich sein. Die Technik sei schon erprobt, müsse jedoch noch weiter entwickelt werden, sagt der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt: "Das gibt es beispielsweise in Spielhallen. Damit sollen Personen ausgeschlossen werden, die aus welchen Gründen auch immer am Spielbetrieb nicht teilnehmen dürfen." Manche Spielsüchtige zum Beispiel stellen ihre Bilder sogar freiwillig zur Verfügung, um sich selbst zu schützen. In diesem Fall handelt es sich jedoch um eine sehr kleine Datenbank.
Wendt sieht jedoch Probleme für größere Datensammlungen: Werde das beispielsweise auf Flughäfen oder an Bahnhöfen eingesetzt, um verdächtige Personen rechtzeitig zu erkennen, "wird natürlich ein Vielfaches, ein Vielmillionenfaches an Daten bewegt". Das stelle hohe Anforderungen an die Kapazität. Skeptisch ist der innenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz. Er wirft dem Innenminister vor, nur Schlagzeilen machen zu wollen. Um die Sicherheit zu erhöhen, müssten ganz andere Themen angesprochen werden: "Wir brauchen einheitliche Gefährder-Definitionen", um sich in Europa auszutauschen, wer eigentlich gefährlich sei. Diese einheitlichen Definitionen gebe es nicht, auch sie müsse das Bundesinnenministerium liefern. Doch "stattdessen führt man eben Diskussionen über Projekte, die nicht finanzierbar sind", sagte von Notz. Sie bräuchten zehn Jahre, bevor sie zuverlässig zum Einsatz kommen könnten.
Im Gegensatz dazu hält der Polizeigewerkschafter Wendt die Forderung nach Überwachungskameras mit Gesichtserkennung aber für umsetzbar: "Thomas de Maizière hat Recht", sagt er. In Zeiten des Terrorismus, müsse man solche Dinge in Erwägung ziehen und die Technik weiter voranbringen.
Wie das Bundesinnenministerium dazu auf Anfrage von MDR AKTUELL mitteilte, haben erste Gespräche mit der Deutschen Bahn AG, mit der Bundespolizei und dem BKA zu dem Thema bereits stattgefunden. Dabei sei es eben um die Frage gegangen, welche Datenbanken für deratige Abgleiche genutzt werden könnten. Der Flughafenverband ADV sprach sich für die Gesichtserkennung aus. Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel meinte, im Flugverkehr habe die Sicherheit höchste Priorität. Der Bundesinnenminister hatte am Wochenende den Einsatz der Systeme angeregt, neben den Grünen äußerten jedoch auch Datenschützer ihre Bedenken gegen ein solches Vorhaben.
Zuletzt aktualisiert: 23. August 2016, 09:07 Uhr